Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Jens Spahn kurbelt die HIV-Prävention an, Trump liebäugelt mit Russland und die deutsche katholische Kirche verteilt Geld in aller Welt.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Trump will Russland zurück in die G7 holen.
Und was wird besser in dieser?
Wenn die USA aussteigen, passt es.
Die österreichische Regierung will Moscheen schließen und Imame ausweisen. Das Vorgehen basiert auf einem Gesetz aus dem Jahr 2015, das Religionsgemeinschaften verbietet, Zahlungen aus dem Ausland anzunehmen. Guter Move, gutes Gesetz?
Lustige Frage in einem Land, wo der Staat vom Erzbischof bis runter zum Domvikar die Gehälter bezahlt. Und finanziert, dass in konfessionellen Kindergärten über Schulen bis Unis die rohe Botschaft verbreitet wird. Professoren werden vom Ausland – letztlich dem Vatikan – ausgewählt. Und ein share der deutschen Kirchensteuer geht „in die Mission“, sprich: weltweit nehmen christliche Religionsgemeinschaften „Zahlungen aus dem Ausland“ entgegen, aus Deutschland. Kurz und sebastian: Nach den Kriterien des österreichischen „Islamgesetzes“ wäre der deutsche Katholizismus schwerstkriminell. Deutschland tut gut daran, Moscheen nach Vereins-, Straf- und Verfassungsrecht zu behandeln und bei Verstößen zu belangen oder zu schließen. Also strengste Gleichbehandlung aller Religionen. Das könnte Österreich auch. Sein „Islamgesetz“ zielt also nicht auf Wertegleichheit, sondern ist gelebter Rassismus.
Vor 30 Jahren, am 5. Juni 1988, wurde die Immunschwächekrankheit Aids erstmals in einem wissenschaftlichen Bericht erwähnt. In Deutschland will nun Bundesgesundheitsminister Jens Spahn HIV-Selbsttests frei verkäuflich machen. Eine überfällige Idee?
Zwei sogar! Wer sich und die Seinen schützen möchte, sollte nicht an der eigenen Hemmschwelle im Wartezimmer scheitern müssen. Und: Die Dinger kosten 20 Euro im Netz, der Bezug aus dem Ausland ist straffrei. Spahn stärkt also hiesige Apotheken. Die dritte gute Idee wäre: Kassenleistung. Go, Jens!
Der Parteitag der Linken in Leipzig: War das – auch medial – mehr als Sahra Wagenknecht gegen Katja Kipping?
Es war der Kampf, der geführt werden musste – 1880. Damals zerriss es die Gewerkschaftsbewegung im Kampf gegen „polackische Bauern“ und gar „langhaarige Gesellen“ – Frauen und Zuwanderer also, die dämonisiert wurden, um männliche nationalgesinnte Arbeiter zu mobilisieren. Der Erfolg der Sozialdemokratie kam danach – emanzipatorisch, internationalistisch. Wagenknecht will die dumpfen Wüteriche einsammeln, Kipping kämpft dagegen an – und beide umtanzen so das Feuer der Rechtspopulisten. Von einer linken Partei kann man sozialpolitische Vorschläge erwarten, die ohne Sündenböcke auskommen. Die etwas Linkes vorweisen.
AfD-Co-Chef Alexander Gauland wurden wohl beim Baden die Klamotten geklaut. Fotos davon, wie er in Badehose von Polizisten nach Hause geleitet wird, kursierten nahezu überall. Darf man über solch einen Streich lachen? Und was ist jetzt eigentlich mit der „Vogelschiss“-Nummer?
Mao, Ebert und Putin – die großen Bademeister der Pressefotografie – staunen über Alex, unser verzagtes Kotkehlchen: Wenn da Polizei war, war da Notfalldecke. Insofern – Hut ab vor FAZ und Springer, die „das entwürdigende Foto“ nicht zeigen. Das ist ein echter Schlag gegen Gaulands Auftritt, der so gut Zufall wie Inszenierung sein mag.
Astronaut Alexander Gerst schwebt nun um die Erde. Würden Sie gern mit ihm tauschen?
Ja, ich würde ihn gern gegen den anderen Alexander G. tauschen.
Union und SPD wollen die staatlichen Zuschüsse für Parteien um 25 Millionen Euro anheben. Wurde auch Zeit. Oder?
Klar, ist doch Fußball-WM! Unterm „Sommermärchen“ 2006 wurde die Mehrwertsteuer erhöht, 2010 während der Südafrika-WM der Krankenkassenbeitrag angehoben. Gerade mal 26 Abgeordnete winkten 2012 das bedenkliche „Meldegesetz“ durch, die anderen guckten wohl die EM in Polen und der Ukraine. Merkt keiner, und wenn, haben sich die Parteien „ein Zehntel Neymar“ gegönnt. Das ist so wenig, dass die WM ein bisschen verschenkt wirkt.
Bundesaußenminister Heiko Maas hat sich irritiert über die jüngsten Aussagen des neuen US-Botschafters Richard Grenell gezeigt. Ist der Trump-Mann Grenell noch tragbar?
Laut dem Fachmagazin Bunte taugt Grenell zum „wichtigen transatlantischen Brückenbauer“. Eine nüchterne journalistische Einschätzung – was umso mehr erstaunt, als Autor Daniel Funke der eingetragene Lebenspartner von Jens Spahn ist und beide private Gäste bei Botschafters sind. Übermedien moniert hier, dass vier Buddies sich mit einer Homestory höfischer Güte einshamponieren, ohne die Leser über den freundschaftlichen Hintergrund zu informieren. Grenell toll finden, weil er schwul ist, gleicht Merkel toll zu finden, weil sie Frau ist.
Und was machen die Borussen?
Steigen von Einweg- auf Mehrwegbecher im Stadionausschank um. Offiziell irgendwas mit Öko, tatsächlich natürlich: Laufwege der Fans verbessern.
Fragen: Jük, AW
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