Diskussion um Unkrautvernichter: Bahn will Glyphosat-Einsatz senken
Einer der größten Nutzer des umstrittenen Unkrautvernichters kündigt an, weniger Gift zu sprühen. Die Grünen fordern mehr.
Die Bahn ist trotz heftiger Kritik einer der größten Anwender von Glyphosat in Deutschland. Die letzten verfügbaren amtlichen Zahlen stammen von 2017. Demnach wurden laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 2017 insgesamt knapp 4.700 Tonnen sogenannter Organophosphor-Herbizide abgesetzt – rund ein Viertel mehr als 2016. Glyphosathaltige Stoffe machen den Hauptbestandteil an diesen Unkrautvernichtungsmitteln aus. Die Bahn versprühte nach eigenen Angaben 2018 etwa 57 Tonnen an glyphosathaltigen Pestiziden.
Der Einsatz von Glyphosat ist hochumstritten. 2015 hatte die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft und widersprach damit mehreren Zulassungsbehörden.
In den USA sieht sich der inzwischen von Bayer übernommene Herstellerkonzern Monsanto mit fast 20.000 Klagen wegen der angeblichen Krebsgefahren von Monsanto-Produkten konfrontiert.
Online-Petition gegen Glyphosat-Nutzung
Die Bahn hatte wegen ihres Glyphosat-Einsatzes in der Kritik gestanden. Bei einer Online-Petition, die die Bahn auffordert, das Unkrautgift nicht mehr zu spritzen, hatten bis zum Freitag fast 140.000 Menschen unterschrieben.
„Die Bahn-Ankündigung klingt überraschend vielversprechend“, heißt es in einer Mitteilung der Grünen-Bundestagsfraktion. Bis vor kurzem habe der Konzern noch einen Dienstleister für den Glyphosat-Einsatz bis 2022 gesucht. „Wenn der Ankündigung dieses Mal wirklich Taten folgen, muss sich Agrarministerin Klöckner ein Beispiel am DB-Plan nehmen“, heißt es bei den Grünen. Von der Bundesregierung sei „nach wie vor kein Schrittchen zum angekündigten Glyphosatausstieg erkennbar“.
Bislang hatte die Bahn den Einsatz von Glyphosat für unabdingbar gehalten: Auf ihrer Internetseite gab sie an, verschiedene nicht-chemische Verfahren seien „keine Alternative für Glyphosat. So dauere unter anderem die „Durcharbeitung deutlich länger und die Energiebilanz ist schlechter“.
Man setze bereits seit einigen Jahren daran, Alternativen zu Glyphosat zu entwickeln, heißt es nun in der Mitteilung vom Freitag. „Geprüft werden derzeit mögliche Verfahren auf Basis des Einsatzes von Heißwasser, elektrischem Strom und UV-C-Licht“, um das 33.000 Kilometer lange Streckennetz frei von Bewuchs zu halten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja