Eindämmung der Coronapandemie: Lieber ein Test zu viel
Gesundheitsminister Lauterbach will die kostenlosen Coronatests für fast alle abschaffen. Dabei sind diese für die Pandemiebekämpfung zentral.
D er Bund will nicht länger Coronatests für alle bezahlen. SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hält das für „nicht unbedingt notwendig“ – nur noch bestimmte Gruppen sollen kostenlose Tests bekommen. Weniger Tests hieße bessere Kontrollen. Qualität statt Quantität. Eine nette Idee, aber die Tests werden nicht zuverlässiger, wenn nun die meisten selbst dafür zahlen.
Lauterbach hat vermutlich recht, wenn er kritisiert, dass viele Teststellen nur minderwertig auswerten und ihre Ergebnisse nur bedingt zuverlässig sind. Ein Stäbchen, für ein paar Millisekunden halbherzig im Nasenloch gedreht, sammelt so kein Material und kann auch keine Viren nachweisen. Wie will der Staat die unüberschaubare Menge privater Teststellen kontrollieren, die er mit Milliarden seit Monaten finanziert? Dass es darunter sogar welche gibt, die nicht testen und trotzdem kassieren, war besonders peinlich für die Bundesregierung. Aber nun kurzfristig die Gelder zu reduzieren erhöht nicht einfach die Qualität.
Würde sich die Regierung darauf konzentrieren, die Zuverlässigkeit der sogenannten Bürgertests zu erhöhen, wäre das ein ordentlicher Fortschritt. Wer frühzeitig eine Corona-Infektion bemerkt, steckt weniger Leute an, wer sich nicht ansteckt, kann kein Long Covid entwickeln. Zudem gibt es mittlerweile Medikamente, die Risikofaktoren verringern, aber möglichst früh eingesetzt werden müssen. Für Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen ist Corona immer noch eine potenziell tödliche Krankheit.
Dann lieber ein Test zu viel als einer zu wenig. Solange sie kostenlos sind, ist die Hürde deutlich niedriger, gerade während der aktuellen Inflation, bei der jeder ausgegebene Euro doppelt schmerzt und Menschen bereits auf Salat verzichten.
Hinzu kommt: Kurz vor knapp ist noch unklar, wer ab Juli noch Gratistests bekommt. Die Testverordnung gilt noch bis zum 30. Juni, und trotzdem sagte Lauterbach am Donnerstag: „Details sind noch auszuarbeiten.“
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