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Ehemalige Kirche in IstanbulChora-Museum wird zur Moschee

Nach der Umwidmung der Hagia Sophia lässt Erdoğan das Chora-Museum umwandeln. Es ist wegen zahlreicher Mosaiken eine Touristenattraktion.

Präsident Erdogan will auch das Chora-Museum in Istanbul in eine Moschee umnutzen lassen Foto: Fatih Saribas/reuters

Istanbul taz/dpa | Nach der Hagia Sophia wird ein weiteres wichtiges Istanbuler Museum in eine Moschee umgewandelt. Die ehemalige Chora-Kirche werde für das muslimische Gebet geöffnet, hieß es in dem Dekret des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, das am Freitagmorgen veröffentlicht wurde. In dem Gebäude, wie die Hagia Sophia ebenfalls ein byzantinisches Bauwerk aus dem 6. Jahrhundert, sind die spektakulärsten byzantinischen Mosaiken von Istanbul zu sehen.

Die Chora-Kirche war Teil eines Klosters, das zur Zeit seines Baus weit vor der Stadt in den Feldern vor Konstantinopel lag. Das Kloster diente ehemaligen wichtigen byzantinischen Würdenträgern nach ihrem aktiven Dienst als Rückzugsort. Die Klosterstiftung war entsprechend reich und so wurden die Kirche und die Vorräume der Kirche mit sehr wertvollen Mosaiken ausgestattet. Unter anderem ist im Vorraum der Kirche eine Darstellung des Apostel Paulus zu sehen, die seinem tatsächlichen Aussehen nahe kommen soll.

Das Kloster wurde nach der Eroberung Konstantinopels von den Osmanen im Jahr 1511 in eine Moschee umgewandelt. 1945 wurde es von der damaligen kemalistischen Regierung unter Präsident Ismet Inönü wie schon zuvor die Hagia Sophia in ein Museum umgewidmet. Zahlreiche westliche Institute haben in den folgenden Jahrzehnten viel Geld und Mühe aufgewandt, um die historisch besonders wertvollen Mosaiken zu restaurieren. In den 1980er Jahren kaufte eine private Stiftung die verfallenen Häuser rund um das Chora-Museum auf, restaurierte sie und machte so das gesamte Gelände zu einer touristischen Attraktion.

Das Museum wurde in den letzten Jahren renoviert und war deshalb nur teilweise zugänglich. Jetzt soll die ehemalige Kirche wieder zu einer muslimischen Gebetsstätte werden. Das Chora-Museum ist im Vergleich zur Hagia Sophia mit sehr viel mehr Mosaiken ausgestattet. Es ist deshalb schwer vorstellbar, wie diese Mosaiken während der Gebete verdeckt werden sollen, um anschließend wieder für normale Besucher zugänglich zu sein.

Athen kritisierte die Entscheidung scharf

Doch Präsident Erdoğan hat andere Prioritäten als den kunsthistorischen Wert der alten Stadt Istanbul herauszustreichen. Er will seine Rolle als muslimischer Führer unter Beweis stellen und ist nun systematisch dabei, alle ehemals byzantinischen Kirchen in Moscheen umzuwandeln.

Im Juli hatte die Umwandlung des berühmten Wahrzeichens Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee international für viel Kritik gesorgt. Athen kritisierte die Entscheidung zum Chora-Museum scharf: „Es ist noch eine Provokation der internationalen Gemeinschaft, die die Monumente der Kultur der Menschheit respektiert“, erklärte das griechische Außenministerium am Freitag.

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16 Kommentare

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  • Klar. Kann den Langen auch auf den Tod nicht ab.



    &



    Diese neuerliche Umwandlung paßt haarklein zu ihm.

    Nur sollte nicht übersehen werden.



    Daß sich in den internationalen - den europäischen.



    Und insbesondere den Deutschen Protest.



    Sich doch satte Krokodilstränen mischen.

    kurz - Die zivilgesellschatliche Türkei.



    Über Jahrzehnte am steifen Arm verhungern lassen.



    Und sich dann wundern - daß mit Erbakan & jetzt Erdogan.



    Diese Retrotürken - absehbar Nägel mit Köppen machen.



    Solch verlogenes Wundern. Das ist schlichte Heuchelei. Newahr.



    Normal.

    • @Lowandorder:

      Wie erfolgreich die EU die Demokratieentwicklung in jüngeren Beitrittsstaaten beeinflusst sieht mer bei einigen Ländern des ehemaligen Wahrschauer Pakt, welche die EU eher als Subventionsabzockinstitution betrachten und repressionsfrei ihre antidemokratische Linie incl. dem teilweisen Versickern der EU-Kohle in Spezl-Töpfen usw. durchziehen.



      Ich meine hier ned nur Ungarn, Polen etc. sondern (als Ossi) auch die ehemalige DDR. Hier wird auch zu 20+ % ne Faschopartei gewählt.

    • @Lowandorder:

      Richtig. Dieses lange locken und gleichzeitige hinhalten bzgl EU-Beitrag führt zu dem was wir heute sehen.

  • Ist Erdogan dabei, alle ehemals byzantinischen Kirchen in Moscheen umzuwandeln. Oder reaktiviert er ehemalige Moscheen, die zwischenzeitlich andere Zwecke erfüllten?

    • @Berliner Berlin:

      Die Chora wurde im 6. Jahrhundert erbaut, die Hagia Sophia um 570. Der Islam wurde im 7. Jahrhundert von Mohammed ins Leben gerufen und da war von Moscheen wie wir sie kennen noch lange nicht die Rede. Die meisten byzantinischen Kirchen sind also schon immer Kirchen gewesen, die lediglich in der Zeit der osmanischen Eroberungszüge als Moscheen umgenutzt wurden. Später unter Atatürk dann sekularisiert und als Museen umgewidmet. Mit der Umwandlung in Moscheen demonstriert Erdogan lediglich seine Machtposition gegenüber Europa. Die Gläubigen sind ihm vermutlich egal, er braucht sie bloss als Stimmvieh um seine rückwärtsgewandte Politik weiter zu zementieren...

      • @Devon Miles:

        Also reaktiviert er nun ehemalige Moscheen, oder nicht? Ob das vorher mal Kirchen, Ställe oder Fincas waren, war nicht die Frage.

      • @Devon Miles:

        Tja in Andalusien und Sizilien wurde auch so einiges umgewidmet was früher Moschee war, und davor nicht gebaut. Ehrlich, ich finde es völlig egal. Solange es irgendein Gebetshaus egal welcher Klub ist und nicht, siehe Frankreich, ein Kuhstall. Man hätte es durch eine andere EU Politik verhindern können aber so... was soll’s. Sich hier aufregen und gleichzeitig stehen die Kirchen leer finde ich gekünstelt.

        • @sachmah:

          Mag ja sein.

          Kommentar bearbeitet. Bitte verzichten Sie auf Mutmaßungen.



          Die Moderation

          • @Ewald der Etrusker:

            Ja wie¿ Mutmaßungen.

            Was soll der gute Mann denn machen?



            Mutmaßungen sind dem Etrusker quasi systemimmanent. Gellewelle&Wollnich!

            Schon ollen Herder beklagte -



            “… Sie verstanden die Befestigungs- und Baukunst; die toskanische Säule, älter als selbst die dorische der Griechen, hat von ihnen den Namen und ist von keinem fremden Volk entlehnt. Sie liebten das Wettrennen auf Wagen, Theaterspiele, die Musik, ja auch die Dichtkunst und hatten, wie ihre Kunstdenkmale zeigen, die pelasgische Fabel sich sehr eigen zugebildet. Jene Trümmern und Scherben ihrer Kunst, die uns meistens nur das rettende Totenreich aufbewahrt hat, zeigen, dass sie von den rohesten Anfängen ausgegangen sind und auch nachher, in der Bekanntschaft mehrerer Völker, selbst der Griechen, ihrer eigentümlichen Denkart treu zu bleiben wussten. Sie haben wirklich einen eignen Stil der Kunst und haben diesen, wie den Gebrauch ihrer Religionssagen, bis über das Ende ihrer Freiheit behauptet. So scheinen sie auch in guten bürgerlichen Gesetzen für beide Geschlechter, in Anstalten für den Acker- und Weinbau, für die innere Sicherheit des Handels, für die Aufnahme der Fremden u. f. den Rechten der Menschheit nähergekommen zu sein, als selbst späterhin manche griechische Republiken kamen; und da ihr Alphabet der nähere Typus aller europäischen Alphabete geworden ist, so dürfen wir Etrurien als die zweite Pflanzstätte der Kultur unseres Weltteils ansehen. Um so mehr ist's zu bedauern, dass wir von den Bestrebungen dieses kunstreichen, gesitteten Volks so wenige Denkmale und Nachrichten haben; denn selbst die nähere Geschichte ihres Unterganges hat uns ein feindlicher Zufall geraubt.“

            Eben & da seid‘s so derart kleinlich - wa!

            unterm——- servíce -



            www.etrusker-ag.de/etrusker/herder.php

            • @Lowandorder:

              Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - en point -

              “ Mutmaßungen. Sind die nicht die Basis jeder Wissenschaft? -Journalismuses? Wer mutmaßt, dass ich gern Asterix zitieren möchte, hat Recht.



              www.duden.de/synonyme/mutmaszen

              kurz - Ihr tazis - gern mal dies:



              Rumwedeln im Nebel - mit der Stange



              Weil nix auffe Pfanne - ist peinlich volle Kanne.



              &



              Geht echt reichlich & zu lange.

          • @Ewald der Etrusker:

            Ob er recht hat? Er ist Präsident der Türkei, die ex-Kirchen-Moscheen-Museen stehen in der Türkei, die türkische Religionsbehörde Dianet unterstützt diese Anliegen, türkische Gerichte stimmen dem zu, weiter Teile der türkischen Bevölkerung ist dafür.

            Macht irgendetwas den Eindruck, dass wir da ein Wörtchen mitzureden haben?

            Und wenn Sie wissen wollen, wie man sich gegen Minarette durchsetzt, dann ist der "Schweizer Minarettstreit" vlt. was für Sie.

    • @Berliner Berlin:

      Ja wie¿:? - Wat issen nu wieder ditte?!🥳

      Einfach - Klappe auf & den Langen fragen. Das kann doch für son Baliner -



      Nich so schwierig sein - wa!



      Leichteste Übung - kerr.



      &



      Dank in Voraus.



      Brennend interessiert. Newahr.



      Normal Schonn

      • @Lowandorder:

        Kasperlesmiley lustitsch, Rest ist eben der Rest.

        • @Berliner Berlin:

          Liggers. Daß Baliner mal Witz - aber kaa Humor ham. Hinlänglich bekannt. Gelle.

          • @Lowandorder:

            Erbsenzählerei am Rande: Kein richtiger Berliner sagt zu Berlin Balin. Das wäre wie "Handwaka" oder "Spaling", das sagt auch keiner. - Danke für die Unterscheidung zwischen Humor und Witz. Die hätte ich gern öfter, na ja, träumen darf man ja...

  • "...Darstellung des Apostel Paulus zu sehen, die seinem tatsächlichen Aussehen nahe kommen soll."

    Das klingt angesichts der Tatsache, dass die Darstellung frühestens 500 Jahre nach seinem Tod gefertigt wurde, einfach fantastisch.