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Ein liberaler Bürgertribun

Bei den heutigen Vorwahlen will Mark Green demokratischer Kandidat für das New Yorker Bürgermeisteramt werden

Mark Green ist liberal, ein Demokrat und der Favorit im Rennen um das Amt des Bürgermeisters von New York City. Das jetzige Stadtoberhaupt Rudolph „Rudi“ Giuliani darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Heute werden Demokraten und Republikaner in getrennten Vorwahlen ihre Spitzenkandidaten für die Wahl am 4. November aufstellen.

Der 56-jährige Green, dessen Großeltern aus Polen und Russland als Handwerker in die USA kamen, dominiert den Wahlkampf um die Spitzenkandidatur bei den Demokraten und die Auseinandersetzung mit dem republikanischen Kandidaten Michael Bloomberg. Keiner seiner Mitbewerber ist auf den Straßen der Millionenmetropole New York so bekannt wie der ehemalige Anti-Vietnamkrieg-Aktivist Green. Seit 21 Jahren ist der Rechtsanwalt im politischen Geschäft. Als Mitarbeiter des Kongressabgeordneten Gary Hart machte sich der Harvard-Absolvent einen Namen als Linksliberaler in Washington. Später war er in verschiedenen Positionen für die New Yorker Stadtverwaltung tätig. Zuletzt hat er als Anwalt für öffentliche Belange – eine Art Volkstribun – mehrmals gegen die Polizei-Politik des Bürgermeisters geklagt und sich als Giuliani-Feind positioniert. Einer seiner engsten politischen Freunde ist Ralph Nader, der wohl bekannteste Verbraucherschützer der USA und bei den letzten beiden Wahlen Präsidentschaftskandidat der Grünen. Das Amt des Bürgermeisters der Millionenmetropole soll die politische Karriere des gebürtigen New Yorkers Green krönen.

Dafür tut er alles. Seit Anfang April ist Green auf Wahlkampftour. Ständig wiederholt er sein Programm. Er will mehr Lehrer einstellen, die Umweltverschmutzung bekämpfen und ein neues Wohnungsbauprogramm starten. Vor ideologischen Salti schreckt der Vater zweier Kinder nicht zurück. Er will sein radikales Image loswerden. Ursprünglich kritisierte Green die „Zero Tolerance“-Politik Giulianis als rassistisch motiviert. Dann schockte er seine farbigen Anhänger, als er William Bratton, den Chefideologen dieser Politik, ins Wahlkampfteam einband. Seine linken Parteigenossen hat er gleichzeitig vor den Kopf gestoßen, als er die Einschnitte in das Sozialsystem durch Bill Clinton nachträglich billigte. Das neue Image allein reicht nicht, um in New York Wahlen zu gewinnen. Die Entscheidung bringen zwei Wettbewerbe: Wer hat den besseren Handschlag? Und wer hat die größte Anzahl einflussreicher Personen hinter sich?

Im Handschlagen ist Green Meister. Er weiß, wie wichtig es ist, dass ihm die Wähler persönlich ins Gesicht sehen. Jeden Morgen stellt sich der Jurist an eine andere U-Bahnstation. Er hat eine besondere Technik entwickelt. Zusätzlich zum Händedruck klopft Green auf die Schulter. Aber nicht arrogant von oben. Sondern an die Seite. Die Geste scheint zu sagen: „Wie läuft’s, KUMPEL? Wenn ich Zeit hätte, würde ich mich am liebsten nur mit DIR unterhalten.“

Auch beim Kampf um einflussreiche Unterstützer liegt Green vorne – so hat er etwa David Dinkins für sich gewinnen können, der von 1990 bis 1993 als erster schwarzer Bürgermeister New York City für die Demokraten regierte. Und die New York Times, die wichtigste Zeitung der Stadt, hat öffentlich erklärt, sie unterstütze Green im Wahlkampf. DAVID SCHRAVEN

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