EU-Verbot von Schleppnetzen: Fischer fürchten um Existenz
Wegen eines EU-Verbots von Schleppnetzen fürchten Nordseefischer das Aus ihrer Betriebe – und protestieren bei der Agrarministerkonferenz in Büsum.
An einer für Donnerstag geplanten Kutterdemo vor Büsum wollen sich neben den Fischern aus Norddeutschland auch Betriebe aus Dänemark und den Niederlanden anschließen. Auch am Mittwoch soll es bereits Proteste geben.
Allein aus dem ostfriesischen Fischerort Greetsiel hätten sich 15 Kutter auf den Weg nach Büsum im Landkreis Dithmarschen gemacht, sagte Conradi. Weitere Kutter kämen etwa aus Accumersiel, Ditzum, Neuharlingersiel, Cuxhaven, Norddeich und Fedderwardersiel. Außerdem wollen Fischer und deren Familien mit Bussen zu der Demonstration anreisen. Conradi erwartet aus Niedersachsen insgesamt mehrere hundert Teilnehmer.
Anlass für den Protest ist ein kürzlich von der EU-Kommission vorgelegter Aktionsplan für eine nachhaltigere Fischerei. Demnach soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen – also Netzen, die den Meeresgrund berühren – in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig werden.
Kaum noch Fanggebiete für Krabbenfischer
Fischen mit Grundschleppnetzen steht unter anderem in der Kritik, da der Meeresboden durch das Fanggerät erheblich beschädigt werden kann. Wenn es dazu käme, blieben aus Sicht der Fischer kaum noch Fanggebiete vor den Küsten, in denen etwa die traditionelle Krabbenfischerei betrieben werden könnte.
Gerade die Krabbenfischer seien der Forderung zu mehr Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren auch im Rahmen der Zertifizierung für das Umweltsiegel MSC nachgekommen, sagte Conradi. „Wir arbeiten ständig daran, unser Fanggeschirr noch nachhaltiger zu machen.“ Außerdem gebe es ein Monitoring für den Beifang. „Wir sind nicht bereit, auch nur einen Quadratmeter Fanggebiet abzugeben.“
Umweltschutzorganisationen wie der Nabu und der WWF sehen das anders. Sie fordern von den Fischerei mehr Einsatz für den Meeresschutz. Jahrelang seien Empfehlungen der Wissenschaft und des Naturschutzes ignoriert worden, sagte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger in einer Mitteilung. „Jetzt rächen sich die Jahre der Tatenlosigkeit. Wie beim Klimaschutz braucht es nun drastische Maßnahmen, um die biologische Vielfalt der Meere vor den Auswirkungen der Grundschleppnetze zu schützen und ihre Resilienz zu stärken.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann