Drei weitere Karstadt-Filialen bleiben: Es geht nicht um Arbeitsplätze
Der Berliner Senat präsentiert einen Deal zur Rettung von Karstadt-Filialen. Gewinner ist dabei nicht die Stadt, sondern der Immobilienkonzern Signa.
E s klingt erst einmal nach einer guten Nachricht: Drei weitere Standorte des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof sollen erhalten bleiben. So steht es zumindest in der Absichtserklärung zwischen Senat und Karstadt-Eigentümer Signa, die am Montag vorgestellt worden ist. Erleichtern dürfte das vor allem die Hunderte Angestellten, denen im Zuge des Insolvenzverfahrens des Unternehmens der Verlust ihres Arbeitsplatzes drohte.
„Ein guter Tag für Berlin“ also, wie es der Regierende Bürgermeister Michael Müller auf der Pressekonferenz präsentiert?
Mitnichten, denn liest man das Kleingedruckte in der Absichtserklärung, wird klar, dass der Senat dem österreichischen Immobilienkonzern Zugeständnisse bei der Realisierung einiger Großprojekte gemacht hat. So nutzt Signa die Insolvenz seiner Warenhaussparte schamlos aus, um sein umstrittenes Monumentalprojekt am Hermannplatz gegen Widerstände aus dem zuständigen Bezirk und gegen Proteste und Vorbehalte der Zivilgesellschaft durchzudrücken.
Geschacher nährt Zweifel
Ein solches Geschacher nährt Zweifel daran, wie viel dem österreichischen Konzern, dessen Kerngeschäft prestigeträchtige Immobilien sind, tatsächlich am Erhalt seiner Warenhaussparte gelegen ist. Schließlich wurde Karstadt schon in der Vergangenheit von Investor zu Investor herumgereicht, ohne dass sich viel an den grundlegenden Problemen der Warenhauskette verändert hätte. Ob der Deal wirklich langfristig Arbeitsplätze sichert, ist daher mehr als fraglich.
Sicher ist hingegen, dass die Bauvorhaben, die Signa jetzt dank der Vereinbarung umsetzen könnte, das Stadtbild dauerhaft prägen werden – insbesondere der überdimensionierte 20er-Jahre-Nachbau am Hermannplatz.
Ob die Karstadt-Angestellten ihren Job verlieren, dürfte Signa egal sein: Ihre Arbeitsplätze sind in erster Linie Verhandlungsmasse, aus denen sich politisches Kapital schlagen lässt, um das eigene Immobiliengeschäft zu stärken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen