Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Macron wird konkret charmant, beim BVB wird böse gemobbt und der Computervirus „WannaCry“ bringt nicht nur PCs zum Weinen.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Direkt nach dem Putsch in Düsseldorf hat das Laschet-Regime alle Autobahnen sperren lassen. Hat keiner gemerkt, war Stau.
Und was wird besser in dieser?
Schwarz-Gelb. Viele sozialdemokratische BVB-Fans müssen in therapeutische Behandlung.
Einen Tag im Amt, reist der französische Präsident Emmanuel Macron nach Deutschland, um Kanzlerin Angelika Merkel zu treffen. Wurde aber auch Zeit, dass der hier mal antanzt, oder?
Merkel ist ein Jahr jünger als Macrons Gattin, in dieser Hinsicht haben Bunte, Gala und der ganze Topf voll Gold heillos unterperformed. Das neue Traumpaar („Sauer sucht Frau“) muss keine romantische Affäre werden, denn zunächst mal beweist Macron nüchterne Souveränität: Seine Gegnerin Le Pen hatte im Wahlkampf geschmäht, Frankreich werde in jedem Fall von einer Frau regiert werden: von ihr selbst oder Merkel.
Macron – fünf seiner neuen Minister „sprechen die Sprache Goethes“ – lotet hingegen aus, wie französisch Deutschland werden kann. Mehr Bundeswehr nach Mali, europäischer Finanzminister, ein europäisches Budgetrecht: Das sind schon recht konkrete Forderungen. Cleverer Charme: Die sattblühendste Rose im Antrittsbouquett Macrons ist ein klares „Nein“ zum bösen Wort „Eurobonds“. Die bräuchte man auch nicht, wenn man dem Schäublator einen europäischen Chef vorsetzte. Guter Auftakt, und: Allem Zauber wohnt ein Anfang inne.
Nordkoreas Kim Jong Un testet munter weiter Raketen. Die letzte habe in 30 Minuten 800 Kilometer zurückgelegt. An bereits verhängte Sanktionen hält er sich offensichtlich nicht. Was sollte die Welt tun?
Das Pressefoto „Kim Jong Un empfängt Donald Trump“ könnte als Standard in die Rätselliteratur eingehen. („Zählen Sie alle Psychopathen auf diesem Bild.“) Und zugleich das Mittel der Wahl sein: China und Russland sehen in der Krise die Gefahr, dass die USA Südkorea weit über Gebühr zu ihrem Flugzeugträger hochrüsten. Einen Schlüsselsatz hinterließ der chinesische Außenminister Wang zu Besuch bei Sigmar Gabriel in Berlin: „Nordkorea ist kein Mittlerer Osten.“
Wobei es derzeit schon kein reiner Spaß ist, in Syrien unter den internationalen Schachzügen zu darben. Die USA haben ein Raketensystem in Südkorea aufgebaut, was China mit einigem Recht als Hooliganismus in seinem Vorgarten verstehen kann. Ergo: Trump hatte im Wahlkampf mehrfach damit provoziert, es könne ihm „eine Ehre“ sein, Kim Jong Un zu begegnen. Wenn’s dem Weltfrieden aufhilft, versprechen wir Verzicht auf die Bildunterzeile „Gleich und gleich gesellt sich gern“.
200.000 Computer wurden durch den Cyberangriff mit der Schadsoftware „WannaCry“ lahmgelegt. Sie nutzte wohl die gleiche Sicherheitslücke, die auch Geheimdienste nutzen. Ist ihr PC eigentlich immer up to date?
Mein Rechnerflüsterer ist so alert, dass er sich aus einem Krankenhaus stillgelegte Pager besorgt hat. Mobiltelefone sind nämlich Teufelszeug und wer ihn – etwa wegen havarierter Rechner – erreichen will, piepst ihn halt an und er ruft dann via Festnetz zurück. Bis dahin bastele ich selbst dilettantisch herum und habe vermutlich jeden Dreck auf den Rechner geladen, der mein Heimbüro zur Deutschlandzentrale der NSA macht.
Der flüchtige Rechtsextremist Horst Mahler wurde in Ungarn verhaftet. Er hoffte, dass Premier Orbán ihm Asyl gewährte. Vergebens. Ironie des Schicksals oder Karma?
Schon verführerisch, der ungarischen Regierung hier zu ihrer klaren Haltung zu gratulieren: „Asylbetrüger raus.“
Anis Amri hätte wohl vor dem Anschlag in Berlin festgenommen werden können. Doch das Landeskriminalamt griff nicht zu und soll nachträglich versucht haben, das eigene Versagen zu vertuschen. Die mittlerweile verbotene Neonazi-Gruppe „Blood and Honour“ soll von einem V-Mann geleitet worden sein. Wie groß ist eigentlich Ihr Vertrauen in die deutschen Sicherheitsbehörden?
Passt zum Verfassungsschützer, der beim NSU-Mord im Kasseler Internetcafé den NSU-Mord im Kasseler Internetcafe nicht bemerkt haben möchte. Die Tendenz, stümpernde Landesbehörden durch machtvolle nationale Strukturen zu ersetzen, erscheint nachvollziehbarer mit jedem Fall. Die allerdings können dann in ganz großem Stil Mist bauen. Aufklärung geht vor politischer Suppenküche.
Und was machen die Borussen?
Wer je irrte, das Pokalfinale des Krösus BVB gegen die grauen Frankfurter vom elften Tabellenplatz sei ein No-Brainer: Jetzt kostet die billigste Finalkarte 500 Euro. Die BVB-Mobbingfraktion hat alles dafür getan.
FRAGEN: MBRS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe