Doping im Biathlon: „Wettkämpfe in Russland stoppen“

Gabriela Koukalová aus Tschechien dominiert derzeit den Weltcup. Sie ist Sängerin, tritt im Fernsehen auf und spricht sich gegen Doping aus.

Gabriela Koukalova nach vorne gebeugt auf Skiern

Gabriela Koukalova beim Weltcup in Oberdorf Foto: dpa

An Gabriela Koukalová kommt man nicht so schnell vorbei. Sportlich nicht, denn die 27-jährige Tschechin führt mit 15 Punkten Vorsprung die Wertung des Biathlon-Weltcups an, den sie im vergangenen Winter gewonnen hatte. Und auch, wenn es um die aktuelle Diskussion über Staatsdoping in Russland geht, kommt man an Koukalová nicht vorbei. „Das russische Team ist offenbar nicht in der Lage, mit der internationalen Antidopingorganisation zu kooperieren“, sagt sie und wird deutlich: „Wenn Teams diese Regeln nicht respektieren, dann haben sie bei unseren Rennen nichts zu suchen.“

Die Geldstrafen, die in den vergangenen Jahren vom Biathlon-Weltverband (IBU) gegen Russland wegen mehrerer Dopingfälle ausgesprochen wurden, nennt Koukalová „wirkungslos und lächerlich“. Sie empfiehlt stattdessen „die Streichung von Startplätzen“. Auf die Frage eines russischen Journalisten in Oberhof, was sie zum derzeit besten Biathleten Russlands, dem Staffel-Olympiasieger von Sotschi 2014, Anton Shipulin sagt, antwortet sie angenehm unkollegial: „Ich denke, wenn alle diese Athleten in einem Team sind, dann glaube ich niemandem. Sorry.“ Shipulin behauptet, nie gedopt zu haben, hält den McLaren-Report für politisch motiviert und spricht von „Beschuldigungen ohne Beweisen“.

Auch gegen die IBU teilt Gabriela Koukalová aus. „Ich kann nicht verstehen, nachdem lange bekannt ist, dass es in Russland ein massives Dopingproblem gibt, wieso im September 2016 der IBU-Kongress die WM für 2021 nach Tjumen in Sibirien vergeben hat.“ Verärgert fügt sie hinzu: „Dies war ein großer Fehler von der IBU. Ich würde gern Wettkämpfe in solchen Ländern stoppen. Ich denke diese Wahl war dumm, das ist meine Meinung dazu.“

Was sie selbst angeht, verweist Koukalová darauf, dass sie „mehr als 25 Dopingkon­trol­len im Jahr 2016“ über sich ergehen ließ. Anders als im riesigen Russland seien internationale Kontrolleure in Tschechien schnell vor Ort. Koukalová hofft, dass der Kontrolldruck und die Qualität auch in Russland endlich erhöht werden. Ihr Prinzip im Leben sei, „ehrlich und fair zu bleiben in allen Dingen“, die man tue. Nur so könne sie sich am Leben erfreuen.

Frenetisch gefeiert

Aufgrund ihrer Erfolge, unter anderem zweimal Silber bei Olympia in Sotschi 2014, ist die Skijägerin Koukalová in ihrem Heimatland nun ein großer Star, und „der Erwartungsdruck ist inzwischen riesig“, sagt sie. Das war bei ihrem Heim-Weltcup in Nove Mesto im Dezember gut zu sehen, wo sie von ihren Landsleuten frenetisch gefeiert wurde. 123.000 zuschauende Biathlonfans kamen dort an vier Tagen zusammen, letzte Woche in Oberhof war es gerade mal die Hälfte.

Doch auch jenseits von Loipe und Dopingkritik macht Koukalová auf sich aufmerksam. Man sagt ihr nach, sich sogar vor einem Wettkampf zu schminken, um am Schießstand, wenn die Kameraobjektive sie sehr nah heranzoomen, gut auszusehen.

In den tschechischen Medien ist Koukalová omnipräsent: Sie spielt Klavier, ist eine talentierte Sängerin und hat bereits mehrere Songs aufgenommen und auch im Fernsehen vorgetragen.

Seit 2016 ist Koukalová mit Petr Koukal verheiratet. 2010 wurde bei dem tschechischen Badmintonspieler Hodenkrebs diagnostiziert, die Therapie verlief erfolgreich. Nun engagieren sich beide, Gabriela und Petr, in einer Vorsorgekampagne gegen Brust- und Hodenkrebs.

Training mit dem Männerteam

Seit 2005 betreibt Koulaková den Biathlonsport. 2008 gab sie in Ruhpolding bei der Junioren-WM ihren internationalen Einstand, und vier Jahre später war die nervenstarke Schützin und kämpferische Läuferin in der Weltspitze angekommen. Ihren ersten Weltcup gewann Koukalová im Dezember 2012 in Pok­ljuka im Sprint. Am liebsten trainiert sie mit dem Männerteam, weil ihr das Training da mehr Spaß macht und sie zudem weiterbringt. Auch verzichtet sie auf sogenannte Trockenschießübungen.

Aber Koulaková ist im Frauenbiathlon keine Einzelgängerin. Sie sagt, dass sie sich trotz der Konkurrenz gut mit der dreifachen Olympiasiegerin Darja Domratschewa aus Weißrussland versteht, die seit letztem Jahr mit der norwegischen Biathlonlegende Ole Einar Björndalen verheiratet ist. Aber unkritisch wird sie durch diese Freundschaft nicht. Merkwürdig findet Koulaková, dass Domratschewa „nur drei Monate nach der Geburt einer Tochter, in Oberhof schon wieder in den Weltcup eingestiegen ist“.

Aktuell will Koukalová bei den Weltcups in Ruhpolding und Antholz weiter punkten. Ihr Hauptfokus liege diesen Winter allerdings auf der WM in Hochfilzen, Österreich, Mitte Februar. Dort will Koukalová um die Medaillen mitkämpfen. 2016 schrammte sie als große Mitfavoriten bei der WM in Oslo knapp daran vorbei.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.