Dosen-TV als WM-Alternative: Freaks glotzen
Auf Red Bull TV gibt es jeden Tag 24 Stunden unglaubliche, irrwitzige, übermenschliche Leistungen. Mehr Wunder hat selbst Jesus nicht volbracht.
Ob es an dem Getränk aus der Dose mit den roten Bullen und dem vielen Koffein liegt? Klar, das muss die Botschaft sein. Sonst würde Red Bull gewiss keinen eigenen TV-Kanal betreiben, in dem es eigentlich nur darum geht zu zeigen, welch schier unfassbare Leistungen Menschen im Sport zu erbringen in der Lage sind.
Es geht in den unzähligen Sportdokus nicht nur um Mountainbiker, Snowboarder, Wellenreiter, Motocross-Piloten oder andere Rennfahrer, die irgendwelche Wettbewerbe gewinnen. Es geht um Dinge, die sich eigentlich nicht erklären lassen. Alles ist unglaublich, nie dagewesen, ein Traum, massiv oder sonst noch was.
24 Stunden jagt ein Freak nach dem anderen über den Bildschirm. Oft geht es auch um Events, die vom Brausehersteller selbst veranstaltet werden. Die Crankworx World Tour zum Beispiel. Die hat eben in Neuseeland Station gemacht.
Crankworx? Da springen mutige Matadoren mit ihren Mountainbikes über Schanzen, drehen sich in den Lüften und schwingen ihre Räder, dass man das getrost als krank bezeichnen kann.
Kranke Tricks
Einer dieser Crankworker ist der Schwede Emil Johansson. Eine Doku zeigt seinen Kampf gegen das Epstein-Barr-Virus, das ihn erst mattgesetzt hat, das er aber mit all seinem Fleiß und mit der Unterstüzung der besten Ärzte und Red Bull in den Griff bekommen konnte. Nun gewinnt er wieder Rennen. Ein Wunder!
Unglaublich ist auch das Comeback eines Radlers, den man erst auf Krücken durch eine Reha-Einrichtung humpeln sieht, bevor er wieder Rennen gewinnt. Oder der Motocrosser, der schwer verletzt war und sich nun mit seinem Moped wieder über Schotterpisten bewegt, als wäre das normal. Ein Wunder reiht sich an das nächste. Red Bull ist größer als Jesus, muss denken, wer einen Tag mit Red Bull TV verbringt.
Manchmal gibt es auch Erholung von all den Wundergeschichten. Dann surft jemand durch die schönsten Wellen oder bezwingt mit dem Snowboard eine Felswand. Da gibt es dann viel Natur zu sehen. Wie man da hinkommt? Klar. Mit einem Wohnmobil, das immer wieder wie das große Freiheitsversprechen durchs Bild rast. Oder mit eben dem Helikopter. Wie soll man auch sonst an die verlassensten Ecken der Welt kommen, um dort zu snowboarden. Nachhaltig ist das ganz gewiss nicht. Aber absolut fußballfrei.
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