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Earth Overshoot DayDie Welt lebt auf Pump

Der Earth Overshoot Day ist früher erreicht als noch 2023. Weltweit ist der Ressourcenverbrauch so hoch, als gäbe es die Erde 1,7 Mal.

Ab Donnerstag hat die Menschheit mehr nachwachsende Ressourcen verbraucht, als die Erde in diesem Jahr erneuern kann Foto: NASA/imago

Berlin taz | Ab Donnerstag verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen, als die Erde in einem Jahr erneuern kann. Dieses Datum für den Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) hat die Organisation Germanwatch unter Berufung auf Berechnungen des Global Footprint Network mitgeteilt. Für den aktuellen Ressourcenverbrauch seien 1,7 Erden nötig.

In die Berechnung fließt ein, wie viel biologisch produktive Fläche notwendig ist, um die Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen der Natur zu decken. Auch der Treibhausgasausstoß wird einkalkuliert.

Besonders klimaschädlich ist der Flugverkehr, erklärt Jacob Rohm, Verkehrsreferent bei Germanwatch. Dabei fliege weltweit nur eine Minderheit. Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung würden nie in ein Flugzeug steigen. In Deutschland trügen auch der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten zur Klimakrise bei. Würden alle so leben wie die Deutschen, bräuchten wir sogar drei Erden.

Die Berechnung des Earth Overshoot Days ist umstritten. Denn sie lässt dem Wissenschaftler Johan Rockström zufolge relevante Faktoren außer Acht. Entscheidend sei die Summe aller Umweltprobleme und die Wechselwirkung zwischen diesen.

Ressourcenverbrauch muss gesenkt werden

Der Erdüberlastungstag sei „ein einfaches Hilfsmittel“ und veranschauliche, dass wir die Regenerationsfähigkeit der Erde überstrapazieren, erklärt Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie.

Als Erinnerungsappell dienlich sei der Earth Overshoot Day laut Fischedick aber „unbedingt“. Der Tag rücke immer näher an den Jahresanfang, so auch in diesem Jahr – das zeige, „dass wir nach wie vor auf dem falschen Pfad sind.“

Olaf Bandt, Chef des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sagte: „Wir brauchen schleunigst ein Gesetz, um unseren Ressourcenverbrauch deutlich zu senken.“ Ein rechtlicher Rahmen sei dringend notwendig, um klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und echte Anreize für nachhaltiges Wirtschaften zu schaffen. „Wir fordern die Bundesregierung auf, im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie eine gesetzliche Regelung zum Schutz von Ressourcen auf den Weg zu bringen.“

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7 Kommentare

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  • Wie genau der World Overshoot Day berechnet wird, kann man hier nachlesen:



    overshoot.footprintnetwork.org/



    Daraus geht hervor, dass man beim CO2 pro Land die emittierte Menge pro Jahr nimmt und gegenrechnet wieviel CO2 von den Wäldern in diesem Land resorbiert wird.



    Ich halte diese Art von Berechnung für ungeeignet, denn nur allein mit Waldflächen kann man das Thema nicht angehen.

  • Ungerechterweise nehmen nicht alle gleich großen Kredit in Anspruch.



    Die am wenigsten pumpen, zahlen die höchsten Zinsen.

  • @GENERATOR

    Aber wir dann im Müll. Das ist das Problem.

  • Nur mal so zur Einordnung: Resourcen werden nicht verbraucht sondern umgewandelt. Es handelt sich um einen Kreislauf in dem niemals irgendwas verlorengeht.

    Nur weil die Dinge im Müll landen sind sie noch nicht aus der Welt.

  • Wer ist die Welt? Der Begriff ist irreführend.



    Die Menschheit lebt nicht auf Pump, da sie nichts zurückgeben kann.



    Im geschlossenen System Erde (von ein paar Tonnen Meteoriten und entweichenden Wasserstoff abgesehen) werden die sogenannten Rohstoffe verändert. Dazu kann man sich die Kreisläufe eingesetzte Rohstoffe versus Abfall anschauen.



    D.h. die gegenwärtige Wirtschaftsforum überholt sich irgendwann selbst. Man kann sicher auch ausrechnen, wann der mal in die Erdschichten gelangte Kohlenstoff wieder in Form von Kohlendioxyd wieder in der Atmosphäre ist. Allein durch die Betonierung von Flächen ist kein Platz für Bäume. Menschen sind irgendwann auf dem heißen Planeten nicht mehr lebensfähig.

  • Es sind inzwischen 6/9 Klimakipppunkten gekippt, das 1,5 Grad Ziel ist gerissen. Wir sollten Tempo machen beim Schutz von Biodiversität, Klima und Trinkwasser.

  • Noch mal ins Bewusstsein: für manche Länder gab es diesen Tag sogar noch früher, etwa für die Bundesrepublik.



    Wenn wir nicht noch heißere Sommer, Wetterextreme und andere hohen Umstellungskosten haben wollen, sondern bremsen, dann sollte Umweltschädigen endlich teurer werden als noch auf Auto, Flug, Fossil setzen. Auch wenn wir dafür kreativ, klug und effizient werden müssen. Wieso denn auch nicht?