Verbrauch geht zurück: Tüten sind out
Der Verbrauch von Plastiktüten in Deutschland geht zurück. Trotzdem gelangen jährlich über sechs Milliarden Tüten in den Umlauf. Ein Problem vor allem für die Meere.
BERLIN afp | Das schlechte Image der Plastiktüte hierzulande zeigt Wirkung: Der Verbrauch von Kunststofftragetaschen ist von rund sieben Milliarden Stück im Jahr 2000 auf rund sechs Milliarden im Jahr 2012 zurückgegangen, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) ergab.
Knapp drei von vier Verbrauchern (72 Prozent) sagen demnach, sie nutzten Tragetaschen mehrfach – und die letzte Verwendung ist die als Müllbeutel. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktragetaschen liegt bei 76 Stück pro Jahr; im EU-Durchschnitt sind es 198.
Laut Studie ist von den 2012 ausgegebenen 6,1 Milliarden Kunststofftragetaschen fast die Hälfte wiederverwendbar, nämlich 2,9 Milliarden. Die anderen 3,2 Milliarden Tüten sind das nicht, etwa, weil sie zu klein oder zu dünn sind. Als Beispiel nennt die Studie Drogeriemarkttüten.
Die GVM ließ im Dezember 2012 rund tausend Deutsche nach ihrem Plastiktüten-Gebrauch befragen. Fast ein Drittel (31 Prozent) sagten, sie nutzten die Tragetaschen mehr als fünfmal, weitere 30 Prozent demnach mehr als dreimal.
Fazit der Studie ist, dass Verbraucher und Handel überwiegend verantwortlich mit Kunststofftragetaschen umgehen. Zudem sorgten das deutsche System der Erfassung und Verwertung von Verpackungen dafür, dass die Tragetaschen "geordnet" verwertet werden. Der Anteil der Tragetaschen am Siedlungsabfall beträgt demnach 0,17 Prozent.
Gebühr für Tüten
Das Umweltbundesamt (UBA) forderte am Montag dennoch den Einzelhandel auf, alle Tüten nur noch gegen eine Gebühr abzugeben, wie dies in den meisten Supermärkten bereits der Fall ist. Dort kosten Plastiktragetaschen zwischen zehn und 30 Cent das Stück. UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann argumentierte dabei auch mit den vielen Plastiktüten, die an den Küsten von Nord- und Ostsee angeschwemmt werden. Trotz des in Deutschland hoch entwickelten Abfallwirtschaftssystems gelangten Kunststofftüten regelmäßig in die Umwelt; in den sogenannten Spülsäumen der Meere dominierten Kunststoffreste.
Diese Fragmente würden von den Meereslebewesen mit Nahrung verwechseln, könnten die Mägen der Tiere verstopfen und so zum Tod durch Verhungern oder innere Verletzungen führen. Zusätze wie schädliche Weichmacher könnten in die Meeresumwelt gelangen.
Leser*innenkommentare
Waage69
Wenn ich mit dem Auto einkaufen fahre habe ich eine Klappkiste und einen klassischen Einkaufskorb dabei.
Fahre ich mit dem Fahrrad, zwei O---lieb Gepäckträgertaschen zum zurollen.
Hmm, eventuell sind Einkaufstaschen/Tüten ein spezielles Fußgängerproblem!?
Sabanja
Gast
@Waage69 Wenn es ein Fußgängerproblem ist, dann liegt es leider aber daran, dass die Leute zu faul sind, die Tüten/Beutel/Taschen von Zuhause mitzunehmen. Ich gehe eigentlich immer zu Fuß einkaufen und habe dann meinen Rucksack dabei, oder einen Leinenbeutel oder einen geflochtenen Korb.. hab meinen Einkauf bisher immer nach Hause gebracht.. zu Fuß :)
Plastmik
Gast
Die Plastiktuete ist ein sehr schoenes Beispiel fuer die Verwendung von Plastik fuer einen Zweck, wo Plastik leicht ersetzbar ist. Wie Noevil verwenden sehr viele Leute bereits Stofftaschen fuer ihre Einkaeufe. Doch was ist mit den ganzen anderen Plastikabfaellen, die wir taeglich produzieren? So vieles ist doch in Plastik verpackt, aus Plastik hergestellt... alles wird irgendwann zu Abfall und damit kann es auch zur Beerintraechtigung der Umwelt kommen.
reblek
Gast
"Verbauch geht zurück" - Nicht vielleicht doch der "Vermagen"?
Ridicule
Gast
Tja
…die schärfsten Kritiker der Elche…
nö zu schade;-))
grad ein Elch würde ungern
tschernobyl-belastete Flechten fressen;
und ein rapide wachsende Zahl von
Fischen und Walen ernährt sich
von mit feingemahlenem Plastik verseuchten
Plankton -
klar - der Strom kommt ja auch aus der
Steckdose.
Elch
Gast
Solange wir in Deutschland noch solche Probleme haben......
Elchtest
Gast
@Elch Das Problem der Umweltverschmutzung durch Plastik - speziell für die Meere - kann garnicht überschätzt werden. Dagegen sind die Probleme der Kriminalität, der Prostitution oder am Maidan Kleinigkeiten.
noevil
Ich verwende im Einkauf Stofftaschen für den Transport. Gegen die Flut von dünnsten Gemüse- und Obstbeutelchen zum Abfüllen, -wiegen und Etikettieren für den Kassenscanner scheint jedoch noch kein Kraut gewachsen zu sein. Wo bleiben dafür Alternativen, die Handel und Kunde akzeptieren können? Denn diese offenbar unumgängliche Tütenflut stört mich erheblich mehr.
Alternativlos??
Sabanja
Gast
@noevil Ich habe einen Einkaufskorb (keinen aus Plastik, sondern so einen geflochtenen aus Weidenholz) und da leg ich das Obst rein.. Zum Wiegen brauche ich keine Tüte, der Aufkleber nach dem Wiegen kommt an meinen Finger, den reiche ich dann der Kassiererin. Wenn an der Kasse gewogen wird, müssen die eben damit klarkommen, dass ich denen das Obst und Gemüse lose gebe.. bisher hat sich auch niemand beschwert! :)
ranm
Gast
@noevil Wo ist das Problem? Einfach in den Gelben Sack damit. Wird dann wieder recycelt und kein Meereslebewesen erfährt je von der Existenz dieser Tüte.
gast
Gast
@noevil Es gibt zwar kompostierbare Klarsichttüten, die sich für Obst und Gemüse eignen würden. Allerdings verotten sie nicht so schnell wie Küchenabfälle und werden daher von den Entsorgungsunternehmen aussortiert und verbrannt.