Donald Trump und Russland: Ehrung für einen großen Freund
Rjasan will eine Straße nach dem neuen US-Präsidenten benennen. Dort stehen vier gammelige Häuser. Und der Namensgeber müsste eigentlich tot sein.
Rjasan liegt 200 Kilometer südostlich von Moskau am Fluss Oka und zählt über eine halbe Million Einwohner. Ende Oktober war die Stadt kurzzeitig in den Schlagzeilen. Bei einer Explosion infolge einer Gasexplosion in einem Hochhaus wurden drei Menschen getötet und fünfzehn verletzt.
Die Initiative der Rjasaner sprach sich blitzschnell herum. Diesmal war man offensichtlich bemüht einer drohenden Detonation die Sprengkraft vorwegzunehmen. Als für das nötige Quorum nur noch 30 Stimmen fehlten, meldete sich der Vorsitzende des Ortsnamen-Komitees von Rjasan, Nikolaj Bulytschew zu Wort. „Ich weiß ganz genau, wie das ablaufen wird“, ließ er wissen. Er könne nicht für alle Mitglieder der Kommission sprechen, aber da er seine Kollegen sehr gut kenne, sei er sich absolut sicher, dass der Umbenennungsantrag nicht genehmigt werden würde.
Die Begründung: Das Gesetz sieht vor, dass Straßen nach bekannten Bürgen der Stadt, Russlands oder aus dem Ausland erst frühestens fünf Jahre nach deren Tod benannt werden können. Da sage noch jemand, dass die Russen ihre Gesetze nicht beachten würden!
Vier alte Häuser
Der wirkliche Grund des Rückziehers dürfte aber prosaischer Natur sein. Die Journalisten fanden schnell heraus, dass die „Zweite Gottlose“ aus lediglich vier uralten Häusern besteht. Eine Schmach für den großen Freund aus den USA. Das geziemt sich nicht. Da muss noch einiges unternommen werden, damit die Straße den passenden Glanz der Marke Trump bekommt.
Der Internethandel von Rjasan macht es vor. Dort ist eine Handtasche „Ivanka Trump“ für schlappe 700 Euro zu erstehen. Oder der Männerduft „Donald Trum“. Mit den Kopfnoten Minze, Gurke, schwarzem Basilikum und Zitrusfrüchten, den Herznoten Holz, Pfeffer und Kräuter. Die Basisnote ist Vetiver. Da erblasst doch jeder Gott vor Neid.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?