piwik no script img

Digitales Archiv zu Sinti und RomaReichtum der Kultur sichtbar machen

Das digitale Archiv „RomArchive“ ist das größte jemals für Sinti und Roma aufgelegte Kulturprojekt. Der Fokus liegt auf Selbstrepräsentation.

Ein Demonstrant bei einer Kundgebung gegen die Diskriminierung von Sini und Roma in Rom Foto: imago/Pacific Press Agency
Markus Kowalski
Interview von Markus Kowalski

taz am wochenende: Das digitale Archiv der Sinti und Roma „RomArchive“ ist seit Donnerstag online. Was ist dort zu sehen?

Franziska Sauerbrey: Das Archiv zeigt kuratierte Sammlungen der Minderheit. Es geht um alle Kunst- und Kultursparten, auch um Bilderpolitik, die Bürgerrechtsbewegung und den Holocaust. Nutzer können sich durch 5.000 Objekte klicken, mit Texten, Bildern und Videos. Dabei wandern sie durch 600 Jahre Kulturgeschichte, von Briefen aus dem Konzentrationslager bis zu Werken zeitgenössischer Künstler. Alles ist auf Deutsch, Englisch und Romani verfügbar. Der Fokus liegt auf Selbstrepräsentation. Gemeinsam mit Vertretern der Sinti und Roma haben wir zwei Jahre lang überlegt, wie ihre Kultur sichtbar werden kann.

Wieso braucht es ein solches Archiv?

Isabel Raabe und mir ist vor einigen Jahren bewusst geworden, wie wenig die deutsche Mehrheitsgesellschaft über Sinti und Roma weiß. Deswegen soll das Archiv den Reichtum der Kultur sichtbar machen. Es ist das größte jemals für sie aufgelegte Kulturprojekt. Das Internet ist der ideale Ort für diese transnationale Minderheit, weil es von überall aus zugänglich ist. Das Archiv soll weiter wachsen. Schon jetzt bekommen wir Anrufe von Menschen, die ihre Nachlässe dem Archiv zur Verfügung stellen wollen.

Wie werden Sinti und Roma heute diskriminiert?

Im Interview: Franziska Sauerbrey

43,ist Mitinitiatorin des digitalen Archivs der Sinti und Roma „RomArchive“.

In Politik und Medien werden sie weiterhin als Sündenböcke dargestellt. Die Antidiskriminierungsarbeit der EU hat daran wenig ändern können. Das Archiv soll Fremdzuschreibungen wie dem Wort „Zigeuner“ eine eigene Kulturgeschichte entgegensetzen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Um das gesamte gegenwärtige Ausmass der Diskriminierung von Sinti und Roma zu begreifen, muss man einen Blick nach Osteuropa werfen.

    Selbst in der Slowakei leben Sinti und Roma oft immer noch unter menschenunwürdigen Bedingungen in Ghettos, ohne fliessendes Wasser, Kanalisation, Strom, Heizung und Müllabfuhr, vollkommen abgeschottet von der Gesellschaft:

    www.youtube.com/watch?v=Lu1180bxts4

    Es ist bewundernswert, dass unter solchen Lebensumständen, wo jeder Tag ein Kampf ums Überleben ist, überhaupt Kunst und Kultur entstehen können.