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Ebola-Hilfe des Roten KreuzÜber fünf Millionen Euro veruntreut

Beim Roten Kreuz ist man schockiert: Dienstleister rechneten zu viel ab, Personalkosten wurden geschönt. Insgesamt verschwanden so Millionen an Hilfsgeldern.

Mit den Hilfsgeldern für die Ebola-Epidemie wurden offenbar Geschäfte gemacht Foto: ap

Genf epd | Bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika sind nach Angaben des Roten Kreuzes mehr als fünf Millionen Euro veruntreut worden. An den Vorfällen waren einem Bericht von Finanzprüfern zufolge auch Mitarbeiter beteiligt. Man entschuldige sich dafür bei den Gebern, sagte ein Sprecher der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung (IFRK) in Genf am Sonntag im britischen Rundfunksender BBC. So sollen frühere IFRK-Mitarbeiter während der Krise zwischen 2014 und 2016 in Sierra Leone gemeinsam mit Bankangestellten mehr als 1,8 Millionen Euro hinterzogen haben.

Mehr als 2,3 Millionen Euro sollen in Liberia veruntreut worden sein, indem Hilfsgüter zu überhöhten Preisen abgerechnet und überhöhte Personalkosten angegeben wurden. Eine Million Euro gingen demnach in Guinea durch überhöhte Abrechnungen eines Dienstleisters verloren, der für die Zollabfertigung von Hilfsgütern zuständig war. Zwei weitere Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Das IFRK sei schockiert von diesen Vorkommnissen, teilte ein Sprecher mit. Derzeit werde versucht, alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und das veruntreute Geld zurückzubekommen.

Mit seiner Mitteilung reagierte das Rote Kreuz auf eine Aufforderung von Transparency International, Prüfungsberichte zur Ebola-Krise in Westafrika öffentlich zu machen. Die Krisenreaktion gilt als eine der komplexesten in der jüngsten Geschichte. In nur wenigen Wochen waren tausende Helfer nach Westafrika entsandt und notdürftige Behandlungszentren eingerichtet worden.

Es gilt als wahrscheinlich, dass auch andere Organisationen Opfer ähnlicher Korruptionsfälle geworden sind. Das Rote Kreuz hatte nach eigenen Angaben mit der Hilfe von Freiwilligen aus den betroffenen Ländern mindestens 10.500 Ebola-Fälle verhindert.

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6 Kommentare

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  • Schon ein Weilchen her, dennoch der Link auf:

    British aid money invested in gated communities and shopping centres

    https://www.theguardian.com/global-development/2014/may/02/british-aid-money-gated-communities-shopping-centres-cdc-poverty

  • Die Geschichten rund ums DRK allein in Deutschland lassen darauf schließen, dass die Korruption gewaltig ist.

    Allerdings wird das DRK damit nicht alleine stehen!

     

    Das geht bereits im Kleinen los!

    Das DRK hat vor einigen Jahren eine Altkleidersammlung durchgeführt, an der ich über meinen Arbeitgeber beteiligt war. Das Fahrzeug und der Fahrer wurden dem DRK als Spende zur Verfügung gestellt.

    Als die Altkleiderlieferung am Sammelplatz ankam, waren plötzlich mehrere Leute mit Kleintransportern vor Ort. Diese fingen an sich die gesammelten Kleider genau anzusehen und kauften diese Stücke gegen Bares vom Sammlungsleiter des DRK.

    So weit, so gut, dieses Geld wird dann wohl in die Kassen des DRK fließen, war anzunehmen!

    Als allerdings die ehrenamtlichen Helfer, welche beim Verladen halfen und der Leiter des DRK anfingen die Gelder unter sich aufzuteilen wurden die Fahrer skeptisch.

    Einer der Fahrer startete daraufhin eine Anfrage beim Ortsverband, ob das üblich sei, die Kleider schon beim Sammelpunkt zu verkaufen.

    Der Ortsverbandsleiter wusste anscheinend nicht wo von der Fahrer redete.

     

    Dieser Fahrer war der Chef seines eigenen Unternehmens und interessierte sich dann auch weiter, wie sich diese ganze Sammlung insgesamt verhält.

    Es kam heraus, dass der Verkauf der Kleider illegal von Statten ging und das die gespendeten Fahrten als Spendenaufwand vom DRK als Ausgaben innerhalb der Kosten für die gesamte Sammlungsaktion einzeln mit einem Pauschalbetrag abgerechnet wurden, obwohl die Fahrkosten inklusive der Kosten für die Fahrer als Spenden der Unternehmen gebracht wurden.

    Auch wurde eine Grillpartie für die Helfer angegeben, die nie statt fand.

     

    Wie das Ganze im abgelaufen ist, blieb bis zum heutige Tage ungeklärt, da vom DRK auf weitere Fragen des Unternehmer nicht geantwortet wurde.

     

    Wie soll man denn noch Vertrauen zu gemeinnützigen Organisationen aufbauen, wenn man so oft sieht, hört oder liest wie sehr auch dort Geschachert wird!!!

  • Bin nicht sehr enttäuscht.

    Seit einem Jahr spende ich nur noch im Bereich meiner eigenen Übersicht. Ein Haus der Jugend, praktische Arbeit mit Menschen im Bereich der Arbeiterwohlfahrt. Unterstützung der Pressefreiheit.

  • „Mehr als 2,3 Millionen Euro sollen in Liberia veruntreut worden sein, indem Hilfsgüter zu überhöhten Preisen abgerechnet und überhöhte Personalkosten angegeben wurden.“

     

    Ein fiktives Beispiel, wie so etwas funktionieren kann.

     

    2 Unternehmen a und b. Unternehmensbesitzer beider Unternehmen sind z.B. gute Freunde und kennen sich seit Langem. Unternehmen b erbringt Dienstleistungen für a.

     

    a bekommt 530.000 € vom Bund oder Land aus Steuergeldern. Beide sind gemeinnützige Unternehmen und müssen keine Steuern zahlen (Gemeinnützigkeit ist keine Voraussetzung, um zu Lasten von Deutschland ungesetzlich zu handeln und zu wirtschaften. Hier nur zur Vereinfachung).

     

    500.000 € Bekommt b von a für die Errichtung einer Datenbank Software. Die Zahlung beinhaltet Arbeiten von 10 Mitarbeitern innerhalb von 5 Monaten mit Überstunden. Außerdem gab es einen kostenaufwändigen Arbeitsweg zwischen den beiden Arbeitsstätten.

     

    Tatsächlich haben nur 2 Mitarbeiter 1 Mal die Woche gearbeitet.

     

    Unternehmen erhöht den eigenen Fuhrpark um einige neuen Firmenwagen, die die Geschäftsführung für private Zwecke etc. nutzt. Außerdem werden Verpflegungsentgelte ausgezahlt, für die Fahrten, die es nie gab...

     

    Die Geschäftsberichte beider Unternehmen zeigen 2 „arme“ Unternehmen, die jährlich einen Zuschuss vom Bund und Land zwingend erfordern.

     

    Von Theorie zur Praxis?

     

    Ähnlich bei Unicef Skandal.

    http://www.taz.de/!5179971/

  • „Mehr als 2,3 Millionen Euro sollen in Liberia veruntreut worden sein, indem Hilfsgüter zu überhöhten Preisen abgerechnet und überhöhte Personalkosten angegeben wurden.“

     

    Wie leicht es geht, öffentliche Gelder in die eigene Taschen zu stecken. Solche Modelle sind oft einfach und sehr vielfältig. In dem vorliegenden Pressebericht handelt es sich um wohl die größte humanitäre Organisation Deutschlands. Als gemeinnütziger eingetragener Verein hat das Unternehmen Steuerbefreiungen. Man würde also erst gar nicht erwarten, dass in so einem Unternehmen, Geld veruntreut wird oder die Gemeinnützigkeit in Frage gestellt werden könnte.

     

    Was kann man daraus ableiten?

     

    Die Dimensionen für Veruntreuengen, Briefkastenfirmen, Geldwäscherei etc. in Deutschland sind viel größer als wir annehmen oder aus Skandalen erfahren, die an die Öffentlichkeit gelangen.

     

    In Deutschland wurde viel Krach um Flüchtlinge gemacht und auch Arbeitslose werden immer wieder als Sündböcke dargestellt, dass der Wohlstand sinkt und viele Niedrig- und Durchschnittsverdiener es sehr schwer und schlecht haben. Das stimmt überhaupt nicht, bezogen auf Flüchtlinge und Arbeitslose! Ursachen für Soziale Ungerechtigkeit, Armut, sinkenden Wohlstand etc. liegen bei Unternehmen, Unternehmensbesitzern, Kapitalgebern und Immobilieneigentümern!

  • Finster ,aber nicht unerwartet.Ein weiteres Bsp.ist ja World Vision und ihre Hamas-Unterstützung! Wer mehr über sog. NGO´s erfahren will: https://www.ngo-monitor.org/