Doku auf 3sat über Youtube-Journalismus: Mit App und Babystrumpfhose
Die Dokumentation „Medienmacher von morgen“ geht auf die Suche nach der Zukunft des Journalismus. Die Frage ist aber immer noch die alte.
![Zwei Männer sprechen mit einem Journalisten und werden dabei gefilmt Zwei Männer sprechen mit einem Journalisten und werden dabei gefilmt](https://taz.de/picture/4709956/14/doku-journalismus-the-buzzard-1.jpeg)
Das Dach auf dem neuen Axel Springer Campus sollte eigentlich offen für alle sein, das war der Deal mit der Stadt. Aber jetzt ist Corona. Was kann man machen, um dennoch in den Genuss der schönen Aussichten über Berlin zu kommen? Ein TV-Interview mit einem Springer-Journalisten wie dem Welt-Medienredakteur Christian Meier: „Es gibt journalistische Start-ups, aber ich finde eigentlich, dass man da nicht ausreichend drüber spricht. Dass die ein Problem haben, aus der Journalisten-Blase heraus bekannt zu werden.“
Genau diesem Problem will Stephan Weichert mit seinem Film über die „Medienmacher von morgen“ (Produzent: Stephan Lamby) abhelfen. Ob er allerdings mit einem Sendeplatz um 23 Uhr auf 3sat ein größeres Publikum erreicht als es „MrWissen2Go“ Mirko Drotschmann mit seinen 1,9 Millionen Youtube-Abonnenten bereits hat?
Drotschmann hat schon Angela Merkel und Jens Spahn interviewt, ist aber auf die Aufträge der Öffentlich-Rechtlichen und seinen Moderations-Job bei „Terra X“ finanziell dringend angewiesen. Die Produktwerbung der anderen Youtuber ist für ihn mit seinem journalistischen Ethos nicht vereinbar. So suchen die Medienmacher von morgen nichts anderes als die altgedienten Medienhäuser mit ihren Internetauftritten: das passende Geschäftsmodell. Wie kann man mit Journalismus online Geld verdienen?
Dass die Zukunft des Journalismus online stattfindet, steht für Weichert und den porträtierten Journalistennachwuchs außer Frage: „Wir gehen nicht davon aus, dass jeder jeden Tag eine Zeitung liest“, sagt die Krautreporter-Chefredakteurin Theresa Bäuerlein – die 15.000 zahlende Mitglieder mit monatlich 20 eher längeren Texten versorgt.
Mitmach-Journalismus
Ein Hamburger Schüler mit seiner „Aufmerksamkeitsspanne von ein, zwei Minuten“ ist genau der Nutzer, den Felix Friedrich und Dario Nassal mit ihrer Anti-Fake-News-App The Buzzard ansprechen wollen. Jahrelang haben sie von 300 Euro im Monat gelebt, um ihr Projekt – per Crowdfunding – anzuschieben.
Diesen Idealismus brauchen auch die tactile.news-Gründer Jakob Vicari und Astrid Csuraji, wenn sie mit einem Tretboot eine Babystrumpfhose hinter sich herziehen, um Mikroplastik zu sammeln. Wer, wie Csuraji, von „Mitmach-Journalismus“ spricht, hat kein Problem damit, sich mit der guten Sache gemein zu machen.
Der zweite Krautreporter-Chefredakteur Rico Grimm geht sogar noch einen Schritt weiter: „Den Journalismus resilienter zu machen, kann auch bedeuten, ihn abzuschaffen.“
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