Editorial zur Frauentagstaz: Let's Talk About Cash, Ladies
Zum Internationalen Frauentag reden wir über Reichtum und Armut: Was Feminismus mit Finanzen zu tun hat.
Über Geld sprechen wir nicht. Zu heikel sind Fragen von Gerechtigkeit, es könnte Sozialneid aufkommen. Oder Scham, weil das Einkommen so gering ist und Altersarmut droht.
Dabei ist es wichtig, über Geld zu reden: Es ist die einzige Möglichkeit, die strukturelle Benachteiligung von Frauen bei den Finanzen sichtbar zu machen. Das Tabu, das das Sprechen über Geld umgibt, begünstigt diese Benachteiligung.
Frauen verdienen noch immer rund 20 Prozent weniger als Männer; 77 Prozent aller Frauen zwischen 30 und 50 Jahren haben ein eigenes Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro; sie sind um ein Vielfaches stärker von Armut bedroht. Das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.
Warum vor allem Alleinerziehende, Rentnerinnen, Geschiedene und Frauen mit Migrationsgeschichte armutsgefährdet sind, hat Gründe. Lange hatten Frauen weder einen eigenen Zugang zu Geld noch zu bezahlter Arbeit. Erst 1962 durften Ehefrauen in der BRD ein eigenes Konto eröffnen, erst 1977 ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten.
Zwar werden die besserverdienenden Frauen mehr. Doch bei unbezahlter Arbeit, bei Care-Arbeit, tragen Frauen noch heute die Hauptlast.
Natürlich ist Feminismus viel mehr als nur die Forderung nach mehr Geld. Doch der Kampf für gleiche und faire Bezahlung ist letztlich ein Kampf um Unabhängigkeit: dafür, selbstbestimmt im Job und in Beziehungen leben zu können. Geld ist ein Machtfaktor.
Deshalb haben wir diese Ausgabe dem Geld gewidmet: Eine Kollegin beschreibt, wie sie damit kämpft, mehr zu verdienen als ihr Freund – weil auch das zu Streit führen kann. Wir zeigen, welche Strategien Frauen entwickeln, um mit Armut umzugehen. Wir besuchen die Erbin Miriam Edding. Wir schreiben über Frauen und Geld in der Popmusik und übers Putzen. Und wir sprechen mit Sara Nuru, die Model und Unternehmerin ist.
Wollen wir gleich viel Geld wie Männer? Oder wollen wir, dass sich unsere Art zu wirtschaften ändert? Wir wollen beides. Und wünschen Ihnen eine gute Lektüre.
Alle Texte finden sie am 8. März hier.
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