Die russische Nationalhymne bei der WM: Schalalalalala! Schala-lala-lala!
Das Beste an der WM: die russische Hymne. Das hat auch mit Paris Saint-Germain, Johann Pachelbel und den Pet Shop Boys zu tun.
Das Beste am Erfolg der russischen Nationalmannschaft bei der WM: Vor dem Viertelfinale gegen Kroatien (Samstag, 20 Uhr) läuft noch mal die russische Hymne. Rossija – swjaschtschennaja nascha derschawa, Rossija – ljubimaja nascha strana: Eine schmissigere, nostalgischere, bombastischere Hymne hat dieses Turnier nicht zu bieten. Na gut, vielleicht noch die Marseillaise. Oder God Save the Queen. Das war es dann aber.
Die Russen wussten schon, was sie machten, als sie im Jahr 2000 die Melodie der ehemaligen Sowjethymne wiedereinführten. Unter anderem hatten russische Olympiateilnehmer darauf gedrungen: Sie hatten die textlose Kurzzeithymne satt, die nach dem Ende der Sowjetunion eingeführt worden war. Stattdessen wollten sie bei Siegerehrungen etwas zum Mitsingen haben.
Und das geht bei der 1941 von Alexander Alexandrow entworfenen Hymne wirklich gut. An der Akkordfolge könnte es liegen, die der Barockkomponist Johann Pachelbel schon im 17. Jahrhundert in seinem Kanon in D-Dur verwendet hatte und die seitdem nicht nur in der russischen Hymne, sondern auch in zahlreichen Popsongs auftauchte.
Bekanntestes Beispiel: „Go West“, ursprünglich von den Village People, später erfolgreich von den Pet Shop Boys gecovert. Auch so ein Song zum Mitschmettern – entsprechend schnell verbreitete er sich nach Veröffentlichung der Coverversion in den europäischen Fußballstadien.
Der Legende nach passierte es bei einem Europapokalspiel von Arsenal London bei Paris Saint-Germain: „Go West“ lief in der Halbzeit vom Band, die französischen Fans stimmten ein und sangen: „Allez, Paris Saint-Germain“. Die Fans aus London reagierten, indem sie einfach den Spielstand mitsangen: „One-nil, to the Arsenal.“
Vielleicht waren auch die Dortmunder die Ersten – dort mit der Zeile „Olé, jetzt kommt der BVB“. Auf jeden Fall waren sie schneller als die Schalker, deren Version („Steht auf, wenn ihr Schalker seid“) dafür in den deutschen Stadien das Rennen machte.
Die russische Hymne (wir erinnern uns: gleiche Akkordfolge) wäre für solcherlei Umdichtungen eigentlich auch geeignet, hat sich bislang aber nicht flächendeckend als Fangesang durchgesetzt (eine Ausnahme: Tennis Borussia Berlin mit den Worten „Voran Borussia! Voran Borussia! Voran Borussia! Von 1902!“). Und Pachelbels Kanon in D? Singt komischerweise noch keine Kurve. Da ist also noch Potenzial.