Die taz und der Krieg in der Ukraine: Über das Grauen berichten

Unser Journalismus ist ein wichtiger Beitrag: Berichte von Kolleg:innen aus der Ukraine und Stimmen aus der Zivilgesellschaft.

Blumen und Kerzen vor der ukrainischen Botschaft in Berlin Foto: dpa / Fabian Sommer

Von BARBARA JUNGE, ULRIKE WINKELMANN und KATRIN GOTTSCHALK

07.03.22 | Es ist, als wohne man einem furchtbaren Schauspiel bei. Aber der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist echt und geschieht nicht weit von uns entfernt, in Europa. Für Millionen Menschen heißt das Angst, Verlust, Tod, Repression oder Vertreibung. Das sich zu vergegenwärtigen ist wirklich schwer.

Welche Solidarität mit der Ukraine aufbranden und wie schnell Russland isoliert werden würde, möglicherweise hat die russische Führung dies falsch eingeschätzt. Auch Deutschland ist jetzt mittelbare Kriegspartei und rüstet sich für einen neuen kalten Krieg.

Es ist eine historische Zäsur auch für dieses Land. Nach einem Moment der Schockstarre hat die Debatte über die von Kanzler Olaf Scholz angekündigte grundgesetzlich zu verankernde Aufrüstung begonnen. Auch in der taz diskutieren wir viel darüber, sind hin und her gerissen zwischen dem innigen Wunsch, der Ukraine zu helfen, und antimilitaristischen Prinzipien, die damit nicht obsolet geworden sind.

Beim taz-Projekt geht es immer auch um Solidarität. Wir würden uns also freuen, wenn Sie dem Unterstützungsaufruf unserer taz-Panter-Kuratorin und ehemaligen Chefredakteurin Bascha Mika für junge Journalist:innen aus Osteuropa ihre Aufmerksamkeit schenken.

Darüber hinaus wird auch das taz lab 2022 am 30. April sein Programm wesentlich erweitern. Alle Details dazu auf tazlab.de

Außerdem widmen wir unsere taz Talks ebenfalls und tagesaktuell dem Krieg und seinen Folgen.

Historische Zäsur

In erster Linie sind wir jedoch Journalistinnen und Journalisten und ein Verlagshaus, das diesen Journalismus ermöglicht, samt Leser.innen, Abonennt.innen und Genoss.innen. Unser Journalismus ist unser wichtigster Beitrag gegen diesen Krieg.

Bernhard Clasen, unser Korrespondent in der Ukraine, hat Tag für Tag aus der belagerten Hauptstadt Kiew geschrieben. Wir waren in großer Sorge um ihn. Mittlerweile ist er in Deutschland, was uns beruhigt. Doch für uns berichten nun Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine, die wir über taz-Verbindungen und über Osteuropa-Workshops der taz Panter Stiftung kennen.

Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch in Kiew war Anastasia Magazova, die von der Krim stammt und mittlerweile eigentlich in Berlin lebt. Aus Charkiw berichtete diese Woche Igor Solomadin, der unmittelbar nach Abgabe des Textes aus der Stadt floh.

Dankbar für viele Stimmen aus der Zivilgesellschaft

Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wünschen wir allen, dass sie in Sicherheit sind. Gleichzeitig sind wir dankbar für die vielen Stimmen aus der Ukraine, die wir bei uns zu Wort kommen lassen können. Die Stimmen aus der Zivilgesellschaft, die wir in Protokollen oder sogar Live-Videogesprächen abbilden können. In taz Talks sprechen wir mit Menschen vor Ort, uns unterstützt dabei intensiv taz lab-Redakteurin Anastasia Tikhomirova.

Mit den Kolleg.innen und den Stimmen aus der Zivilgesellschaft Kontakt zu halten, sie zu finden, das ist die große Leistung einiger Kolleg.innen in der taz, allen voran von Barbara Oertel, Ressortleiterin Ausland und Osteuropa-Expertin der taz. Sie wird unterstützt von solidarischen Kolleg.innen aus allen Ressorts, die einspringen, unabhängig davon, ob sie gerade im Dienstplan stehen oder eigentlich im Urlaub sein sollten.

Der Krieg in der Ukraine betrifft alle. Und auch in der taz arbeiten alle jeden Tag aufs Neue an einer vielfältigen Berichterstattung, die nichts aus den Augen zu verlieren versucht. Wir schauen, was der Krieg energiepolitisch heißt, was das mit unserer jungen Regierung macht, wir schauen nach Taiwan und auf nigerianische Studierende.

Kritische Berichterstattung aus Russland

Und auch wenn noch der letzte regierungs- oder kriegskritische Sender und die letzte kritische Zeitung in Russland verboten wird, wissen wir, dass es nicht alle Russen und Russinnen sind, die diesen Krieg führen. In Moskau schreiben und berichten für uns Klaus-Helge Donath und Inna Hartwich nicht nur über das, was aus dem Kreml verlautbart wird, sondern aus der Zivilgesellschaft. Wir übersetzen jeden Tag aus dem Russischen, Ukrainischen und Englischen. Wir versuchen, den Überblick zu behalten.

Mit der Panter Stiftung organisieren wir außerdem ein gemeinsames Tagebuch mit Berichten und Erfahrungen von Journalistinnen und Journalisten aus der Ukraine, Russland und Belarus, auch Kolleg.innen aus Moldau oder Georgien werden zu Wort kommen. Das Projekt soll den Geist der Solidarität und den Gedanken des Dialogs stärken.

Unser Kollege Tigran Petrosyan, in jüngster Zeit häufig als taz-Reporter in Osteuropa unterwegs, betreut dieses Projekt. Die Kolleg.innen im Verlag haben außerdem noch eine Liste auf taz.de erstellt, die auflistet, wo und wie Menschen in der Ukrai­ne (und auf der Flucht) von ­Deutschland aus Unterstützung geleistet werden kann. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, über Ergänzungen und Korrekturen freuen wir uns.

Wir alle helfen, wo wir sind und wie wir können. Es ist gut, zu wissen, dass ihr, Sie, die ganze taz-community das genauso macht.

Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk bilden die taz-Chefinnenredaktion. Die Liste mit Adressen für Ihr Engagement finden Sie unter taz.de/ukrainesoli.