Drogen im britischen Innenministerium: Crystal Meth auf dem Klo
Die britische Presse reagiert hämisch auf einen Drogenfund im Innenministerium. Doch am „Krieg gegen Drogenmissbrauch“ ist fast alles falsch.
Aufruhr in Großbritannien. Vor kurzem wurde bekannt, dass Sicherheitspersonal auf einer Toilette des Innenministeriums eine kleine Menge Crystal Meth und eine Pfeife entdeckt hat, die dort jemand versteckt hatte. Das passierte am selben Tag, als der gerade erst vereidigte neue Innenminister Sajid Javid ein Foto postete, auf dem er mit einem Suchtmittelspürhund namens Trigger am Flughafen Heathrow posiert.
Es war der dritte Drogenfund im Innenministerium innerhalb eines halben Jahrs. Der britische Sunday Mirror, der die Geschichte als erste Zeitung brachte, ließ es sich nicht nehmen darauf hinzuweisen, dass das Innenministerium die Oberaufsicht über den „Krieg gegen Drogenmissbrauch“ im Land führe und dass der Besitz von Crystal Meth mit empfindlichen Strafen belegt sei.
Binge Drinking, Komasaufen
Diese Terminologie, „Krieg gegen Drogenmissbrauch“ zeigt das ganze Elend der traditionellen Drogenpolitik: Was ist das für eine Idee, einen „Krieg“ gegen „Drogenmissbrauch“ zu führen? Dass an ihr so ziemlich alles falsch ist, könnte man in den vergangenen Jahrzehnten schon mal gehört haben. Wir wissen, dass viele Menschen Drogen gebrauchen. Die Droge, die im Vereinigten Königreich wohl am häufigsten missbraucht werden dürfte, ist der Alkohol. Zwei Pint Lager am Abend gehen noch als verantwortungsvoller Drogengebrauch durch. Binge Drinking, zu Deutsch Komasaufen, darf man dagegen Missbrauch nennen.
Nun gebrauchen und missbrauchen Menschen nicht nur legale Drogen. Was für Alkoholtrinker gilt, stimmt auch für die Nutzer illegaler Drogen: Manche sind Gelegenheitsuser, viele sind schwer abhängig. Regelmäßiger Drogenkonsum kann schnell abhängig machen. Nicht nur Drogenabhängigkeit, auch schon einmaliger Konsum kann schwerwiegende physische, psychische und soziale Folgen verursachen.
Alt werden trotz Abhängigkeit
Viele Menschen könnten aber noch leben, wenn nicht schon der bloße Konsum illegaler Substanzen als schweres Vergehen behandelt werden würde. Denn das führt erstens dazu, dass Gruppen und Individuen mit hoher krimineller Energie im Drogenhandel tätig sind, die sich über die Qualität und genaue Zusammensetzung des von ihnen verbreiteten Stoffs im Zweifel wenig Gedanken machen.
Zweitens ist es für den gemeinen Nutzer deswegen vielerorts schwierig, seine Substanzen testen zu lassen. Es ist bekannt, dass etwa Heroinsüchtige, die Zugang zu sauberem Stoff haben, ein bürgerliches Leben führen können. Sie können mit ihrer Abhängigkeit recht alt werden.
Hilfe und Beratung
Eine pragmatische Drogenpolitik stellt sich diesen Problemen. Eine verantwortungslose Drogenpolitik führt Krieg gegen Konsumenten, statt ihnen Hilfe und Beratung anzubieten.
Ist es erstaunlich, dass es unter den 5.000 Bediensteten des britischen Innenministeriums einige gibt, die Crystal Meth rauchen? Es wäre wohl eher verblüffend, wenn sich die gesellschaftliche Realität nicht auch in den Klos des Home Office abbilden würde.
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