Einführung von Krypto-Währung: Schweden prüft das Aus des Bargelds
Die Zentralbank will die komplett elektronische Krone einführen. So möchte sie die Kontrolle über Zahlungen zurückerlangen.
„Dann hätten wir uns binnen 350 Jahren von Kupfermünzen bis hin zu einer E-Währung entwickelt“, konstatierte Reichsbankchef Stefan Ingves kürzlich. Und machte auch klar, dass er zu dieser Entwicklung eigentlich keine Alternative sehe. Der Staat verliere derzeit immer größere Teile seines einstigen Monopols über den Zahlungsverkehr. Der werde nun in wachsenden Masse von kommerziellen Akteuren kontrolliert. Vor allem in einer Krisensituation könnte das problematisch werden. Ingves: „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die den Job für die Allgemeinheit machen.“
Schweden ist auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft schon weit vorangekommen. In einer aktuellen Untersuchung geben nur ein Viertel der SchwedInnen an, wenigstens einmal pro Woche noch mit Barem zu hantieren. Weniger als 15 Prozent aller Transaktionen werden mit Bargeld abgewickelt, das Gros dagegen mit Bank- und Kreditkarten oder den immer populäreren Bezahl-Apps. Die Zahl der Läden mit dem Hinweis „kontantfri butik“, bargeldloses Geschäft, wächst. Sogar die überwiegende Zahl der Bankfilialen funktioniert mittlerweile „kontantfria“.
Kontrolle zurückholen
Handel und Banken hätten damit zunehmend das System eines allgemein akzeptierten und für alle zugänglichen Zahlungssystems unterlaufen und durch ihre kommerziellen Lösungen ersetzt, kritisiert Ingves: „Unsere BürgerInnen würden es sicher auch nicht gut finden, wenn wir gesellschaftliche Funktionen wie Militär oder Justiz privaten Akteuren überlassen würden.“ Mit elektronischem Notenbankgeld will sich die Reichsbank die Kontrolle über einen für alle BürgerInnen kostenfreien und gleichberechtigt zugänglichen Geldtransfer zurückholen.
Eine mögliche Umsetzung: Jeder Bürger hat ein Konto direkt bei der Reichsbank, über das dann der alltägliche Zahlungsverkehr in elektronischer Form abgewickelt werden könnte. Ansonsten, so Ingves, „könnten wir in einer Situation landen, wo wir die Kontrolle über das eigene Geldwesen verlieren“.
In der Bundesrepublik lässt sich dagegen ein ganz anderer Trend beobachten. Während das Bargeld nahezu überall in Europa an Bedeutung verliert, horten die Deutschen ihre Scheine. Laut der Bundesbank steigt die Nachfrage nach Barem jährlich an, nicht unbedingt, um damit Zahlungen abzuwickeln, sondern vielfach als Wertaufbewahrungsmittel.
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