Digitale Lohnsteuerkarte kommt erst später: Finanztechnische Inkompatibilitäten
Die Lohnsteuerkarte auf Papier wird wegen Technikproblemen erst 2013 von einem elektronischen Verfahren abgelöst. Damit wurde der Start schon zum zweiten Mal verschoben.
BERLIN taz | Die Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte wird um ein weiteres Jahr auf 2013 verschoben. Darauf haben sich nun die Finanzminister der Länder und der Bund geeinigt. Grund seien "technische Probleme". Ursprünglich hatte das neue Verfahren schon 2011 beginnen sollen.
Ziel ist, die Lohnsteuerkarte auf Papier nach mehr als 80 Jahren abzulösen. Die Karte reichten Arbeitnehmer jedes Jahr aufs Neue bei ihren Arbeitgebern ein. Anhand der Angaben wie Steuerklasse, Freibeträgen und Familienstand berechnen die Unternehmen die Lohnsteuer, die sie für ihre Beschäftigten ans Finanzamt überweisen.
Mit der elektronischen Lohnsteuerkarte soll das einfacher und für die Behörden sowie die Firmen billiger werden: Wenn das neue Verfahren einmal eingeführt ist, müssen die Angestellten ihren Arbeitgebern nur noch ihr Geburtsdatum und ihre Steueridentifikationsnummer mitteilen. Den Rest erfährt der Arbeitgeber vom Bundeszentralamt für Steuern, das eine Datenbank etwa mit den Lohnsteuerklassen führt.
Doch daraus wird jetzt erstmal nichts. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler, sagt der taz: "Der lange Verzug hat schon eine gewisse Peinlichkeit."
Zu den technischen Problemen sei es gekommen, weil die Finanzämter Software verwendeten, die nicht miteinander kompatibel sei. "Man hat viel zu wenig Personal für so ein Großprojekt eingeplant. Die Programmierer sollten das quasi nebenher machen", sagt Eigenthaler.
"Armutszeugnis für Finanzverwaltung"
Der Bund der Steuerzahler nennt die Verschiebung ein Armutszeugnis für die Finanzverwaltung. Denn auch die Einführung der elektronischen Bilanz für Unternehmen hatte sich verzögert. Das elektronische Entgeltnachweisverfahren Elena wurde sogar ganz eingestellt. Der Verband kritisierte, dass die Behörden den neuen Starttermin für die elektronische Lohnsteuerkarte so spät mitgeteilt hätten. Viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber hätten sich schon auf die Umstellung im kommenden Jahr vorbereitet.
Durch den Aufschub gelten auch 2012 die Lohnsteuerkarten für 2010 weiter. Die Finanzämter verschicken seit Oktober Infobriefe an alle Arbeitnehmer mit den gespeicherten Daten. Entsprechen die Daten auf dem Brief nicht mehr denen auf der Lohnsteuerkarte, muss man das Schreiben seinem Arbeitgeber vorlegen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man in der Zwischenzeit ein Kind bekommen hat.
Laut Eigenthaler sind viele Steuerzahler verärgert, weil rund zwei Prozent dieser Briefe falsche Angaben enthielten. Wenn das der Fall ist, sollte man sich an das zuständige Finanzamt wenden und um Korrektur bitten. Hat man für das Jahr 2010 keine Lohnsteuerkarte erhalten, kann man sich beim Finanzamt eine Ersatzbescheinigung ausstellen lassen.
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