Doping im Fußball: „Anabolikum ist kein Fremdwort“
Warum Fußballerinnen anabole Stereoide nutzen und wie diese wirken, erklärt Doping-Experte Wilhelm Schänzer im Interview.
taz: Herr Prof. Dr. Schänzer, zwei Nordkoreanerinnen sind positiv auf anabole Stereoide gestestet worden. Was passiert eigentlich beim Doping mit Anabolika?
Wilhelm Schänzer: Anabolika haben im Körper die gleiche Wirkung wie das Hormon Testosteron: Es verbessert die Eiweißsynthese im Muskel und führt zu einem erhöhten Kraft- und Muskelzuwachs. Über einen längeren Zeitraum profitieren davon sportliche Grundeigenschaften wie Schnelligkeit, die eng mit der Kraftleistungen verknüpft sind.
Doping bringt auch in einer technischen Sportart Vorteile?
Natürlich. Auch wenn die Wirkung im Fußball aufgrund der technischen Komponente sicherlich nicht so ausschlaggebend ist wie in Individualsportarten wie Kugelstoßen, Gewichtheben oder Rennradfahren, auch Fußballer profitieren von verbesserten körperlichen Fähigkeiten.
Aber spielt bei einem mehrwöchigen Turnier wie der WM nicht die Ausdauerfähigkeit eine viel größere Rolle, die eher mit der Doping-Substanz Epo (Erythropoetin) verbessert werden kann?
Das ist richtig. Aber es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass anabole Stereoide auch die Regenerationsfähigkeit fördern. Das heißt, dass sich die Sportlerinnen nach Ausdauerleistungen schneller erholen können. Anabolikum ist also auch für Ausdauersportler kein Fremdwort.
Wilhelm Schänzer ist Biochemiker und leitet das Wada-akkreditierte Dopingkontrolllabor an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Dopingfälle sind im Fußball bisher selten aufgetreten. Zeigt dieser Fall, dass Doping im Fußball sehr wohl ein Problem ist?
Fußball wird zwar nicht als Hochrisikosportart geführt. Trotzdem wird das Thema ernst genommen und viele Länder haben wie Deutschland inzwischen Fortschritte in den Kontrollsystemen gemacht. So wird bei den Kontrollen, die bei der WM durchgeführt werden, auf sämtliche Substanzen, eben auch auf Anabolika, getestet.
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