Doku-Serie „Arnold“ über Schwarzenegger: Belästigung nicht totgeschwiegen
In der Serie „Arnold“ gibt sich der Weltstar aus Österreich ehrlich, zeigt Reue und gesteht Fehler ein. Kritisch nachgehakt wird trotzdem nicht.
Mit Zigarre in der Hand und Blick auf schneebedeckte Berge sitzt Arnold Schwarzenegger gleich in den ersten Bildern des dokumentarischen Dreiteilers „Arnold“ in seinem Outdoor-Whirlpool und schwadroniert über Willenskraft und gestählte Körper. Wenige Momente später tobt er mit Esel Lulu und Pony Whiskey durch Haus und Hof. Besser könnte man die zwei Pole kaum illustrieren, deren vermeintlicher Widerspruch schon immer die Karriere des österreichischen Weltstars ausgemacht haben: egomane Macho-Klischees hier, selbstironisch-menschlicher Witz dort.
Bei Netflix ist Schwarzenegger gerade allgegenwärtig: Die Actionkomödie „Fubar“, seine erste Serien-Hauptrolle, ist kürzlich erst angelaufen, nun folgt direkt diese Doku-Biografie, inszeniert von Lesley Chilcott. Dass man also kein Interesse daran hat, es sich mit dem Star zu verderben, versteht sich von selbst. Und so zeichnet „Arnold“ einfach ehrfürchtig die hinlänglich bekannte Geschichte eines erstaunlichen Werdegangs nach, vom kleinen Jungen im steirischen Thal, der hoch hinaus will, zum preisgekrönten Bodybuilder, der dann erst zu einem der größten Hollywood-Stars, dann zum Governor von Kalifornien und schließlich besonnenen Klimaschützer wird.
Das ist eine ausgesprochene Biografie, doch die Tatsache, dass sie hier chronologisch und von Schwarzenegger selbst – nicht ohne Humor, aber unbescheiden – erzählt wird, nimmt ihr fast alle Ecken und Kanten. Hin und wieder kommen ein paar Wegbegleiter*innen zu Wort, von alten Jugendbekanntschaften in Österreich bis hin zu James Cameron oder Jamie Lee Curtis. Allzu viel Neues kommt aber nicht zutage.
Immerhin: Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die 2003 in seinem ersten Wahlkampf zutage kamen, werden ebenso wenig totgeschwiegen wie der uneheliche Sohn mit der Haushälterin. Schwarzenegger spricht von Fehlern und zeigt Reue, nicht zuletzt der Zusammenbruch des langjährigen Familienidylls mit Maria Shriver scheint ihn bis heute zu schmerzen. Doch kritisch nachgehakt und an der Selbstdarstellung gekratzt wird nicht. Und selbst Lulu und Whiskey spielen am Ende leider kaum eine Rolle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
BSW-Anfrage zu Renten
16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“