piwik no script img

E-Mail-Leaks von US-Vize Mike PenceDamals als Gouverneur

Er war einer der größten Kritiker Clintons, als es um die Nutzung ihres privaten E-Mail-Kontos für dienstliche Zwecke ging. Dass er Ähnliches tat, verteidigt er nun.

Ein klitzekleines Detail: bei US-Vize Pence Foto: reuters

Washington dpa/rtr | US-Vizepräsident Mike Pence hat die Nutzung eines privaten E-Mail-Accounts für dienstliche Zwecke in seiner Zeit als Gouverneur von Indiana verteidigt. Er habe sich an die Gesetze des Bundesstaates gehalten, zudem habe unabhängiger Berater seine Kommunikation geprüft und dafür gesorgt, dass die dienstlichen E-Mails ordnungsgemäß archiviert worden seien, sagte Pence am Freitag. „Das ist überhaupt kein Vergleich zu dem Vorgehen von Hillary Clinton.“

Die Zeitung The Indianapolice Star bereichtete, Pence habe den Account regelmäßig für die Kommunikation über Amtsgeschäfte verwendet. Im vergangenen Sommer sei auf das Konto ein Hackerangriff verübt worden. Pence hatte die Nutzung zunächst am Freitag bestätigt.

Pence war von 2012 bis Anfang Januar Gouverneur von Indiana. In einer Stellungnahme hieß es, Pence habe ähnlich wie frühere Gouverneure einen dienstlichen und einen privaten Account gehabt.

Die Zeitung hatte eine Anfrage nach öffentlichen Dokumenten gestellt und Einsicht in E-Mails von Pence erhalten. Diese zeigten, dass er sein AOL-Konto etwa dafür benutzt habe, mit Beratern über Sicherheitstore an seinem Wohnsitz oder die Reaktion des Bundesstaates auf Terrorattacken zu kommunizieren. In einer anderen E-Mail sei es um die Festnahmen mehrerer Männer gegangen, gegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit Terrorismus erhoben wurden.

Der Vorgang ist bemerkenswert vor dem Hintergrund der massiven Kampagne, die Donald Trump und sein Team gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton wegen ihres E-Mail-Skandals gefahren hatten. Auch Pence hatte Clinton im Wahlkampf wiederholt dafür kritisiert, dass sie in ihrer Zeit als Außenministerin einen privaten Server für dienstliche Zwecke benutzt hatte. Er warf ihr vor, sie sei fahrlässig mit geheimen Informationen umgegangen.

Am Freitag sagte Pence, man könne den Vorgang überhaupt nicht mit Clinton vergleichen. Er habe keine vertraulichen Informationen missbraucht, auch habe er keine E-Mails zerstört. Er habe sich immer im Einklang mit dem Gesetz befunden.

Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte, zwischen Clinton und Pence lägen Lichtjahre an Unterschieden. Pence sei Gouverneur gewesen und kein Bundesbediensteter, deswegen seien auch die Gesetze verschieden. Außerdem sei der Grad der Vertraulichkeit in Clintons Angelegenheiten viel höher gewesen, und schließlich habe Pence anders als Clinton ohne jede Ausnahme seine gesamten Mails übergeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Wie war das mit dem Refrain der Republikaner: "Sperrt sie ein!" - ob die Republikaner jetz6t singen: "Sperrt ihn ein!"? Oder ob wenigstens die Demokraten diesen Refrain singen?

  • Leider wie immer bei Politikern. Es war sowieso alles ganz anders als bei den anderen. Die anderen sind grundsätzlich schuld und bei sich selbst, da kann es gar keinen Anlass für Kritik geben.

     

    Manchmal ist das schon amüsant zu lesen, was der Wähler so alles erzählt bekommt.

  • Den Unterschied sollte man aber sehen können:

    Pence hat einige dientliche Mails über sein privates Mailkonto laufen abgeschickt.

    Hillary Clinton dagegen hatte (in ihrem Badezimmer(!)) einen Server stehen über den sämtliche Mails des Außenministeriums liefen und der auch noch auf den PC des Mannes ihrer Mitarbeiterin gespiegelt war. Und letzteres kam raus, weil dieser Mann in Sexskandale verwickelt war und deswegen das FBI den Rechner beschlagnahmt und untersucht hatte.

     

    Und von diesen Mailaktivitäten hat Hillry Clinton auch noch 30000 (!) Stück von Fachleuten (!) löschen lassen (mit der Begründung sie wären harmlos und privat).

  • "Er habe sich an die Gesetze des Bundesstaates gehalten..."

     

    Was sagen denn die Gesetze in Indiana?

     

    "Im vergangenen Sommer sei auf das Konto ein Hackerangriff verübt worden."

     

    Von den Russen?

  • Oha, der vice-president, ein AOL-Lamer, jetzt ist wirklich klar, dass die USA zu einer Bananenrepublik verkommen sind...