piwik no script img

Diplomatie im Nahen OstenEinfach einen Deal machen

US-Präsident Donald Trump empfängt Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas im Weißen Haus. Jetzt soll es vorangehen.

US-Präsident Trump verabschiedet Palästinenserpräsident Abbas vor dem Weißen Haus Foto: reuters

Jerusalem taz | US-Präsident Donald Trump hat seine Bereitschaft zu Friedensvermittlungen in Nahost betont. Bei einem Besuch von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas in Washington sagte Trump am Mittwoch, nach seinen Erkenntnissen seien beide Seiten zu einem Friedensschluss bereit. Deshalb werde es auch zu einer Einigung kommen. „Das ist etwas, von dem ich ehrlich gesagt denke, dass es nicht so schwer sein könnte, wie die Leute es in den ganzen Jahren gedacht haben“, sagte Trump.

Abbas sagte, die Palästinenser seien zu einem Friedensvertrag bereit, mit dem zwei Staaten in den Grenzen von 1967 geschaffen würden. Israel hält mit dem Gazastreifen, dem Westjordanland und Ostjerusalem Gebiete besetzt, die die Palästinenser für einen eigenen Staat beanspruchen.

Die Zweistaatenlösung war die vergangenen zwei Jahrzehnte ein Grundpfeiler der US-Nahost-Politik, Trump hatte dazu aber zunächst nicht eindeutig Stellung bezogen.Letztendlich könne er jedoch den Frieden nicht erzwingen. „Palästinenser und Israelis müssen zusammenarbeiten, um ein Abkommen zu erreichen“, erklärte Trump.

Die beiden Politiker zeigten sich über die Perspektiven zuversichtlich, ließen jedoch offen, welche konkreten Schritte sie planen, um einen erneuten Dialog zwischen den beiden Konfliktparteien einzuleiten. Geplant ist, dass Trump Ende Mai nach Jerusalem reist und eventuell auch nach Ramallah.

Erst misstrauisch, jetzt hoffnungsvoll

Trumps Ankündigung während des Wahlkampfs, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen und die Nominierung von David Friedman, einem Unterstützer israelischer Siedlungen, als neuem US-Botschafter ließ das Vertrauen der Palästinenser in Trump als neutralem Vermittler sinken.

Auch seine Bemerkung im Verlauf der Pressekonferenz mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, ein Frieden müsse „nicht unbedingt durch zwei Staaten“ erreicht werden, war in Ramallah auf Unmut gestoßen. Trump verzichtete am Mittwoch gegenüber Abbas, eine Ein- oder Zweistaatenlösung zu erwähnen.

Jetzt, Herr Präsident, mit Ihnen haben wir Hoffnung

Mahmoud Abbas zu Donald Tump

„Jetzt, Herr Präsident, mit Ihnen haben wir Hoffnung“, beendete Abbas seine kurze Rede. Unklar bleibt, ob Trump von Abbas erwartet, die Zahlungen an die Familien palästinensischer Gefangener einzustellen. Nabil Shaat, außenpolitischer Berater von Abbas wies die Forderung zurück. Die Häftlinge seien „Opfer Israels und Folge der Besatzung“, kommentierte Shaat.

Genauso gut könne man „von Israel verlangen, den Soldaten keinen Sold mehr zu zahlen“. Die Sorge um die Häftlinge und ihre Familien ist Konsens unter den Palästinensern. Gerade jetzt, wo sich Hunderte Häftlinge im Hungerstreik befinden, würde ein Ende der Zahlung zu breit angelegten Protesten führen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Das er sich mit diesem Kerl getroffen hat und so viel Unsinn erzählt ist ein Hinweis darauf das er doch nicht so schlau ist.

    • @Werner W.:

      Sie meinen, es war dumm von Abbas, sich mit diesem Kerl zu treffen?

  • ......jetzt hoffnungsvoll...

     

    Bleibt nur die Erinnerung an die -hoffnungsvolle Zeit- aus 2000.

     

    Shlomo Ben- Ami enthüllt hier, warum die Verhandlungen damals scheiterten:

     

     

    "Der Tag, an dem der Frieden starb":

    http://embassies.gov.il/berlin/AboutIsrael/the-middle-east/naherostendokumente/Ben_Ami.pdf

  • „Das ist etwas, von dem ich ehrlich gesagt denke, dass es nicht so schwer sein könnte, wie die Leute es in den ganzen Jahren gedacht haben“

     

    Ich ein paar Wochen wird er wohl zu einem anderen Schluss kommen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Es gibt ein fertiges Abkommen - Camp David - das beide Seiten mehr oder weniger ablehnen.

       

      Gerechter als diese Abkommen kann es nicht werden. Dieses Abkommen muss mit - finanziellem - Nachdruck durchgesetzt werden. Einen anderen Weg zum Frieden gibt es nicht.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Stimmt. So wie bei der versuchten Reform des Gesundheitssystems: „Konnte ja niemand ahnen, dass das sooo kompliziert ist.“ :-)

      Bin mal gespannt wie das weitergeht. Ich meine, wenn er da jetzt wirklich, wider alle Wahrscheinlichkeit, was reißen würde, wow.

      • @Ruhig Blut:

        Na, ja. Laut letzten Meldungen ist die erste Hürde im Gesundheitswesen gefallen. Aber der nahe Osten ist ein ganz anderes Kaliber...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das ist wohl wahr.