piwik no script img

Ebola breitet sich weiter ausEine Million Afrikaner in Quarantäne

Über 100 neue Fälle wurden in Westafrika registriert. Die in Liberia geflohenen Patienten sind wieder in der Klinik. Auch in Berlin gab es einen ersten Ebola-Verdachtsfall.

Ebolaschutz in Liberia: Krankenpfleger am Sonntag in der Hauptstadt Monrovia. Bild: reuters

BERLIN/GENF/MONROVIA dpa/ap | Nach mehr als 1.200 Todesfällen hoffen westafrikanische Länder die Ebola-Epidemie durch immer mehr Quarantänezonen unter Kontrolle bringen zu können. In Sperrgebieten in Guinea, Liberia und Sierra Leone werden bereits rund eine Million Menschen vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit Lebensmitteln versorgt. Das teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag bei der Veröffentlichung neuer Opferzahlen mit.

Demnach wurden aus diesen Ländern sowie Nigeria bislang insgesamt 1.229 Tote gemeldet. Die Wachsamkeit in den betroffenen Ländern sei sehr hoch, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib auf der Pressekonferenz in Genf. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal eine Million Menschen in einer Quarantäne-Situation mit Lebensmitteln versorgt haben.“

Laut WHO wurden allein zwischen dem 14. und 16. August in Westafrika 113 neue Fälle registriert, 84 dieser Patienten seien gestorben. Insgesamt seien nunmehr 2.240 Fälle aktenkundig. Jedoch wurde nicht bei allen eine Infektion mit dem Ebola-Virus bestätigt. Bislang sei dies bei 760 der 1.229 registrierten Toten der Fall sowie bei 1.383 der 2.240 gemeldeten Fälle. Allerdings geht die WHO davon aus, dass es bereits weit mehr Ebola-Opfer geben dürfte. Besonders in ländlichen Gebieten Afrikas werden längst nicht alle Sterbefälle von Gesundheitsbehörden registriert oder überprüft, heißt es zur Begründung.

Dass auch in Deutschland bereits ein Anfangsverdacht auf Ebola erhebliche Vorsichtsmaßnahmen auslöst, wurde am Dienstag in der Hauptstadt deutlich: Nachdem eine Afrikanerin in einem Jobcenter in Berlin-Pankow Symptome einer Infektionskrankheit aufwies, wurde die Frau in einem Notarztwagen isoliert und in eine Spezialklinik der Charité gebracht.

Sie habe hohes Fieber gehabt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Auch Kontaktpersonen wurden in eine Klinik gebracht. Experten der Charité gehen allerdings davon aus, dass es sich bei der Fieberinfektion mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um Ebola handelt.

Ebolaschutz in Deutschland: Polizisten am Dienstag in der Hauptstadt Berlin. Bild: reuters

Derweil gab es in Liberia, wo bereits mehr als 460 Todesfälle registriert wurden, eine Teilentwarnung: Alle 17 mutmaßlich an Ebola erkrankten Patienten, die am Samstag aus einer von Plünderern angegriffenen Isolierstation in Monrovia geflohen waren, seien gefunden und in einer medizinischen Einrichtung untergebracht worden, berichtete der Sender BBC. Sie hätten sich freiwillig dort eingefunden, sagte Liberias Informationsminister Lewis Brown dem Sender. Die Flucht hatte Angst vor einer weiteren Ebola-Ausbreitung in der Hauptstadt ausgelöst.

Einen neuen Ebola-Verdachtsfall gab es am Dienstag auch in Spanien. In der baskischen Wirtschaftsmetropole Bilbao wurde ein Patient wegen einer möglichen Infektion in eine Quarantäne-Station gebracht. Der Mann war kürzlich von einer Dienstreise nach Sierra Leone zurückgekehrt. In Belgien gibt es entgegen ersten Befürchtungen keinen Ebola-Fall. Ein 13 Jahre alter Jugendlicher aus Guinea, der seit Sonntag wegen hohen Fiebers in einem Krankenhaus in Ostende behandelt wird, sei an Malaria erkrankt.

Die WHO wies in ihrer Mitteilung erneut darauf hin, dass nach ihrer Einschätzung keine Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr oder im Handel erforderlich sind. Es müssten lediglich jenen Menschen Reisen verwehrt werden, die infiziert sind oder bei denen ein klarer Verdacht auf eine Ebola-Infektion besteht.

Frühe Ebola-Symptome wie etwa Fieber oder Durchfall können auch von etlichen anderen Erkrankungen wie etwa Grippe oder Malaria herrühren. Ebola kann nur über einen Bluttest nachgewiesen werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "Die Wachsamkeit in den betroffenen Ländern sei sehr hoch, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib auf der Pressekonferenz in Genf."

     

    Soll das ein Witz sein?!

    Wäre dem auch nur näherungsweie so, hätten die "betroffenen Länder" ihrer Bevölkerung längst verboten, (vergammeltes) Flughundfleisch u./o. Bushmeat, etc. zu handeln, verzehren. Aber dort verläßt man sich nach wie vor darauf, dass von wo auch immer massive Hilfe geleistet wird, wenn wieder einmal .... .

    Versuchte man die "betroffenen Länder" zu zwingen eine entsprechende Rechtslage zu schaffen, würden wohl sofort die Kolonialismus-Keulen geschwungen, oder andere Irrationalitäten demonstriert werden, obwohl sie offensichtlich nicht mal dazu in der Lage (oder Willens) sind , die Einwohner betreffs dieser Problematik zu sensibilisieren, informieren!

    Hier dürfte also (aus leicht rechtfertigbarem Selbstschutz) nur noch helfen, Einreisen aus solchen Ländern b.a.W. konsequent zu untersagen.

    • @addizzy:

      Du scheinst es nicht zu begreifen!

      .

      "Bushmeat" kannst du dort in weiten Teilen so wenig verbieten wie hier "Pilze" sammeln und essen. Den Menschen in den betroffenen Gebieten halten sich so wenig daran, wie wir an die StVO!

      .

      Vergleich das mal hier mit "Tschernobil". Das man da Pilze besser nicht aus dem Wald sammeln und essen sollte, hat sich selbst hier nicht komplett durchgesetzt!

      .

      Und das bei einer relativ aufgeklärten Informationsgesellschaft.

      .

      Brummt

      Sikasuu

      .

      Ps. Das z.B. auch hier noch Wildschweine auf Radioaktivität untersucht werden und nicht wenige NICHT zum Verzehr freigegeben werden, scheint dir entgangen zu sein!

      • @Sikasuu:

        ,

        seit wann bilden Sie sich ein, mich vertraut-verächtlich duzen zu dürfen?

         

        Wüsste nicht, was "StVO", ""Tschernobil"", ggf. radioaktiv kontaminierte "Pilze", "Wildschweine", etc. mit meinem Lk., resp. westafrikanischen Staaten und der dort grassierenden Ebola-Epidemie zu tun haben könnten.

        Gemäß Ihrer unvergleichlichen 'Logik' könnte man ja auch gleich jegliche Gesetzgebung und staatlich ausgeübte Lenkung des Gemeinwesens in die Tonne kloppen. Es ließ sich doch selbst dort "verbieten", dass Menschen Menschen essen. Zu "begreifen!" ist aus Ihrem wirren, Äpfel mit Birnen vergleichenden Geschreibsel, dass Sie eigentlich, wenn auch mit etwas Mühe, selbst zu dem Schluss kommen könnten, dass es sich bei den betroffenen Ländern im Grunde um Failed-States handelt, weil deren Regierungen "nicht zu begreifen!" im Stande sind; Und die wohl besser unter Kuratel gestellt wären, solange sie ihre Bevölkerung nicht zumindest informieren und sich selbst gefährden lassen, resp.: ihre diesbezüglich fortgesetzte Unfähigkeit auch eine massive Bedrohung für die Weltbevölkerung darstellt.