Drei Jahre Museumssonntag in Berlin: Und jetzt ab ins Museum
Der Museumssonntag lockt seit 2021 Monat für Monat Zehntausende in 80 Museen Berlins – bei freiem Eintritt. Am 4. August ist es wieder so weit.
„Die Initiative zum Museumssonntag stammt von Klaus Lederer, dem damaligen Kultursenator“, erzählt Paolo Stolpmann, Projektleiter für den Museumssonntag bei der landeseigenen Agentur Kulturprojekte Berlin. „Es ging um die Förderung von Teilhabe.“ Start sollte schon 2020 sein, doch dann kam die Coronapandemie dazwischen.
„Wir haben mit 64 teilnehmenden Museen begonnen“, sagt Stolpmann, „und es sind mehr geworden. Die kommunikative Kraft des Projektes war überzeugend.“ Und wohl die Möglichkeit, mehr Publikum zu generieren. Aber auch ein anderes, das man sonst nicht erreicht?
„Es kommen Menschen, die vorher nicht da waren, jetzt aber immer wieder kommen, und auch vermehrt Studierende, junge Leute, Familien sowie Menschen mit Migrationsgeschichte“, sagt Stolpmann. Und natürlich profitieren Touristen, gerade auf der Museumsinsel, vom freien Eintritt. Arme Menschen konnten jedoch eher nicht ins Museum gelockt werden, legte eine Studie nahe, die noch zu Coronazeiten erhoben wurde.
Im Herbst werden Besucher:innen befragt
Um Genaueres zu wissen, plant Kulturprojekte Berlin im Oktober und November eine Besucher:innen-Umfrage in über 20 Museen zur Motivation des Besuchs am Museumssonntag. „Wir wollen wissen, was die Leute ins Museum geführt hat“, sagt Stolpmann: „Ist es der freie Eintritt oder ist es eine Veranstaltung an diesem Tag?“ Im Dezember wisse man mehr, wahrscheinlich könne man bis zu 1.200 Menschen an einem Tag befragen. „Das ist aber nur ein kleiner Bruchteil“, sagt Stolpmann, „von den normalerweise bis zu 70.000 Besucher:innen.“
Besonders beliebt waren bei den Berliner:innen das Technikmuseum, das Museum für Naturkunde, das Neue Museum auf der Museumsinsel oder die Neue Nationalgalerie. Auch die kleineren Museen verzeichneten „bedeutende Erfolge an den Museumstagen“. Das findet Kultursenator Joe Chialo (CDU) gut: „Der Museumssonntag ist eine echte Bereicherung vor allem für Familien und trägt zur Teilhabe aller am kulturellen Reichtum der Stadt bei.“
Eins der Häuser, die seit Beginn dabei sind, ist das Gründerzeitmuseum im Gutshof Mahlsdorf am Hultschiner Damm 333 in Marzahn-Hellersdorf. Es wurde 1960 von Charlotte von Mahlsdorf eröffnet und beherbergt Europas größte zusammenhängende Sammlung von Gegenständen aus der Gründerzeit. Der Förderverein Gutshaus Mahlsdorf betreut die Sammlung seit 1997. Hier ist der Besuch nur innerhalb einer vorab vereinbarten Führung möglich, die rund eine Stunde dauert, inklusive der Vorführung von mechanischen Musikmaschinen. Mittwochs und sonntags geht das auch ohne Anmeldung. Und eben am Museumssonntag.
„Anfangs waren wir skeptisch, auf den Eintritt zu verzichten“, sagt Diana Wüsthoff, Assistentin der Geschäftsleitung. „Wir sind ein kleines Museum und auf die Eintrittsgelder angewiesen.“ Doch erstens gibt es eine Ausgleichszahlung. Und zweitens kommen an den Museumssonntagen mehr Besucher:innen als sonst ins Gründerzeitmuseum, das außerhalb des Innenstadtrings liegt. Es sind im Durchschnitt 150 bis 200 – an normalen Sonntagen zählt man 40 bis 50 zahlende Gäste, sagt Wüsthoff.
Es seien „einige dabei, die vielleicht ohne Museumssonntag nicht zu uns gekommen wären und dann noch einmal zu einer Führung mit Freunden oder der Familie zurückkehren“, berichtet Wüsthoff. Solche Leute zeigten sich nicht nur interessiert, sondern spendeten auch. So gesehen ist der Museumssonntag auch in Mahlsdorf eine Erfolgsgeschichte.
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