EU-Kommission zu Plastikbeuteln: Die Tüte steht vor der Verbannung
Portugal und Polen verbrauchen europaweit die meisten Plastiktüten. Die EU will Regierungen nun Möglichkeiten geben, die umweltfeindlichen Taschen zu verbieten.
BRÜSSEL afp | Die EU-Kommission will die Benutzung von Plastiktüten in Europa stark verringern. Einem Vorschlag vom Montag zufolge sollen die einzelnen Regierungen dazu verschiedene Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel Abgaben oder Verbote. Umweltkommissar Janez Potocnik begründete den Vorstoß mit dem großen Schaden, den der Plastikmüll in der Umwelt anrichtet.
Es geht um Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von 0,05 Millimetern, die zum Beispiel zum Einpacken von Obst verwendet werden. Die Staaten sollen nach dem Willen der Kommission verpflichtet werden, den Gebrauch dieser Tüten zu verringern. Sie werden viel öfter weggeworfen als Tüten aus stärkerem Material. Der Vorschlag gibt den Regierungen die Handhabe, Verbote auszusprechen – nach jetzigem EU-Recht sei das noch nicht möglich, erklärte die Kommission.
2010 wurden nach Schätzungen fast 100 Milliarden Plastiktüten in der Europäischen Union in Verkehr gebracht. Dies entspreche fast 200 Tüten pro EU-Bürger, erläuterte die Kommission. Um die 90 Prozent davon seien leichte Plastiktüten wie die für den Obsteinkauf. Dabei reiche der Pro-Kopf-Verbrauch von vier Stück in Dänemark und Finnland bis zu geschätzten über 450 Stück pro Bürger in Polen oder Portugal im Jahr.
Die Tüten entgehen laut Kommission häufig der vorgesehen Abfallbewirtschaftung und gelangen stattdessen in die Umwelt. Vor allem in den Meeren häuften sie sich an und gefährdeten dort Vögel und Fische. Wegen ihrer großen Haltbarkeit könnten die Tüten Hunderte von Jahren überdauern.
Leser*innenkommentare
lions
Find ich gut. Aber bitte nicht durch Papiertüten ersetzen, die wie die Brot-Brötchentüten noch ein Sichtfenster aus Kunststoff besitzen. Die sind als Papier nicht recyclebar.
Zudem sind Kunststoff-Tragetaschen überflüssig, genauso wie Papiertüten mit dem verlogenen FSC Mix-Siegel.
Ich stehe auf den guten alten Einkaufsbeutel. Der hält da mal ein Jahr und länger durch.
D.J.
Gast
Ich verstehe ja die Argumentation, doch sehe ich darin dennoch eher Symbolpolitik. Denn von Tüten bedeckte Strände habe ich eher im südlichen und östlichen Mittelmeerraum gesehen. Ist dort eine Frage des Bewusstseins und der Entsorgungsmöglichkeiten.
nachtigallfan
Gast
An den Teilen des Mittelmeers gehen auch keine Leute morgens an den Strand und sammeln den angeschwemmten Müll ein, damit der Strand schön sauber aussieht, wenn die Touristen aus den Hotels und Ferienwohnungen nach dem Frühstück an den Strand kommen.
An der Nordseeküste wird das so gemacht.
Zu sagen: ich sehe keinen Müll, also gibt es dort keinen Müll, damit macht man es sich zu einfach.
Th_France
Gast
Aus meiner Jugendzeit kann ich mich erinnern, dass Obst und Gemüse sowohl im Supermarkt als auch auf den Wochenmarkt offen verkauft und in Tüten aus dickem, braunen Papier ausgehändigt wurde. Eine Rückkehr zu diesem System wäre in meinen Augen eine sinnvolle und umweltfreundliche alternative Verwendung von Recyclingpapier. Und wenn man schon gegen die Plastiktüten zu Felde zieht, warum stellt man nicht gleichzeitig die Frage, warum 4 oder 6 Äpfel oder Tomaten auf einem PE-Schaumträger liegen und in Folie eingeschweisst sein müssen?
In Frankreich ist man da schon ein Stückchen weiter: In Apotheken, die ja traditionell viele Tüten abgeben, erhält man jetzt dort meistens Tüten auf Maisstärkebasis, die in wenigen Tagen rückstandsfrei abgebaut werden.
nachtigallfan
Gast
Warum erwartet man immer, im Laden oder am Wochenmarktstand eine Tüte, ob Plastik oder Papier, zu bekommen? Man geht doch selten "plötzlich und unerwartet" einkaufen, sondern plant es doch meist, sprich: macht sich deswegen auf den Weg. Dann weiß doch auch meist, was man einkaufen will. Warum gewöhnt man es sich nicht an, ebenso wie sein Portemonnaie einzustecken, auch immer einen Baumwollbeutel dabei zu haben? Oder für auslaufgefährdete Waren auch dichtschließende Frischhaltedosen? Die hat doch fast jeder. Warum nicht gleich die Dosen zum Einkauf mitnehmen und sich die Waren dort hineingeben lassen?
Das hat auch den Vorteil, daß man erst dann wieder etwas kauft, wenn die Dose leer ist. Somit kauft man auch weniger ein und hat weniger übrig, was dann weggeworfen würde.