Dürre in Niedersachsen: Wasser nur noch vom Supermarkt
Im niedersächsischen Lauenau brach vorübergehend die Wasserversorgung zusammen. Probleme gibt es auch in Garbsen-Neustadt – und in den Niederlanden.
Lauenau zählt 4.000 Einwohner und wird aus Quellen im Höhenzug Deister versorgt. Doch die natürlichen Wasservorräte reichten nicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Das Hauptproblem: Viele Lauenauer sind wegen der Coronapandemie nicht in die Ferien gereist und zu Hause geblieben. Bei Temperaturen über 30 Grad füllten sie ihre Plantschbecken und traten häufiger unter die Dusche.
Von diesem „Corona-Effekt“ wird auch der niedersächsische Wasserverband Garbsen-Neustadt geplagt, der ebenfalls zu einem „umsichtigen und wohldosierten Umgang mit Trinkwasser“ aufruft. Zudem werden dort neue Brunnen gebohrt, um das Angebot zu erhöhen.
Die Wasserkrise beschränkt sich keineswegs auf einzelne Regionen in Niedersachsen. In den Niederlanden ist sie bereits flächendeckend zu beobachten. Der größte niederländische Wasserversorger Vitens forderte jetzt 5,8 Millionen Haushalte dazu auf, ihre Gärten nicht mehr zu wässern und aufs Autowaschen zu verzichten. Auch sollten sie nur „kurz“ duschen und die Waschmaschine höchstens nachts anstellen.
In manchen Orten kommt gar kein Wasser mehr an
Seit Donnerstag ist es heiß in den Niederlanden und prompt wurden 30 bis 50 Prozent mehr Trinkwasser verbraucht als sonst üblich. Also liefen die Wasserreservoirs leer, so dass der Druck in den Leitungen sinkt – und in manchen Orten gar kein Wasser mehr ankommt. Es ist nicht die erste Wasserkrise in den Niederlanden in diesem Jahr: Bereits zu Pfingsten drohten die Hähne trocken zu bleiben, weil es kaum geregnet hatte und die Temperaturen stiegen.
Der Wasserverbrauch nimmt in den Niederlanden jährlich um 7,5 Prozent zu, auch weil sich immer mehr Bauern gezwungen sehen, künstlich zu bewässern. „Beim Verbrauch von Grundwasser geht es zu wie im Wilden Westen“, klagte Vitens-Chef Jelle Hannema in der niederländischen Tageszeitung Volkskrant. „Jeder bedient sich bei den Vorräten.“
Die Niederländer denken daher um: Seit etwa 1.000 Jahren entwässern sie ihr Land, um dem Meer immer neue Ackerflächen abzutrotzen. Doch nun geht es plötzlich darum, so Hannema, „das Wasser festzuhalten“. In den einst regenreichen Niederlanden wird darüber nachgedacht, die Landwirtschaft auf Tröpfchen-Bewässerung wie in den israelischen Trockengebieten umzustellen.
Vor allem Deutschland hat noch ein zusätzliches Problem: Das vorhandene Grundwasser ist mit Nitrat belastet, weil viele Bauern zu viel Gülle und Dünger auf ihren Feldern ausbringen. Etwa ein Fünftel aller Brunnen überschreitet den europäischen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Viele dieser Brunnen liegen in Niedersachsen.
Daher ist Lauenau stolz, dass man sich aus drei „oberflächlichen“ Quellen aus dem Deister versorgt, die „sehr sauber und nitratfrei“ sind. Der Nachteil: Wenn es nicht regnet, fallen die Quellen trocken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich