Digitalisierte Fankultur um Fußball: Sicher in der Fanblockchain

Auch das Fußballbusiness setzt jetzt auf Kryptowährungen. Eine solche braucht, wer seinen Klub durch den Erwerb von Fan-Tokens nah sein möchte.

Lionel Messi vor der Tribüne im Satdion von Reims

In echt und als Token für die Fans da: Lionel Messi Foto: reuters

Gesunken. Kein Wunder, nach den Neuigkeiten, die am Vortag die Runde gemacht haben. Antoine Griezmann verlässt den FC Barcelona in Richtung Atletico Madrid. Der Kurs für einen Fan-Token des überschuldeten Klubs aus Katalonien ist dann über Nacht glatt um über 3 Prozent gefallen. Fan-Token? Das ist der heißeste Scheiß in der turbokapitalisierten Welt der digitalen Fankultur. Es ist gar nicht so leicht zu erklären, was das nun wieder soll. Es ist auf jeden Fall irgendwas mit Blockchain. Also total sicher. Und es ist irgendwas mit Kryptowährung. Bitcoin, nur anders.

Fußballklubs haben also eine Währung aufgelegt. Leute, die diese Klubs für Fans halten, können Euro oder Dollar in diese Währung umtauschen. Mit der können sie dann Fan-Token kaufen und sich so fühlen, als gehöre ihnen ein Teil vom Klub, was natürlich nicht stimmt. Damit die digitalen Kurvenfans aber glauben, dass sie Teil des Klubs sind, dürfen sie darüber mitbestimmen, wie sich der Klub präsentiert oder welche Preise es für eine Auslosung unter Fan-Token-Besitzern geben soll.

So richtig lebendig ist die Mitbestimmung indes nicht. Anfang August fand beim FC Barcelona die bis dahin letzte Abstimmung statt. „Wähle die Botschaft aus, die auf der Fan-Token-Auszeichnung erscheinen soll, die vom Kapitän des FC Barcelona vor dem Anpfiff der Trofeo Gamper ausgetauscht wird“, hieß es da. Schwierige Frage. Die meisten Token-Fans haben sich für „Never enough Barca“, entschieden. Wie schön! Die Blockchain-Fans dürfen sich mitgenommen fühlen.

Über eine Weiterbeschäftigung des langjährigen Barça-Superstars Lionel Messi durften sie indes nicht mitbestimmen. Der ist zu Paris Saint Germain gewechselt. Schnell wurden die Fan-Token des Klubs teurer als die aller anderen auf dem Marktplatz der Plattform scoios.com gehandelten Fußballunternehmen, zu denen der AC Mailand, Juventus Turin, Manchester City, aber auch Apollon Limassol oder die Young Boys Bern gehören.

Nicht-fungible Objekte

85 SCHZ kostet ein Fan-Token der Pariser. Das sind umgerechnet ein bisschen mehr als 25 Euro. Interessieren dürfte das auch Lionel Messi selbst. Der soll, so heißt es, einen Teil seines Einkommens in Paris in Fan-Token ausgezahlt bekommen. Die Nähe des Superstars zu den Fan-Token-Fans sucht gewiss ihresgleichen in der sonst so kalten Welt des Kommerzfußballs.

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Für alle übrigens, die traurig sind, weil Lionel Messis Zeit im Trikot des FC Barcelona zu Ende gegangen ist, der kann sich ein NFT des Argentiniers besorgen. NFT? Das ist ein Non-Fungible Token, also ein Etwas, das man nicht austauschen kann. Dieses Etwas kann eine Art digitales Kunstwerk sein, das zwar jeder im Netz anschauen kann, aber nur wer sich die sicher hinterlegte Signatur erworben hat, darf sich Eigentümer nennen. Sicher hinterlegt ist das – natürlich – auf einer Blockchain.

Doch zurück zu Lionel Messi. Der hat nun unter dem Namen „Messiverse“ eine kleine Serie von NFTs aufgelegt. Eines davon zeigt ihn als Mensch im Trikot des FC Barcelona, der sich zu einer Art Fußball-Cyborg verwandelt. Kaufen kann man das mit irgendeiner Kryptowährung, die auf irgendeiner Blockchain hinterlegt ist.

Der Fan-Block wird zur Fan-Blockchain für Blockchain-Fans. Fantastisch.

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