Die Zukunft der Hamburger „Seeterrassen“: Aufmachen!
Vielleicht noch wichtiger als die Frage nach Abriss oder Sanierung: Was immer aus Hamburgs „Café Seeterrassen“ wird, muss den Menschen offen stehen.
E s ist gerne von einem Juwel die Rede, wenn es um Hamburgs zentralste Grünanlage geht: Als „Planten un Blomen“ ist heute bekannt, was eigentlich die begrünten ehemaligen Wallanlagen sind – also Hamburgs einst stolze Befestigungsanlagen. Vor 200 Jahren, 1820 begann ihre Konversion zu friedlichen Zwecken, 17 Jahre später waren die mächtigen Mauern und Schanzen abgetragen. Federn lassen, also Fläche hergeben, mussten die dort angelegten Grünanlage seither immer wieder. Manche Dinge ändern sich offenbar kaum in dieser Stadt.
Von verschiedenen Begehrlichkeiten, hier etwas abzubeißen, dort etwas umzunutzen, war auch in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu hören. Aus der Idee, am südlichen Ende des Parks, nahe dem Ausgang zum Millerntor hin, eine Seilbahn über die Elbe beginnen zu lassen, wurde 2014 nichts – nur ein ganz besonders spektakuläres Beispiel für den Hunger aufs Innenstadt-Grün. Und zugegeben: Mit einer zugeschütteten Messe-Zufahrt kommt derzeit sogar ein Stückchen dazu.
Trotzdem ist die Sorge verständlich, mit der viele Menschen die Vorgänge um das „Café Seeterrassen“ betrachten. Man kann in der Stadt der so oft schlecht gerechneten Sanierung von Altem nicht früh und laut genug fordern: Nehmt den Menschen nicht schon wieder etwas weg!
Die Debatte um den Abriss ist dabei das Eine, da muss der Messechef seine diversen Aussagen zu hohen Sanierungskosten und angeblich unrettbarem Gebäudezustand dringend mit Fakten unterfüttern.
Das Andere ist aber: Beinahe egal, ob nun der bestehende Pavillon gerettet wird oder etwas Neues dort entsteht: Es muss von größerem Nutzen für ganz normale Leute sein, als es das lange vernachlässigte „Café Seeterrassen“ zuletzt war. Hamburgs zentraler Park hat das Zeug zu einem echten Erholungsort, und dazu darf gerne auch ein angemessenes gastronomisches Angebot gehören.
Firmenfeiern und Ü-30-Partys? Gerne. Auch die Betreiber*innen von so etwas sollen ihre Geschäfte machen dürfen. Nicht einzusehen ist, dass für sie ausgerechnet wieder eine Eventbude mitten in Planten un Blomen geschaffen werden soll.
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