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Die queere Szene am Stadtrand wächstQueere Beratungsstelle ab Herbst

Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf bekommt endlich ein queeres Beratungsangebot. Das Budget steht. Und schon sind die Stellenausschreibung in Arbeit.

Auch in Marzahn-Hellersdorf leben viele Familien mit Kindern, der Beratungsbedarf ist groß. Das Mädchen schaukelt im Erholungspark Foto: dpa/Paul Zinken

Berlin taz | Das war ein langer Kampf. Seit Ende 2021 versucht die Grünen-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf mit der Einrichtung eines queeren Beratungszen­trums im Bezirk einen der zentralen Punkte aus dem Wahlprogramm umzusetzen. Es soll „für queere Menschen in ganz Marzahn-Hellersdorf endlich einen Rückzugsort und eine Anlaufstelle geben“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Denn bislang gibt es gar kein queeres Beratungszentrum im Bezirk, obwohl hier und da queere Events stattfinden wie der große Marzahn Pride oder die „Queere Begegnung“, eine Veranstaltungsreihe im kleinen Rahmen, von einer Aktivistin organisiert.

Doch einer Beratungsstelle ist man nun endlich einen großen Schritt näher gekommen. Ein bereits im Oktober 2022 mit den Stimmen „aller demokratischen Parteien“ beschlossener Antrag, ein „bezirkliches Regenbogenzentrum im Haushalt abzusichern“, trägt zwei Jahre später Früchte. Jetzt geht es um die konkrete Umsetzung.

Bei einer Ausschreibung haben sich drei Träger beworben, sagt Vanessa Krah der taz. Krah arbeitet seit zwei Jahren als Queerbeauftragte des Bezirks Marzahn-Hellersdorf. Ausgewählt wurden am Ende zwei Organisationen, die sich zusammen beworben hatten und kooperieren wollen: der Verein Lesben* Leben Familie (LesLeFam) und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD). Aktuell bereiten die Träger die Ausschreibungen für zwei zu besetzende Stellen vor, sagt Krah. „Wir hoffen auf einen Start im Herbst.“

Die Queerbeauftragte ist sehr glücklich über die Entwicklung. „Es gibt im Bezirk einen großen Bedarf für eine Beratungsstelle mit einem Schwerpunkt auf Kinder, Jugendliche und Familie“, sagt Krah, das hätten Gespräche im Jugendamt immer wieder gezeigt. „Ich bin super froh, dass diese beiden kompetenten Träger zusammenarbeiten und wir deren Expertise nun vor Ort haben werden.“

Der Bedarf ist groß – das wird mir immer wieder vermittelt

Vanessa Krah, Queerbeauftragte

Zwei etablierte Träger

LesLeFam ist im Bezirk bereits mit verschiedenen Veranstaltungen aktiv und gut bekannt; der Verein wird den Bereich Regenbogenfamilien abdecken. Der LSVD, ein etablierter Akteur mit vielen Kompetenzen in der gesamten Stadt, ist dann zuständig für die Beratungsangebote für Kinder- und Jugendliche. Die Beratungsstelle soll mit einem Büro ins „DRehKreuz“, dem Familienzentrum des DRK in der Sella-Hasse-Straße im Ortsteil Marzahn einziehen – was von Vorteil ist, sagt Krah: „Wir müssen keine neuen Räume suchen und docken an ein bestehendes Beratungsangebot an.“

Für dieses Jahr stehen 50.000 Euro Budget zur Verfügung, für 2025 sind es knapp 70.000 Euro. Die Finanzierung machte eine Erhöhung des Budgets der Queerbeauftragten trotz Kürzungen in vielen anderen Bereichen möglich. Das liegt auch daran, dass es zum Zeitpunkt des Beschlusses über die Budgeterhöhung noch eine rot-rot-grüne Mehrheit in der BVV gab. Mittlerweile wird der Bezirk von der CDU regiert.

„Mit dem Zuschlag an die beiden Vereine haben wir ein starkes Team für den ersten Schritt zu einem Regenbogenzentrum gewinnen können“, freut sich Chantal Münster, Grünen-Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Queerpolitik. „LesLeFam betreibt bereits in Lichtenberg das Regenbogenfamilienzentrum und der LSVD hat große Expertise im Bereich queerer Kinder- und Jugendarbeit.“ Trotzdem bleibe dies nur ein erster Schritt. „Wir werden als bündnisgrüne Fraktion weiter daran arbeiten, queere Räume überall im Bezirk aufzubauen und zu etablieren.“

Das ist ganz im Sinne von Vanessa Krah, schließlich ist die Verbesserung der queeren Beratungsstruktur im Bezirk eins der größten Projekte der Queerbeauftragten. Sie setzt auf Synergieeffekte: „Wir fangen klein an, aber wir hoffen, darauf aufbauen zu können“ – damit aus einer kleinen queeren Beratungsstelle eines Tages ein großes Regenbogenzentrum für Marzahn-Hellersdorf werden kann.

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