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Digital Natives auf der Straße"Der Schüler-ID den Todesstoß"

Zur Datenschutzdemo am Wochenende rufen auch Schüler-Bündnisse auf. Die haben die "Schüler-ID" im Blick - vielen geht es aber auch um die Vision einer freieren Schule.

Die Schüler demonstrieren gegen die Schüler-ID und für eine freiere Schule. Bild: wiseguy71 (Lizenz: CC-BY-ND)

Genau wie die Erwachsenen setzen sich auch Schüler für den Datenschutz und "gegen die steigende Überwachung aller Bürger an Öffentlichen Plätzen" ein. Besonders im Blick der jungen Generation ist die so genannte "Schüler-ID". Deswegen werden sie am kommenden Samstag bei der Demo "Freiheit statt Angst" mitmarschieren.

Auf der Demo-Unterstützerliste dabei sind der Berliner Schulstreik, der Landesschülerinnenausschuss, die herrschaftskritische Gruppe "Bildung statt Schule – Klassenkampf Süd-West" (KKSW) von der FU Berlin und das Schülerstreikkomitee/Bonner Jugendbewegung.

Zahlreiche persönliche Daten sollen nach dem Willen von Bildungspolitikern erhoben werden, um sie in eine zentrale Datei einzuspeisen. Die Schülerdatei soll unter anderem vor Doppelanmeldungen schützen und Schulschwänzer erfassen. "Wir sind ja nicht komplett dagegen, dass Daten erhoben werden," sagt Vito Dabisch vom LandesschülerInnenausschuss, "wir finden es ja auch wichtig, Lehrer nach ihren Fähigkeiten an bestimmte Schulen zu verteilen." Das Problem sei, dass die Daten personalisiert erhoben und in einer zentralen Datei gespeichert werden. "Das wollen wir nicht," sagt Dabisch.

Demo und LIVE-Ticker

Die Demo "Freiheit statt Angst" startet am 12. September um 15 Uhr am Potsdamer Platz in Berlin. Über 150 Organisationen und Gruppen aus unterschiedlichen Spektren unterstützen den Protest.

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Auf taz.de läuft am 12.9. ab 14 Uhr ein LIVE-Ticker zur Demonstration.

In mehreren Bundesländern wurde über die umstrittene Durchleuchtungsmaßnahme diskutiert – auf Grund von Protesten ist sie in Bayern und NRW erst einmal auf Eis gelegt. In Berlin dagegen ist ein Gesetz zur Einrichtung der "Automatisierten Schülerdatei" im Februar 2009 verabschiedet worden – die Umsetzung läuft. Probeweise wird sie im gerade gestarteten Schuljahr 09/10 an 96 Projektschulen ausprobiert. Auch Vito Dabischs Schule, die Albert-Einstein-Oberschule in Berlin, gehört dazu. Jedoch "bekommen die Schüler fast gar nichts davon mit, denn die Datei wurde nur in der SV oder auch mal selten im Politikunterricht besprochen," erzählt er.

Allerdings geht es den Jugendlichen nicht nur um die Schüler-ID. Die Schülergruppe KKSW bekräftigt noch einmal die Forderung nach einer freieren Schule: Unter anderem wollen sie mehr individuelle Förderung, die Gleichberechtigung aller LehrerInnen und SchülerInnen und vor allem "die Abschaffung des Leistungsdrucks". Der zeige sich, so KKSW, "in Kopf-Noten, Probehalbjahr oder auch im Sitzenbleiben". Der Berliner Schulstreik ruft zur Teilnahme am "antikapitalistischen Antirepressions-Block" auf.

Das Demo-Orga-Team unterstützt die Forderungen der Schüler: "Man kann Bildungsprobleme nicht dadurch lösen, dass man Menschen eine Nummer verpasst," sagt Padeluun vom Datenschutzverein FoeBuD. "Ich hoffe, dass wir dazu beitragen können, der Schüler-ID den Todesstoß zu versetzen." Auch Constanze Kurz ist beeindruckt: "Es ist bemerkenswert, wie viele Schülerorganisationen dieses Mal mitgemacht haben", sagte die Sprecherin des Chaos Computer Club am Donnerstag, "Das ist neu. Das hat es bisher auf keiner Anti-Überwachungsdemonstration gegeben."

Die Demonstration „Freiheit statt Angst“ startet am Sonnabend um 15 Uhr am Potsdamer Platz in Berlin. Die Organisatoren rechnen mit Teilnehmerzahlen „vielleicht sogar im Hundertausender-Bereich“.

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4 Kommentare

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  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Hallo Lothar,

     

    wie ich schon sagte: Ich habe mich bei den Schüler-Organisationen informiert. Zusammen mit dem Schülerpraktikanten Richard Howen habe ich einen Artikel geschrieben. Es ist ehrenhaft, dass sich einzene aus deinen Kreisen gegen die Schüler-ID engagieren, aber der Artikel ging nun mal um Schülerinnen und Schüler und deren Engagement auf der Demonstration "Freiheit statt Angst" am 12.9. - Start 15 Uhr am Potsdamer Platz. Wenn ich nachher noch Zeit habe, rufe ich in der Senatsverwaltung an und ergänze den Artikel um die von dir eingebrachte Information (wenn sich diese als wahr herausstellen sollte).

     

    Anwürfe, die taz würde "den chauvinistischen AK Vorrat" unterstützen, empfinde ich als völlig fehl am Platze. Damit hast du dich disqualifiziert, finde ich. Für uns zählt das Relevanzkriterium. Es ist auch geplant, von "eurer" Demo zu berichten, gleichwohl ist doch zu konstatieren, dass diese nicht so relevant ist wie die Demo des anderen Bündnisses.

     

    Ich möchte dich deswegen bitten, deine unsachliche und interessengeleitete Kampagne auf taz.de jetzt einzustellen.

  • L
    L.K.

    Hallo Julia,

    wir sprachen uns zuletzt, du warst eher unwillig, auf der Bildungsdemo im März?

     

    Erstmal eine Begriffs-Definition: Behauptung = nicht belegbare Annahme eines Sachstandes.

     

    Ich denke der Sachstand ist dargelegt und berichtigt. Die Schüler-ID ist für/in Berlin Geschichte.

     

    Die genannten Schülerorganisationen haben teils in dem "Bündnis gegen die Schülerdatei" mitgewirkt (bzw. wirken noch mit). Meine Hochachtung innerhalb der dortigen (gemeinsam geleisteten) Arbeit habe ich, gerade weil ich lange kein Schüler mehr bin, transportiert.

     

    Wenn du die "Alternative" auf Aktion Freiheit statt Angst e.V. beziehst, kann ich Dir zustimmen. Genau das ist dort Absicht: Eine demokratisch legitimierte Alternative neben den informellen, teils chauvinistischen, Netzwerken des AK Vorrat aufzubauen.

     

    Das "Konzept" Sternmarsch haben wir gerade deshalb entwickelt und angeboten, weil es eben keine alternative Demonstration sondern ein geeintes Bürgerbündnis gegen den "Überwachungswahn" geben muss, um politisch wirken zu können.

     

    Hierbei haben wir zwar schon seit April diesen Jahres zum (Konsenz-)Termin 12.09.09 mobilisiert, aber auf die Nennung von Treffpunkt und Uhr-Zeit verzichtet.

    Link hierzu:

    http://wiki.aktion-freiheitstattangst.org/index.php/Datei:DEMO-Postkarte-vorne.png

     

    Aufgeregt bin ich im übrigen nicht, lediglich enttäuscht. Ich bin enttäuscht darüber, das eine Zeitung wie die TAZ mit Polemik (Schüler-ID) für nur einen Treffpunkt der Groß-Demo "Freiheit sttt Angst" mobilisiert und hierbei wichtige Sachstände außer Acht lässt.

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Lieber Lothar,

     

    bitte unterlass doch deine Behauptungen hier, die nur der Werbung für die alternative Demo dienen. Wir haben die Schülerorganisationen angerufen, die sind für diesen Artikel der richtige Ansprechpartner. Du bist zu alt, um noch zur Schule zu gehen. Wir haben dich deswegen nicht angerufen. Da die Schülerinnen und Schüler zu der Demo am Potsdamer Platz aufruft, haben wir noch ein paar passende Statements von den Ansprechpartner/innen für diese Demo mit hineingenommen.

     

    Ich hoffe, hiermit zur Klärung beigetragen zu haben. Deine Aufregung kann ich nicht ganz verstehen.

  • L
    L.K.

    Schade nur das weder der Foebud (padeluun bzw. Rainer Schäffner) noch der CCC irgend etwas mit der Tatsache zu tun hat, das der Berliner

    Schülerdatei bereits der Todesstoß erteilt wurde....

     

    Hierzu hat das Aktionsbündnis Freiheit statt Angst ehedem das "Bündnis gegen die Schülerdatei" initiiert!

     

    Folgende Ergebnisse konnten, nicht zuletzt auch auf Basis der Intention des obersten Berliner Datenschützers Dr. Dix erzielt werden:

     

     

    * Eine zentrale Datenvorhaltung auf einem senatseigenen Server ist nicht vorgesehen. Die Schülerdaten werden auf schuleigenen Servern

    vorgehalten und lediglich zentral abgefragt (§64a Abs. 5).

    * Eine Schüler-Identifikationsnummer ist nicht vorgesehen und wird durch ein technisches „Ordnungsmerkmal“ ersetzt. Dieses technische

    Ordnungsmerkmal darf nicht an andere Stellen übermittelt werden (§64a Abs. 3).

    * Daten über die „nichtdeutsche Herkunftssprache“, die „Lehrmittelbefreiung“ und den „sonderpädagogischen Förderbedarf“ dürfen

    nur in aggregierter nicht-personalifizierter Form übergeben bzw. abgerufen werden.

     

    Das „Bündnis gegen die Schülerdatei“ bemängelt aber weiterhin die zentrale Abfragestelle z. B. für die Polizei. Zudem greifen auf die automatisierte Schülerdatei das Jugendamt, die Jugendgerichtshilfe, die Bewährungshilfe, die Gesundheitsbehörden und andere zu, was ebenso

    strittig ist (§64a Abs. 2 letzter Satz).

     

    * Es wurde ein zusätzlicher §64b (Evaluationsbericht) eingefügt, um die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen und ihren Erfolg zu überprüfen.

     

     

     

    Der CCC bzw. ein gewisser "Wetterfrosch" hat vielmehr versucht die mögliche "datensichere" Einrichtung einer Zentralen Schülerdatei nachzuweisen. Dies konnte, zum Schutz unserer schwächsten in der Gesellschaft, der Kinder, verhindert werden.

     

    Das Aktionsbündnis Freiheit statt Angst ruft zu einem Sternmarsch zur Demonstration des AK Vorrat um 13:00 Uhr auf. Treffpunkt ist dar Neptunbrunnen / Rotes Rathaus. Innerhalb dieses Bündnisses werden weder chauvinistische noch menschenverachtende Inhalte geduldet!

    So kommt das Motto dieser Demonstration zustande:

    "Nur gemeinsam sind wir stark!"

     

    Entsprechende Plakate sind in Berlin aktuell, wie auch die vom AK Vorrat, gut sichtbar!

     

    Links:

    http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/egovernment/gesetz_schuelerdatei_64a_64b.pdf

    http://www.schuelerdatei-berlin.de

    http://de.freedomnotfear2009.org

     

    Persönlich: Ich hätte mir gewünscht dieser Redakteur hätte sich besser,

    auch bei mir, informiert!