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Ein unerwartet harmonisches Kennenlernen

Arbeitsplätze Mit Elke Breitenbach besuchte erstmals seit sechs Jahren wieder ein linkes Senatsmitglied die IHK

Mehr Weiterbildung, Lehrlingsheime, um Azubis und damit künftige Fachkräfte nach Berlin ködern zu können, und mehr Flexibilität in Sachen Kinderbetreuung und Angehörigenpflege: beim ersten Auftritt eines Linkspartei-Senatsmitglieds bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) seit sechs Jahren hatte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach am Mittwoch gleich eine ganze Liste von Forderungen dabei. Die Stimmung in der IHK-Zentrale belastete das trotzdem nicht – IHK-Präsidentin ­Beatrice Kramm war sich schon in einleitenden Worten sicher: „Wir kämpfen gegen Fachkräftemangel, und ich glaube: Sie können uns helfen.“

Vor rund 150 Wirtschaftsvertretern und weiteren Gästen, darunter auch zwei AfD-Abgeordnetenhausmitglieder, griff Breitenbach Kramms brückenbauende Einleitung auf: Politik und Wirtschaft seien nicht deckungsgleich, könnten es auch nicht sein, „aber man kann sich an vielen Punkten treffen“. Großes Potenzial sieht sie bei alleinerziehenden Frauen, die gern mehr arbeiten würden, es aber mangels Kinderbetreuung nicht könnten. Da müssen aus ihrer Sicht die Unternehmen flexibler werden, selbst aktiv werden: „Wir hatten auch schon Zeiten von Betriebskindergärten – das war nicht die schlechteste Einrichtung.“ Ähnliches Potenzial gebe es auch bei Behinderten, die in der Statistik mit ihren Notendurchschnitten über dem Durchschnitt lägen.

Was an der folgenden Diskussion auffällt: Als ein FDP-Abgeordneter Pläne für eine Ausbildungsplatzabgabe kritisiert und dem Senat zu viel Ausbildungsbürokratie vorwirft, springt IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder Breitenbach zur Seite – man habe schon vor Jahren damit aufgehört, bei diesem Thema aufeinander ein­zuprügeln. „Und was die Ausbildungsbürokratie angeht“, sagt er dem FDP-Mann, „da wenden Sie sich an uns – das ist IHK-Bürokratie“.

Zu ihrem immer noch neuen Job sagt Breitenbach viereinhalb Monate nach ihrer Ernennung: „Das Leben als Senatorin ist kein Ponyhof.“ Und was die rot-rot-grüne Koalition angeht: Ja, man habe den Start versemmelt, „da hat auch meine Partei Fehler gemacht.“ Aber inzwischen habe man sich zurechtgeruckelt. Ob denn Rot-Rot-Grün auch ein Modell für eine Bundesregierung sei, will Eder noch wissen, „mit Sahra Wagenknecht als Außenministerin und Anton Hofreiter als Verkehrsminister“? Breitenbach sagt, sie sei keine Freundin von Sahra Wagenknecht – und empfiehlt dann R2G: „Für mich wäre es eine Option für einen echten Politikwechsel.“

Stefan Alberti

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