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Editorial von Bert Schulz zu 40 Jahre taz BerlinDas haben wir mit links gemacht!

Rückblickend besehen war es – wie so häufig bei der taz – entweder Zufall oder ein geniales Gefühl für den historischen Moment. Die Idee für den Berlinteil der taz entstand ein Jahr nach Gründung der Zeitung, argwöhnisch beäugt von der Geschäftsführung, die sich wie stets um die Finanzen sorgte. Doch kurz nachdem die erste Ausgabe am 3. November 1980 erschienen war, überschlugen sich die Ereignisse: Die Bewegung der HausbesetzerInnen ergriff Berlin, und die taz war ganz vorne bei der Berichterstattung. Die Geschichte der Stadt und der taz berlin nahm ihren Lauf.

Die Nähe und das Gespür für jene, die die Stadt und ihre Politik verändern würden, zeichnet die Arbeit dieser Redaktion in den bisherigen 40 Jahren ihres Bestehens aus. Auf die HausbesetzerInnen und Autonomen folgten die Kreativen, die nach dem Fall der Mauer in den Ruinen Ostberlins ihre eigenen Lebens- und Kunstentwürfe verwirklichten, und später jene, die sich für eine lebenswertere Stadt mit mehr Grün und mehr Platz für RadfahrerInnen und FußgängerInnen einsetzten. Seit gut zehn Jahren schließlich ist der Kampf gegen den Ausverkauf der Stadt zentral (nicht mehr nur) für die außerparlamentarische Politik.

Das Berlin von heute ist geprägt von den Entwicklungen der letzten 40 Jahre. Es sind jene Epochen, auf die sich die immer noch gültige Erzählung von einer Stadt der Freiheit, der vielen Möglichkeiten, des Entdeckens neuer Lebensentwürfe bezieht. Zum 40. Geburtstag der taz berlin blicken wird auf diese vier Dekaden zurück. Und fragen auch, ob sich Geschichte nicht doch bisweilen wiederholt.

Wer die Zeit seit 1980 Revue passieren lässt, realisiert auch schnell, wie schwer die weitere Entwicklung der Stadt vorherzusehen ist. Wer ahnte den Fall der Mauer? Wer hätte geglaubt, dass die einst vielen billigen Wohnungen im armen Berlin der 90er bald teure Spielbälle in den Händen international agierender Großkonzerne sein würden? Und dann gibt es ja noch Corona: Sorgt die Pandemie dafür, dass Büros und Geschäfte bald massenhaft leer stehen, weil wir im Homeoffice arbeiten und einkaufen? Werden aus den viel zu vielen Shoppingmalls Multigenerationswohnlandschaften oder interaktive Räume für Initiativen?

Vielleicht ist die Pandemie genauso ein Anschub für Veränderungen der Stadtlandschaft, wie es die Digitalisierung für die Medienlandschaft ist. Denn auch die taz berlin wird sich verändern. Die steigende Nachfrage nach Onlinenachrichten dürfte die werktägliche Printausgabe verdrängen. Aber sicher nicht das Bedürfnis, wissen zu wollen, wer diese Stadt wie verändert und sie besser, spannender, aufregender, lebenswerter macht. All das lesen Sie weiterhin bei uns in der taz berlin.

Bert Schulz leitet zusammen mit Anna Klöpper das Berlin-Ressort der taz

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