Doris Dörries Japanfilm "Hanami": Klischees, bis der Parkbaum leuchtet
Ein deutscher Rentner in Japan. Gerne hätten wir einmal einen Doris-Dörrie-Film gut gefunden. Aber mit "Kirschblüten - Hanami" wird es wieder nix.
Ein älteres, kleinbürgerliches Pärchen in der bayerischen Provinz, die Kinder sind aus dem Haus, beim schweigsamen Rudi wird Krebs im Endstadium diagnostiziert. Die treu sorgende Trudi beschließt, dies für sich zu behalten und die Kinder in Berlin zu besuchen. So beginnt der neue Film von Doris Dörrie, "Kirschblüten - Hanami", der im Wettbewerb läuft.
Da ist also das Interieur dieses Films: das Dorf, in dem pünktlich jeden Morgen und jeden Abend eine Ente über die Straße watschelt, wo Raps blüht und die Nachbarinnen die Vorgärtchen jäten. Dann das geblümte Schlafzimmer des Ehepaars, die Angewohnheit von Rudi, sich pünktlich auf die Minute jeden Feierabend von Trudi aus dem Mantel in die Strickjacke helfen und sich die karierten Filzpantoffeln bringen zu lassen. Das altbekannte Problem der Doris Dörrie: Jedes Detail stimmt so punktgenau, dass gar nichts mehr stimmt.
Rudi (Elmar Wepper) gibt den bornierten, vernagelten Kleingeist, und daher überrascht es kaum, dass er nach Trudis überraschendem Tod die große Krise bekommt, nach Japan fährt und seiner toten Frau zeigen will, was er ihr zu Lebzeiten nicht gegönnt hat: das Land der schneebedeckten Berge, der Kirschblüte, der verwirrenden Neonreklame und des japanischen Ausdruckstanzes Butoh.
Und schon stoßen wir auf das nächste Klischee dieses Films. Schlimm genug, dass sich Hannelore Elsner von Doris Dörrie eine graue Strickmütze überstülpen und dazu zwingen lässt, bayerisch zu sprechen, aber dann soll man ihr auch noch abnehmen, dass sie sich, bevor sie Hausfrau wurde, Butoh-Tänzerin werden wollte. Rudi fährt also nach Tokio und lässt sich da gefallen, was sich schon viele Figuren der Doris Dörrie gefallen lassen mussten: Vor der exotischen Fototapete des fernöstlichen Anderen kommt seine Engstirnigkeit erst richtig zur Geltung und dann ins Wanken. Er verläuft sich, lässt sich von Prostituierten einseifen und findet schließlich eine Butoh-Tänzerin im Park, die sich seiner annimmt.
Wieder einmal hat Doris Dörrie Figuren erschaffen, die weder sie noch der Rest der Welt sonderlich ernst nehmen muss. Sich deren Auseinandersetzung mit dem Tod vom Leib zu halten fällt etwa so leicht wie die Lektüre der Brigitte im Wartezimmer.
Leser*innenkommentare
Abu Abul
Stimmt; tatsächlich wusste nicht wie kann ich diesen biedere an Grenzen der Erträglichkeit, und so abstumpfendem Filme beschreiben kann.
Sehr guter Artikel für einer sehr schlechte Film.
Diese Doris Dorrie scheint die erfolgreichste Film-trash-Kultur zu verkörpern. Jeder ihren Filmen sind irgendwo zwischen Debil-Infantil und Senil zu platzieren.