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EU-Kommission zu GlyphosatVerlängerung der Zulassung gewollt

Ein weiteres Jahrzehnt lang soll das Herbizid hergestellt und eingesetzt werden dürfen. Die Kommission will Glyphosat nicht als krebserregend einstufen.

Glyphosat soll weiterhin ausgebracht werden dürfen Foto: dpa

Brüssel afp | Im Streit um das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat hat die EU-Kommission beschlossen, dem Expertenausschuss eine Verlängerung der Zulassung um zehn Jahre vorzuschlagen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission heißt es, die Begrenzung auf zehn Jahre sei angesichts der Risikoabwägung „angemessen“. Die zweitägige Sitzung des Expertenausschusses endet am Donnerstag. Es wird erwartet, dass der Ausschuss sein Votum im September oder Oktober abgibt.

Der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hatte am Montag erklärt, er wolle bei der wissenschaftlichen Debatte um die Schädlichkeit von Glyphosat zum Ende kommen. Es gebe keinen Grund, den Stoff als krebserregend einzustufen. Dies sei auch die Auffassung der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) und der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (Efsa).

Vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel fand am Mittwoch eine Kundgebung gegen das Unkrautvernichtungsmittel statt. Mehrere Dutzend Aktivisten ließen eine Riesensprühflasche mit der Aufschrift Glyphosat von einem Sockel stürzen.

Die EU-Kommission hatte bereits früher auf den Befund des Ausschusses für Risikobeurteilung der Echa hingewiesen, wonach die Substanz gleichfalls nicht als genverändernd oder gefährlich für die Fortpflanzung eingestuft werden kann.

Streit um Gesundheitsgefährdung

In unabhängigen Analysen heißt es hingegen, Glyphosat könne möglicherweise krebserregend sein. Die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung hatte im März 2015 erklärt, Glyphosat sei „wahrscheinlich kanzerogen“.

Die Efsa stufte das Mittel jedoch einige Monate später als ungefährlich ein. Sie berief sich dabei auf Forschungsergebnisse, ohne diese offenzulegen. Mehrere Grünen-Abgeordnete des Europaparlaments reichten Anfang Juni Klage beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein, um eine Freigabe der von der Efsa unter Verschluss gehaltenen Studien zu erzwingen. Sie werfen der Agentur vor, die Glyphosathersteller schützen zu wollen, die eine der Studien finanziert haben sollen.

Mehrere Europaabgeordnete werfen den beiden Agenturen vor, sie hätten sich vom US-Konzern Monsanto beeinflussen lassen – dem Hersteller des weltweit am meisten verwendeten Unkrautvernichtungsmittels Roundup, das Glyphosat enthält.

In der EU wird seit Jahren über Glyphosat gestritten. Nach einer monatelangen Hängepartie hatte die Kommission Ende Juni vergangenen Jahres mangels einer Mehrheit der Mitgliedstaaten für oder gegen Glyphosat die Zulassung vorerst um anderthalb Jahre verlängert. Zum Jahresende läuft die derzeitige Übergangslösung aus.

Die Internetkampagne einer Europäischen Bürgerinitiative für das Verbot von Glyphosat hatte im Juni – nur vier Monate nach ihrem Start – mehr als eine Million Unterschriften gesammelt. In Deutschland wird Glyphosat auf rund zwei Fünfteln der Felder gespritzt.

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14 Kommentare

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  • Bei der ganzen Diskussion um Glyphosat geht es offensichtlich immer nur um die Frage, ob es möglicherweise krebserregend ist.

    Ganz klar ist aber, dass es eine verheerende Wirkung auf die Artenvielfalt hat. Das allein sollte doch wohl Grund genug sein, es zu verbieten.

    Fast jeder von uns hat die Möglichkeit, Produkte, die mit Unterstützung von Glyphosat hergestellt wurden zu meiden.

    Ein weiterhin dramatischer Artenverlust betrifft uns alle!

  • ist zwar schon in meiner betrachtung ueberall hundertmal geschrieben worden, fuer diesen artikel sollte es der taz aber zumindest einen absatz wert sein:

     

    die internationale agentur fuer krebsforschung IARC, teil der weltgesundheitsorganisation WHO hat glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. ich wiederhole: die internationale agentur fuer krebsforschung deer weltgesundheitsorganisation der vereinten nationen. ich glaube, ein serioeseres organ und eine glaubwuerdigere unabhaengigere quelle kann es nicht geben.

     

    TROTZDEM beruft sich die eu-kommission auf die efsa-studien. die efsa uebernimmt studien des bfr, die nach eigenen aussagen nicht ´genug zeit´ haben, die ´vielen´ studienergebnisse selbst auszuwerten, daher uebernimmt das bfr die wissenschaftliche beurteilung direkt von den glyphosatherstellern. von denen auch die meisten studien stammen.

    und zu dem ganzen steht die efsa in verruf, nicht unabhaengig genug zu sein, da viele wissenschaftliche mitarbeiter direkt aus den agrochemiekonzernen stammen.

     

    wieviel glaubwuerdigkeit besitzt jetzt noch die eru-kommission?

     

    logikquiz fuer drittklaessler.

  • Profitinteresse vor Gemeinwohl. Nun, die Mehrheit der Wähler scheint es ja so zu wollen. Ansonsten müßten die Grünen 20 Prozent haben.

  • Wäre Glyphosat krebserregend oder genschädigend wären weltweit ein Großteil der Landwirte bereits tot oder schwer geschädigt.

    Denn wie die taz am 23.3.2015 auf Seite 2 schrieb: "Das von der Weltgesundheitsorganisation als

    „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestufte Pflanzengift

    Glyphosat wird i n gigantischen

    Mengen zur Unkrautvernichtung eingesetzt. Laut Marktforschungsunternehmen Transparency Market Research wurden 2012 weltweit 718.000 Tonnen verkauft. Branchenkenner

    erwarten, dass der Verbrauch bis

    2017 auf über 1,2 Millionen Tonnen steigt. Glyphosat ist schon

    jetzt das in Europa am weitesten

    verbreitete Herbizid."

     

    Ein derart weitverbreitetes Gift würde sich in großem Umfang in Krankheitsfällen bemerkbar machen. Immerhin wird es bereits seit 1974 eingesetzt und ist nach dem taz-Artikel in 70% aller Urinproben enthalten.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Werner W.:

      ...angenommen, Sie bekommen Krebs, Sie werden doch nicht glauben, Sie könnten dann nachweisen, ihr Krebs kommt vom Glyphosat?!

      Schon mal was von 'Langzeitwirkung' gehört?

      Anscheinend nicht.

    • @Werner W.:

      werner w, wohin ist denn das profilbild mit der blutigen machete abgekommen?

       

      schon mal was von krebsraten von 30 - 50% in industrialisierten laendern gehoert? schaetzen sie krebs als krankheit ein oder als lifestyle?

  • Glyphosat ist vor allem unglaublich schädlich für Bäume. Der Baum hat dagegen keine Abwehrmöglichkeit. Jeden Tag zieht ein Baum 100 Liter Wasser, wobei 90 Liter verdampfen, Glyphosat aber nicht.

     

    Wenn diese Experten (in Wahrheit Lobbyisten), über Glyphosat reden, dann betrachten sie immer nur Getreide, da ist natürlich alles OK, aber diese Pflanzen leben doch nur ein paar Wochen. Der Baum aber Jahrhunderte und ausgerechnet der fällt aus der Betrachtung raus. Mit Glyphosat kann man jeden Baum innerhalb von Monaten killen.

    • 3G
      39756 (Profil gelöscht)
      @el presidente:

      Ja. Ich bin auch kein Freund von glifosat. Dennoch gibt es bei all dem aber auch noch einen wenig erwähnten Aspekt. Nämlich die Arbeit und die Kosten. Ich habe einen Garten inmitten von Orangenplantagen, die seit vielen Jahren mit Glifosat von "Unkraut gereinigt werden". Auch die dazwischenliegenden Gräben. Wenn dann nur noch Baum und nackte Erde in den Plantagen übrig sind spricht der Obstbauer von sauberen Gärten. Ich selbst nutze das Zeug seit 15 Jahren nicht. Der Unterschied ist , das ich so etwas 20 Tage im Jahr arbeiten muss, um das Kraut einigermassen im Zaum zu halten. Ich mähe, fräse und hacke, harke das Kraut zusammen und kompostiere es. Es kostet mich also ca. 2500€, meine 3000m2 einigermassen Unkrautfrei zu halten. Trotzdem sieht es bei mir nicht "sauber" aus, es wächst noch Klatschmoon, Schafsgarbe, Klee, Schachtelhalm, Reet und viele andere Heilpflanzen auch, was die Nachbarn stört, weil ja die Saat auch streut und so weiter. Die Nachbarn spritzen 2 Mal im Jahr so 1 Stunde und das wars. Kosten ca. 80€ Wenn man dann noch mitbedenkt, das wir hier mit 3000m2 Orangenplantage im Jahr und mit Glück so 200€ Gewinn machen. ( nein ist kein Witz), kann ich nachvollziehen, das es fast unmöglich ist, auf Spritzmittel zu verzichten- ausser man ist in der Lage den Garten aus anderen Einnahmequellen zu finanzieren. Im Klartext. Wichtig sind Alternativen zu dem Agent Orange und da gibt es wenig oder gar nichts....ah. Die Orangenbäume sterben nicht von dem Glifosat, aber möglicherweise geben sie die Substanzen in der Frucht an den Konsumenten weiter...

  • Es wird Zeit, sämtliche neoliberalen Parteien konsequent abzuwählen. Solange CDU, FDP und Konsorten gewählt werden, darf man sich nicht wundern, wenn Profit vor Gesundheit, Egomanentum vor Gemeinsinn und Ausbeutung vor verantwortungsvollem Umgang gestellt werden.

    • @Unvernunft:

      Sie vergessen die SPD. Die hat sich die explizite Erwähnung/Warung mehr als verdient.

  • Nun ja, schwieriges Thema. Einerseits eine Reihe von unklaren Studien bis hin zur WHO-Empfehlung, Glyphosat in die Gruppe 2a der als Krebsursache getesteten Faktoren einzuordnen.

     

    Was aber wenig sagt: Gruppe 2a, in der Glyphosat sich befindet, umfasst eine Reihe von Chemikalien (u.a. Acrylamid und Fluorverbindungen). Gruppe 2a enthält aber auch Malaria als "Krebsursache", Schichtarbeit, rotes Fleisch und Mate-Tee und den Konsum von heissen Getränken.

     

    Wichtiger ist wohl, dass das Glyphosatverbot als Vektor gegen die Gentechnik gesehen wird: Glyphosat ist der Wirkstoff in Roundup, das Monsanto als Paket mit dagegen resistenten Nutzpflanzen vertreibt. Wer Glyphosat verbietet, erreicht damit auch das Ende einer der wichtigsten gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft.

  • Woher hier eine Einflussnahme kommt scheint glasklar - allein, die Studien nicht offenzulegen, spricht Bände und sollte Konsequenzen haben.

    Ein Witz: Unkrautvernichter sind IMMER genverändernd, denn zum Einen wurden die zu schützenden Nutzpflanzen bereits genverändert, damit sie dem Mittel widerstehen können und zum anderen passen sich die unerwünschten Pflanzen sehr schnell an und werden resistent - passiert aktuell und führt zu immer grösseren Mengen des Gifts.

    Die Folgen dieser Anpassungen sind unabschätzbar, denn es fehlen immer die breiten Feldstudien an den Konsumenten - die laufen dann in vivo.

    Übrigens: wir kannten vor wenigen Jahren mal einen Dr. der Chemie, der in den USA daran gearbeitet hat rauszufinden, WIE die Nutzpflanzen überhaupt resistent werden. D.h., der Wirkmechanismus wird zwar genutzt, aber nicht verstanden. Auf dieser Basis werden also enorme Mengen Lebensmittel auf den Markt gebracht!

    • @Mitch Miller:

      Das stimmt so aber nicht :-)

       

      Die allermeisten Einsätze von Glyphosat erfolgen nach wie vor ohne Verbindung zu genveränderten Pflanzen: zur Feldvorbereitung vor der Aussat oder zur Beschleunigung der Reife von Getreide. Nutzpflanzen werden durch Glyphosat genauso wie Unkraut zerstört.

       

      Es gibt zwar Resistenzen, aber nicht in grossem Umfang. Inwiefern die Folgen "unabschätzbar" sein sollen, verstehe ich nicht. Die Folge einer Glyphosatresistenz ist einfach, dass das Unkraut damit nicht mehr vernichtet werden kann - man ist dann auf dem gleichen STand, als wenn man Glyphosat nicht einsetzen darf. Dann muss man wieder zu (bodenschädlichem) Pflügen greifen oder zu anderen Herbiziden.