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EU-Gipfel in BrüsselMerkel bremst Juncker aus

Effektiv blockiert die Kanzlerin den Investitionsplan des EU-Kommissionschefs. TTIP soll dafür schneller kommen, dagegen demonstrieren Bauern.

Bauernprotest nach dem Gipfel in Brüssel Bild: dpa

BRÜSSEL taz | Die Bauern kamen zu spät. Tausend Landwirte waren am Freitag nach Brüssel gereist, um gegen TTIP, das geplante EU-Freihandelsabkommen mit den USA, zu protestieren – doch der Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs war längst vorbei.

um ersten Mal seit Jahren hatten diese ihr Treffen vorzeitig beendet, schon am Donnerstagabend. Ungeachtet der Proteste soll TTIP nun schon im kommenden Jahr zu Ende verhandelt werden.

Eines der wenigen Ergebnisse des EU-Gipfels. Unklar hingegen die Zukunft des Investitionsplans von Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Kanzlerin Angela Merkel begrüßte zwar das Vorhaben, das Investitionen in Höhe von 315 Milliarden Euro anstoßen soll. Doch die Kanzlerin stellte so viele Bedingungen, dass nun nicht mehr klar ist, ob das Programm wie geplant im Juni 2015 starten kann.

Schon im Vorfeld hatte die Kanzlerin gebremst, als Juncker ungenutzte EU-Gelder für Investitionen einsammeln wollte. Nun forderte sie, dass die Initiative unter das Dach der Europäischen Investitionsbank EIB schlüpfen soll.

Kein Kurswechsel

Außerdem bestand sie darauf, dass die Regeln des Stabilitätspakts nicht geändert werden. Dabei hatte Juncker versprochen, dass nationale Beiträge zum geplanten Investitionsfonds nicht auf das Budgetdefizit angerechnet werden – und somit aus den EU-Stabilitätsregeln herausfallen. Schließlich sollen die Investitionen ja ganz Europa helfen und die drohende Deflation abwenden, argumentieren Juncker und Italiens Premier Matteo Renzi.

Für beide ist der Plan ein „Neustart“. Die EU ziehe damit einen Schlussstrich unter die Austeritätspolitik, freute sich auch Frankreichs Staatschef François Hollande. Bei Merkel klang das anders: Von Kurswechsel könne keine Rede sein, sagte sie. Der Juncker-Plan sei nämlich Teil eines „magischen Dreiecks“ aus Strukturreformen und Budgetkonsolidierung. Die neoliberalen Reformen und die Sparpolitik wurden auf ihren Druck im Gipfelbeschluss noch einmal betont.

Erst Mitte Januar dürften die 28 EU-Staaten auch entscheiden, ob sie Geld für den Juncker-Plan geben. Frankreich, Luxemburg und Österreich kündigten zwar an, dass sie investieren wollen. Doch nach dem Merkel-Votum sagte beim EU-Gipfel kein einziges Land verbindlich einen Betrag zu. „Ich will keine vagen Versprechen, ich will Geld“, hatte Juncker zuvor gesagt. Er wurde auf der ganzen Linie enttäuscht.

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5 Kommentare

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  • Wann gehen recherchierende Journalisten (der taz oder der so oft zitierten SZ und ndr) endlich der Frage nach, die sich in Deutschland offenbar nicht genügend Bürger stellen, im übrigen Europa dagegen jedermann : "Wem gegenüber ist diese Kanzlerin eigentlich welche Verpflichtungen eingegangen, dass sie sich offenbar von ungenannten Interessenten ohne demokratische Legitimation eine Wirtschaftspolitik diktieren lässt, die Millionen in die Arbeitslosigkeit oder in Billigjobs ohne Perspektive treibt ?"

     

    Nicht einmal die Rekrutierung vieler Prekarisierter durch Rassisten und Nazis im eigenen Land bringt diese Exekutorin der längst gescheiterten neoliberalen Thesen zum Innehalten und Nachdenken über ihren Amtseid.

    • @unSinn:

      Mit und nach welchem europäischen Recht und Auftrag soll gemäß Verkündung der Bundeskanzlerin Angela Merkel der IWF (Internationale Währungsfonds) die "führende Instanz" für die EU sein?

       

      Ist der IWF als "führende Instanz" etwa eine Art und Form der 6. Gewalt für die europäischen Demokratien? Für ganz und auch für das zukünftige, das erweiterte Europaaaa?

  • Also , ... das sieht doch sehr danach aus , dass Junckers Wachstumslokomotive mit den vielen Waggons , zu beladen mit fetten Investitionen , schon jetzt auf ein totes Gleis gerollt ist .

  • Es bedarf meines Erachtens endlich einer "geistig-moralischen Wende", um die von 1983 unter Kohl und Genscher zu beenden!

     

    Es bedarf ferner einer Aufklärung auch über diese bedrohliche "Agenda 2020", die an die üble neoliberale "Agenda 2010" in Deutschland unter Rot-Grün mit Fortsetzung unter Schwarz-Rot anknüpfen soll. Als angebliches "Erfolgsmodell" für Deutschland - und soll sie auch für alle 28 EU-Staaten "Erfolg" bringen! Sogar mit Zustimmung der deutschen Gewerkschaften? Der Europäische Gewerkschaftsbund will dabei nicht mitmachen! Aber dieser Europäische Gewerkschaftsbund unter der Französin Bernadette Ségol wird hier und dort n i e von den diversen Medien (Presse, Rundfunk, TV) zur Kenntnis genommen. Schon gar nicht in der taz!

    Davon ausgenommen bleibt jedoch der deutsch-französische Sender arte! Der sendet. Manchmal auch 3SAT. In Form von Dokus mit anschließenden Diskussionsrunden oder "Themenabenden".

  • Das alles hört sich für mich sehr nach "entarteter Demokratie" an. Schon klar, warum man Lucke für diese entlarvende Bezeichnung keine Sympathie entgegenbrachte.