piwik no script img

Die Wut-Griechen über ihre KriseEin Land hat sich ruiniert

Griechenland ist lahmgelegt. Aber was bedeutet der Bankrott für die Einheimischen? Vier Wut-Griechen erzählen aus ihrem Alltag und erklären, wie es so weit kommen konnte.

Da braut sich was zusammen: "Wenn wir untergehen, geht ihr mit". Bild: dpa

"Was soll ich meinen Kindern sagen?"

Eleni S., 52, Bankangestellte, Kykladen: "Soweit ich weiss leben wir hier immer noch in einer Demokratie, aber kürz mal meinen Nachnamen ab. Es ist ja keiner mit der wirtschaftspolitischen Situation hier zufrieden. Ich bin leitende Angestellte in einer Bank, arbeite seit 28 Jahren, habe in Griechenland und Deutschland studiert und einen Doktor in Wirtschaftswissenschaften.

Ich verdiene 2.100 Euro im Monat. Davon bezahle ich monatlich 400 Euro Miete, Strom, Internet, Telefon, Wasser, Heizung, Benzin und im letzten Jahr kamen 500 Euro für Privatunterricht hinzu, weil das Schulniveau komplett den Lehrern überlassen wird und wenn man Pech hat, die Kinder nicht für die weiterführende Schule vorbereitet werden - von Englisch ganz zu schweigen. Was da für Lücken entstehen - kein Kind kann diese von alleine schliessen. Und in dieser Rechnung sind noch keine Lebenshaltungskosten für mich und meine zwei Kinder enthalten.

Eine Putzfrau im Finanzamt verdient locker 2.500 Euro als Anfangsgehalt. Es gibt massive Gehaltsunterschiede in Griechenland, protegiert durch beide grosse Parteien. Man muss nur einer von beiden zur richtigen Zeit nahe stehen oder mit den richtigen Leuten verwandt oder bekannt sein dann kann man durch Partei-Protektion sehr viel Geld verdienen, ohne irgendetwas zu können oder tun zu müssen. Im vergangenen Jahr war ich noch Chefin der Bankfiliale und bekam ein Spitzengehalt von 2.800 Euro - das Bürschchen, das jetzt den Posten hat, weiß nicht einmal wie ein Bankauszug aussieht. Ich habe das so oft erlebt, dass es mich gar nicht mehr aufregt.

Die Unfähigsten sind an der Spitze und jeder versucht sich dem irgendwie anzupassen. Die Ehrlichen sind die Dummen. Was mir bleibt, ist mein Stolz und meine Werte. Ich habe gearbeitet wie ein Pferd, nie Steuern hinterzogen und ich bin ein gutes Beispiel für meine Kinder. Aber es läuft darauf hinaus, dass die jungen, besten, toughesten, gescheitesten Griechen das Land verlassen werden. Was soll ich meinen Kindern sagen? Bleibt hier um zu arbeiten? Für was? Um den Korruptionsapparat zu stützen?

Wenn jetzt eine Steuererhöhung von zwei Prozent auf das gesamte Einkommen erhoben wird, ist das eine Menge, wenn man nicht, wie die meisten, hinterzieht. Es wird keine Rcksicht darauf genommen, für wie viele Personen das Einkommen reichen muss. Dazu kommt noch ein Solidaritätszuschlagvon 400 bis 500 Euro und dann diese ominöse, überhaupt nicht durchdachte Grund-und-Boden-Steuer?

Über die Stromrechnung soll die eingezogen werden, damit man bei Nichtzahlung den Strom abdrehen kann - um Druck aufzubauen. Als Mieter bin ich zwar Stromrechnungsempfänger, jedoch nicht der Eigentümer, der die Steuer zahlen sollte. Die EDV ist auf das Ganze sowieso überhaupt nicht vorbereitet, das wird ein Fiasko. Jedes Schulkind hättte sich die Sache sinnvoller überlegt.

Und die ganzen Parlamentsangestellten sind von all den Kürzungen nicht betroffen. Die ziehen am Tag wenn's hochkommt eine Kopie und bekommen 16 große Monatsgehälter - es ist Blödsinn, einfach Blödsinn."

"Griechen bekommen immer Rabatt"

A. Tserkezis, 42, Pensionsinhaber, Chalkidiki: "Dieser Staat hat kein Steuersystem, zumindest verfügt er nicht über die Möglichkeiten, die Gelder einzutreiben oder nachzuvollziehen, wo die fehlenden Gelder geblieben sind. Die Regierung ist machtlos gegenüber dem Volk und den Gewerkschaften, die jetzt das Land bestreiken. Viele von denen, die jetzt streiken, haben jahrelang die guten Gehälter genossen und sind steuermäßig in Ruhe gelassen worden, aber jetzt sollen auch sie weniger Geld kriegen, deswegen streiken sie und wenden sich gegen die Regierung, die sie zuvor protegiert hat.

Wenn niemand beim Einkaufen oder im Restaurant Belege verlangt, dann kann der Staat auch keine Steuern einnehmen. Deswegen müssen wir jetzt Kredite aufnehmen. Hier bietet einer eine Bootstour an und verdient bei 50 Passagieren vielleicht 5 Euro pro Tour. Davon müsste er 23 Prozent Steuern zahlen, wenn er es aber nicht angibt, zahlt er auch nichts. So machen das 60 Prozent der Griechen, würde ich sagen. So entgehen dem Staat Milliarden. Und auf jeder Tour fahren fünf gut bezahlte Angestellte mit, einer fürs Ankerwerfen, einer für die Leiter, einer fürs Steuerrad, einer fürs Kaffeekochen …

Eine von Touristen gut besuchte Taverne macht in der Saison 300.000 Euro. Wenn der Staat fragt, was der Laden umsetzt und wie viel Steuern man gedenkt zu zahlen, dann sagen die Betreiber vielleicht, sie hätten 100.000 verdient, und versteuern 10 Prozent. Hast du schon mal nach einem Essen in der Taverne eine richtige Rechnung, einen Beleg auf dem Tisch gehabt? Nein? Siehste!

Und wenn kontrolliert wird, dann kommen die mit einer Verwarnung davon, und das wars. Mein Vater hat hier Anfang der neunziger Jahre illegal gebaut, dafür hab ich jetzt 13.000 Euro Strafe gezahlt und 20 Prozent Rabatt gekriegt. Weil ich gleich gezahlt habe. In Griechenland kriegt man immer Rabatt. Jetzt können wir legal umbauen.

Und wenn einer Bürgermeister werden will, dann kommt er zu mir und sagt, wenn ich ihn wähle, dann kriege ich einen Job in der Fabrik. In meiner Heimatstadt Drama im Norden war das so. Da hatte die Fabrik, die nur 250 Mitarbeiter haben durfte, 1.200 Mitarbeiter, deswegen musste sie nach einem Jahr wieder schließen."

"Ihr geht mit uns unter"

Stavros M. , 49, Tavernenbetreiber, Chalkidiki: "Egal welche Partei, ich halte unsere Regierung und den Großteil meiner Landsleute für Vollidioten. Seit Jahren verändert sich nichts, es ist völlig egal, welche der beiden großen Parteien an der Regierung ist. Die sind nur damit beschäftigt, das Leben für sich und ihre Unterstützer so angenehm wie möglich zu gestalten. Und das ist jetzt das Ergebnis: Staat pleite, die Reichen reich und die Leute, die immer redlich gearbeitet haben, zahlen die Zeche.

Ich bin zwar Kommunist, aber ich spekuliere an der Börse in der Hoffnung, das korrupte System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Das kann auch schiefgehen. Auf jeden Fall bin ich nicht so blöd, das Geld dem Staat zu geben, ich hab ne Menge Geld auf deutschen Konten. Und wenn wir Griechen baden gehen, geht ihr und der Euro mit, so viel ist klar."

"Immer absurder"

Konstantina P., 44, Angestellte im Pharma-Konzern, Athen: "Der Streik ist für mich die logische Konsequenz aus der Schockstarre, in der sich die Stadt in den letzten Wochen befunden hat. Jeden Tag ist alles neu, alles anders, es ist von immer neuen absurderen Steuern die Rede, von denen wir nicht wissen, wovon wir sie zahlen sollen. Besonders nicht, seit die Lebensmittelpreise so drastisch ansteigen, dass ich für einen Grundeinkauf plötzlich 160 Euro bezahlen muss und nicht weiß, ob ich morgen noch mein Gehalt bekomme. Absurd."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • C
    Celsus

    Das war mal wieder ein tolels Sparpaket, was da in Griechenland verabschiedet wurde. Selbst Tarifverträge für den öffentlichen Dienst sollen jetzt nicht mehr eingehalten werden. Offensichtlich können bei entsprechendem Willen auch bestehende Verträge missachtet werden.

     

    Ganz und gar unmöglich wäre aber eine Änderung der abgeschlossenen Waffenverträge mit Deutschland gewesen. Und Griechenland ist da selbst für den Exportuer Deutschland ein ganz großer Fisch. Das beenden. Nein. Das darf nicht sein. Die Lieferungen müssen da unbedingt weitergehen! Ein Schelm wer Böses dabei denkt, wer jetzt noch von den Griechen in ihrer Misere profitiert.

     

    Daneben wird aber gerne den Armen in die Taschen gegriffen. So geht das nicht. DIe Menschen müssen trotz der Gier der Reichen und Mächtigen noch leben können.

  • IN
    Iza Nguyen

    "Wut-Griechen"? Die Bild-Zeitung wäre stolz auf Sie.

  • FF
    Frau F.

    Liebe Frau Niemann,

     

    Wie wäre es mal, sich vom Boulevardjournalismus abzugrenzen und einmal das in diesem Kontext übrigens völlig deplazierte Wort WUT gegen das wunderschöne Wort ZORN zu tauschen?

     

    Wut ist eine kurze impulsive Entladung, die schnell wieder verpufft, Zorn dagegen eine Emotion, die das Gegenüber unmissvertändlich warnt. All diese Menschen, die sich empören, sind zornig, sie wollen und können den derzeitigen Zustand nicht länger hinnehmen.

    Das Wort Wut ist in diesem Zusammenhang reine Difamierung!

     

    Herrlich anzusehen in diesem Zusammenhang ist Georg Schramm zum ZORN:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=AhqXM8MOeI4

  • B
    Barry

    Hört doch auf mit dieser Wut Kacke. Dieser Begriff kommt aus der Diffamierung der S21 Gegner. nennt es doch Mut sich gegen den Schrott zu wehren. Stand die Journalistin mal einem tobenden Polizisten Mob entgegen?!

  • TS
    Thomas Sch.

    Ja, der tolle Euro. Interessant finde ich, daß bei diesen ja sattsam bekannten Katastrophen der kleinen Bürger immer noch die große Mainstreammeinung durch den medialen Äther pustet, daß da gespart werden müßte. Das ist doch ungefähr so, als ob nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland den Leuten gesagt worden wäre, daß der Krieg soo teuer gewesen war, daß jetzt alle erstmal richtig sparen sollen. Im gegenteil: Durch den Marshall-Plan erst kam hier wieder sowas wie wirtschaftliche Bewegung ins Land. Natürlich haben sich die griechischen Regierungen hemmungslos verschuldet, Klientelpolitik betrieben: Wählst du mich, kriegst du das (Wie hier in Deutschland auch). Die kleinen Bürger brauchen weiterhin Geld, ebenso die Betriebe. Letztens hat ein Blogger vorgeschlagen, man könnte all das Geld der Steuerbetrüger im Ausland einfrieren, so, wie man das bei Ghadaffi gemacht hat.

  • V
    vic

    Griechenland. Ein Land hat sich ruiniert.

    Merkel ist dabei, mit Griechenland gleichzuziehen.

    Und niemand hält sie auf.

  • V
    vic

    Ich halt`s mit Stavros M., erster Absatz.

    Lemmy Kilmisters "Acht von zehn-Regel*" passt auch.

    *http://www.sueddeutsche.de/kultur/gespraech-mit-lemmy-kilmister-die-welt-ist-boese-1.691635

  • S
    Schnabu

    Tja, liebe Griechen,

    herzliche willkommen in der wirklichen Welt.

    2100 Euro im Monat? Die hätte ich auch mal gerne.

    Wenn ich Glück habe, verdiene ich 1200 Euro mit abgeschlossendem Studium und zwei Jobs.

    Und ich zahle für eine lächerliche 50qm 2-Zimmerwohnung 536 Euro ohne Strom, Telefon, Internet und Gas.

    Lebe schon lange nur von der Hand in den Mund.

    Die Wahrheit tut immer weh.

    Sicherheit? Was ist das?

    In eine Firma einsteigen und dort bis zur Rente sein? Gibt's schon lange nicht mehr!

    Arbeitnehmerrechte?

    Sind schon lange untergraben bis zum Abwinken.

    Und - sorry - dass ich das so sagen muss - aber die übelsten Intrigen mit den härtesten Ellebogen wurden, in den Firmen, in denen ich tätig war - von Frauen in Spitzenpositionen eingesetzt. Soviel zur aktuellen Debatte um die Frauenquote in Vorständen.

    Firmen für die ihre Angestellten und Arbeiter mehr sind als bloßes "Gewinnmaximierungsmaterial"?

    Hahahahahahahahaaaaa.

    Wer mal richtig Tränen lachen will, der schaue sich die letzte "quer"-Sendung im BR an:

    http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/index.xml

    Da sagt doch Ministerin Schröder tatsächlich, sie setze voll auf die "Eigenverantwortung" der Unternehmen. So habe man diese bei ihrer Ehre gepackt.

    Könnte Ihr liebe Griechen diese Frau bitte bei Euch aufnehmen, damit sie in Eurem derzeitigen "Realitätscamp" mal etwas lernt?

    Wir haben doch alle das gleiche Problem:

    Feige und unfähige Politiker endlich zu handeln, eine höchst verbrecherische skrupellose Finanzwelt und ein völlig kaputtes System, das am Ende ist.

    Also lasst uns alle auf die Straße gehen und dem ein Ende bereiten.

    Die Politiker handeln NUR auf Druck der Straße!

  • T
    the_dewd

    :( wer hat das schöne Griechenland zerstört?

  • S
    S.W.

    Wenn ich diese "Ihr geht mit unter" Kommentare lesen muss ich immer wieder lachen. Griechenland hat den BIP eines neuen deutschen Bundeslands. Ein, zwei Rüstungshersteller werden ein bisschen weniger Geld verdienen, das wars. Aber die Leute die am Umverteilen des Geldes interessiert sind machen einen guten Job die Panik zu schüren.

  • J
    Jmal

    ein sehr tendenziöser antigriechischer beitrag. die interviewpartner haben sie ja toll ausgesucht.

  • S
    Susan

    Sehr einseitiger Artikel, wieder Grieche gegen Grieche, Normalo gegen Normalo. Das ist nicht zielführend, so wie das auch in Deutschland nicht ist und immer wieder praktiziert wird. Wenn die Tarifverträge ausgesetzt werden, ist doch Tür und Tor für Niedriglöhner en gros geöffnet. Nur müssen die nun noch uns Deutsche untertreffen. Insgesamt 40 % weniger Gehalt für Staatsangestellte. Die Putzfrau für 2.500 Euro wird da sicherlich die Ausnahme sein, wie der Alkoholiger auf H4 bei uns. Wohin soll das führen? Die Denunziation einer leitenden Angestellten gegenüber anderen ist da wohl unangebracht.

  • KK
    Karl Krise

    "Eine Putzfrau im Finanzamt verdient locker 2.500 Euro als Anfangsgehalt."

     

    Es stimmt das alle Beamte im Finanzamt besser verdienen als ihre Kollegen, aber 2500 Euro als Anfangsgehalt fuer eine Putzfrau sind mit Sicherheit stark uebertrieben.

     

    Abgesehen davon, die Frau verliert kein Wort ueber ihre eigenen Privilegien als Bankangestellte, von billigen Krediten, Gratisurlaub fuer die Kinder und weiss Gott noch alles. Kein Wort ueber die exzesssiven Gehaelter in den Fuehrungsetagen ihrer Vorgesetzten. Nun, die Frau verdient ja immer noch 2100 Euro exklusive Privilegien. Das ist fuer die Mehrheit der Griechen zurzeit ein Spitzengehalt.

     

    Wer sich ueber das tatsaechliche Einkommen von griechischen Beamten informieren will dem seien die Artikel von Niels Kadritzke (taz, LMD) empfohlen. Aber auch: Nachdenkseiten, Telepolis und Graswurzelrevolution.

     

    Aus meiner Sicht hat Griechenland mit diesem Wirtschaftssytem und dem zentralistischen Staat keine Zukunft. Die EU hat sich mit ihrem Herrschaftsgehabe selbst diskreditiert, sie ist schlichtweg ueberfluessig.

     

    Man kann nur hoffen das sich endlich sehr vieles zum Positiven veraendern wird, und hoffentlich nicht nur in Griechenland.

  • W
    wiwawut

    also "wut-grieche" ist mein favorit für das unwort des jahres! was ist das denn für ein BZ jargon???

  • A
    Albahar

    Und ich behaupte, dass keine Putzfrau in Griechenland 2.500 Euro verdient, ohne niemals da gewesen zu sein. Wie vielemehr Lügen gibt es auf dem Beitrag? Weg mit der französich-deutsche Diktatur!

  • D
    deviant

    Tja Stavros, so sieht's hier in Deutschland auch aus, trotzdem ist es wohl eine gute Idee, all sein Geld bei deutschen Banken anzulegen. Es heißt ja nicht umsonst: "Deutsche Waffen, deutsches Geld | morden in der ganzen Welt" - und Konflikte gibt's wahrlich genug. Zudem hat sich ja gerade erst wieder gezeigt, dass an der Hungersnot in Ostafrika die Deutsche Bank am besten verdient, weil sie schön mitmacht bei der Spekulation auf den Hungertod - nicht, dass nicht auch andere Banken und auch Sparkassen und Volksbanken bei dieser menschenverachtenden Nahrungsmittelverknappung mitstricken und -verdienen würden.

     

    "Mörderpack" nenne ich das, ist aber legal. Und wenn ein paar Jungs in Berlin Sprengsätze legen, die nicht explodieren, dann hetzt ganz Deutschland gegen "Terroristen".

    An der Mordstatistik, die die Deutsche Bank in einem Monat er"wirtschaftet", müssen so ein paar Radikale aber lange stricken; die erreicht nichtmal die Bundespolitik durch ihre grundgesetzwidrigen Kriege und ihre legale und illegale Waffenschieberei. Lediglich die atomare Aufrüstung Irans und Brasiliens (et. al.) durch Deutschland spielen ansatzweise in derselben Liga wie die Nahrungsmittelspekulation der deutschen Finanzbranche.

  • BF
    Bruno Fabro

    Danke für diese Interviews! In der Tat greift die deutsche Kritik, die den griechischen Demonstranten ausschließlich Uneinsichtigkeit attestiert, viel zu kurz. Ob die genannten Interviews wirklich repräsentativ sind, sei dahingestellt, aber sie zeigen EIN Kernproblem im griechischen Staat auf: Die massive Steuerhinterziehung. 37 Mrd EUR fehlen auf Grund von Steuerhinterziehung im griechischen Haushalt. Genug um sämtliche Haushaltslöcher zu stopfen. Wer für den EFSF gestimmt hat, der subventioniert Steuerhinterziehung in Griechenland. Erstaunlicherweise ist Griechenland in der Vergangenheit mit dieser "Unsitte" klargekommen. Warum? Weil die EU - damals noch EG - subventioniert hat? Möglicherweise. Ganz sicher aber: Weil Griechenland noch die Drachme hatte und eine eingeschwungene Volkswirtschaft war. Erst die Einführung des Euro brachte Griechenland auf einen Weg, dessen Ende wir heute sehen. Mit der Einführung des Euro stiegen die Löhne und damit die Preise für Produkte. Und dieses ohne, dass die Preissteigerung durch eine Leistungssteigerung begründet war. In einer Marktwirtschaft regulieren sich solche künstlichen Preiserhöhungen (Blasen) von selbst, üblicherweise sehr schnell - manchmal schmerzhaft -, weil Unternehmen in aller Regel nicht beliebig hohe Kredite erhalten um die Lücke zwischen Ausgaben und Einnahmen - sprich ihre Verluste - dauerhaft zu finanzieren. Staaten fällt dies im allgemeinen leichter. Und je größer die Volkswirtschaft um so länger kann auf Pump gelebt werden. Und genau dieses macht Griechenland seit 10 Jahren. Für Griechenland ist nun nach 10 Jahren Schluss. Für Deutschland wird es noch ein bisschen dauern aber nicht mehr lange.

     

    Zum Abschluss eine kurze Entwicklung zu Deutschlands Schulden. 2001 betrug der Schuldenstand 1,2 Bio EUR. 2010 waren es schon 2,1 Bio EUR. Das ist eine Steigerung in 10 Jahren um 75%. Die Hälfte dieser Neuschulden wurden seit 2008 aufgenommen. D.h. der Zeitraum, in dem sich die Schulden verdoppeln sinkt dramatisch. Wir laufen in ein exponentielles Schuldenwachstum. Wie lautet die Lösung unserer Regierung für dieses Dilemma: Neue Schulden und Bürgschaften für Länder die ebenfalls überschuldet sind, damit sich diese weiter neu verschulden können. Heute hat Hr. Schäuble bereits Steuersenkungen für 2013 in Aussicht gestellt. Da sich unsere Ausgaben nicht reduzieren, werden die Steuersenkungen ausschließlich wieder durch Neuverschuldung finanziert werden müssen. Leute, bitte mal nachdenken. Maximal 2-3 Jahre, dann ist Deutschland ebenfalls insolvent. Nur nebenbei: Auf Rating-Agenturen zu schimpfen, die dieses Malheur in Bonitätsnoten abbilden und die Länder natürlich herunterstufen, ist wirklich fehl am Platz. Noch einmal zu den Steuersenkungen: Es ist offensichtlich, dass die Regierung ihre Wiederwahl vorbereitet. Und bitte, solange es Parteien gibt, die sich mit Steuergelder Wählerstimmen kaufen, und es Wähler und Wählerinnen gibt, die sich kaufen lassen, solange wird sich an dieser Misswirtschaft nichts ändern.

     

    Es mag eine bittere Wahrheit sein, aber in einer Demokratie, in der das Volk seine Regierenden selbst wählt, trägt das Volk die politische Verantwortung. Da bleibt nur zu sagen: Selber Schuld. Und dies, gilt nicht nur für Deutsche, sondern auch für Griechen.

  • M
    Momo

    Der Titel Ihres Beitrags

     

    "Ein Land hat sich ruiniert"

     

    verschweigt mindestens die Hälfte der Wahrheit, denn dieses Land (ebenso wie Spanien, Portugal und Italien) hat sich nicht nur "selbst ruiniert". Die griechischen Regierungen haben sicherlich viel Unsinn getrieben. Jedoch sollte man bedenken: Diese teils unsinnige Politik der griechischen Regierungen ist keineswegs neueren Datums. Diese Politik wurde in Griechenland auch in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts betrieben, ohne daß dies jedoch die heute zu beobachtenden desaströsen ökonomischen Auswirkungen zeitigte. Die eigentliche Ursache für das Desaster in Griechenland und darüber hinaus in Spanien, Portugal, Irland, Italien oder den USA ist die neoliberale Politik in Europa sowie in der übrigen industrialisierten Welt.

     

    Die schweizerische Wochenzeitung schrieb kürzlich unter der Überschrift "1.Die Krise der ökonomischen Ideen" treffend:

    http://www.woz.ch/artikel/2011/nr41/wirtschaft/21283.html

     

    "Was der Ausländer für den Nationalstaat, ist der Grieche für Europa: ein Sündenbock. Immer mehr wird die europäische Wirtschaftskrise auf den dicken griechischen Bürokraten zurückgeführt, der zwischen meterhohen Aktenstapeln in seinem Sessel döst. Auch Schweizer Zeitungen liessen es sich nicht nehmen, ihre Krisenberichterstattung mit entsprechenden Fotostrecken zu illustrieren.

    Was ist mit der Reichtumsschere, die mittlerweile selbst US-Starökonom Nouriel Roubini als eine der Hauptursachen für die Weltwirtschaftskrise verantwortlich macht? Über Jahre brachte sie Staaten sowie Private dazu, mit Schulden für die nötige Wirtschaftsnachfrage zu sorgen. Und was ist mit Deutschlands Exportüberschüssen, die Griechenland kaufte und sich dadurch verschuldete? Was mit der Finanzspekulation, durch die sich die europäischen Banken vor drei Jahren an den Abgrund brachten? Was mit den Milliarden, mit denen Europa die Finanzhäuser und die gesamte Wirtschaft vor dem Totalkollaps bewahrte? Was mit der nachfolgenden Wirtschaftskrise, unter der die Staatshaushalte bis heute leiden?"

     

    Und die Zeitschrift Ossietzky erinnert in ihrem Beitrag "Euro-Nebel" an Fakten, die von unseren Mainstreammedien gerne unter den Tisch gekehrt werden:

    http://www.sopos.org/aufsaetze/4e8d885501808/1.phtml

     

    "Das gemeinsame europäische Währungssystem, für das wir Deutschen unsere schöne D-Mark drangegeben haben, wird brüchig an allen Ecken und Kanten – obwohl doch das deutsche Staatsgeld den auswärtigen Verschwendern, nicht nur in Griechenland, überreichlich in den Rachen gesteckt wird. Die Undankbaren im Süden, die Mittelmeereuropäer, begreifen es einfach nicht, sie wollen den Gürtel nicht enger schnallen. Die Zinsen für die Kredite, die unsere Banken ihnen solidarischerweise eingeräumt haben, wollen sie auch nicht mehr bezahlen. Und nun stehen wir da, unser Staat gerät unter wachsende Schuldenlast, der Euro wackelt, womöglich droht eine Inflation.

    Wer hierzulande die Lage so sieht, gerät in Wut. Und es stehen Politiker, Publizisten und politische Gruppen bereit, die von einem solchen Gefühl profitieren möchten; »Rechtspopulismus« ist ein verharmlosender Begriff für ihr ideologisches Angebot. Politische Demagogie hat ihre Chance stets darin, daß sie reale gesellschaftliche Probleme aufgreift, weitverbreitete Unkenntnis über deren Gründe nutzt und Sündenböcke ins Bild setzt. Der Nebel, der um die Euro-Krise wabert, ist ein Kunstprodukt, hergestellt von geschäftstüchtigen Medien und der etablierten politischen Klasse, die ihre eigenen Operationen sowie die Interessen der finanzwirtschaftlichen Machtzentralen, denen sie Dienste leistet, verhüllen möchte.

    Die Entscheidung für das Euro-Währungssystem, die Einbeziehung auch wirtschaftsschwacher Länder – diese politische Strategie hatte mit europäischer Sentimentalität nichts zu tun. Sie sollte den Zugriff auf neue Außenmärkte erleichtern; vornehmlich deutsche Konzerne haben daraus Gewinn gezogen. Und um die Produktion in anderen Ländern niederkonkurrieren zu können, hielt man das Lohnniveau in der Bundesrepublik niedrig und kalkulierte die Ausbreitung von Armut im eigenen Lande ein.

    Bei der Kreditvergabe an Staaten wie Griechenland hatten die großen Banken und Fonds, auch die in der Bundesrepublik alles andere als Wohltätigkeit im Sinne; es ging und geht um Extraprofite, nämlich um die hohen Zinsen, die hochverschuldete und beim Rating schlecht bewertete Länder zahlen müssen. Und die Sorge um den Bestand des Euro bewirkt dann, daß die Bundesrepublik einen Rettungsschirm auf Kosten des Steuerzahlers aufspannt, wenn andere Staaten nicht mehr in der Lage sind, ihre Zinsen zu zahlen."

  • DN
    Die Neue Enge

    Noch ein grund gegen Verienheitlichungen in Europa. IN dem Falle könnte man nicht mal mehr gescheit auswandern, wenn die Regierung Scheiße baut

     

     

    http://die-neue-enge.over-blog.de/article-der-kleinstaat-als-moglichkeit-76567385.html

  • M
    Maria-Galeria

    Die Leute klagen aber auf hohem Nivo, der Tavernenbesitzer gehört wohl zu den wohlhabenderen

    Griechen,

    der Bootsbesitzer ebenso, bei 300€ pro pro Tour

    mit 60 Personen kann er wohl seine Steuer zahlen, was sind denn das für Zustände,

    also da haben sie ja genau die Richtigen befragt, oder haben sie sich ein bischen vertan, bei uns verdient keine Putzfrau 2500 € auf die Hand, da wird ganz schön gehetzt, ich glaube das nicht.