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Die WerbepauseDie Straße der Ehe

Der Juwelier Tiffany & Co. zeigt sieben Paare in schwarz-weiß, auch ein schwules. Homosexuelle dürfen mitspielen, aber nur als bessere Heteros.

„Willst Du (mich heiraten)?“ Screenshot: hollywoodreporter.com

Zärtliche Berührungen, vertraute Blicke. Die Bilder der jüngsten Werbekampagne von Tiffany & Co. zeigt sieben Paare in schwarz-weiß, die vor allem eines ausstrahlen: Wir sind uns nah. Und wir möchten uns noch näher sein. „Will you?“ lautet die alles entscheidende Frage, „Willst Du (mich heiraten)?“. Wer „ja“ sagt, wird mit einen teuren Ring belohnt, verpackt im türkisfarbenen Schächtelchen.

Nun sehen die sieben Paare, mit denen der weltweit operierende Edeljuwelier für seine Verlobungs- und Trauringe wirbt, ziemlich ähnlich aus: makellos, wohlsituiert, klassisch und damit auch etwas entrückt. Fast könnte man ob der durchgehend eingehaltenen Noblesse übersehen, dass bei einem der Paare etwas anders ist: Statt der obligatorisch SchönEN sitzt hier ein SchönER neben dem Mann mit dem verwegen nach hinten gebürsteten Haar und dem Dreitagebart.

„Heutzutage ist die Straße der Ehe nicht mehr gerade“, lässt Tiffany-&-Co.-Sprecherin Linda Buckley verlauten. Wahre Liebe habe viele Gesichter. Das klingt erstmal ziemlich schön. Schließlich ist es erfreulich, dass homosexuelle Paare immer „normaler“ werden. So normal, dass sie auch als Sympathie- und Werbeträger taugen.

Gleichzeitig ist diese „Norm“ auch ein Problem. So mag die „Straße der Ehe“ zwar heute nicht mehr gerade sein. Eine Einbahnstraße ist sie im Weltbild, das die Kampagne propagiert, nach wie vor. „Normal“ ist da nur, wer seinem Partner – sei der nun homo- oder heterosexuell – einen Ring ansteckt. Homosexuelle dürfen mitspielen, aber nur wenn sie die besseren Heteros sind.

Tiffany & Co. ist diese Debatte vermutlich einerlei. Homosexuelle Paare, die sich teure Ringe kaufen, erweitern schlicht und einfach den potenziellen Kundenstamm.

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3 Kommentare

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  • Was für ein inhaltsleerer Artikel zu einer inhaltsleeren Werbung.

    Ja, heterosexuelle Männer sollen ihren Frauen Eheringe kaufen und ja, homosexuelle Männer sollen ihren Männern Eheringe kaufen.

    Wo bitte suggeriert die Werbung, dass Ehe, ob homo- oder heterosexuell der 'Normalzustand' ist? Ich, als jemand, der die Ehe bisher tendenziell ablehnt fühle mich jedenfalls nicht abnormal oder durch die Werbung diskriminiert.

    Frau Halser, ihr Gedanke wäre mir gerade so ausreichend für einen Tweet, aber keines Falls für einen Artikel..

  • Interessanter Gedankengang, dass sie, Frau Halser, Ehe (und die damit verbundene "ewige" Treue oder "Einbahnstraße") als etwas unbedingt heterosexuelles wahrnehmen, sodass, demnach, homosexuelle Menschen degradiert werden. Aber ist das nicht insgesamt etwas viel Philosophie für eine simple Werbekampagne?

  • Gut erkannt, Frau Halser. Denn es geht in der WERBEkampagne tatsächlich darum, Schmuck - in diesem Fall Eheringe - an "den Mann" zu bringen. Eine Werbung für Eheringe, welche eine Beziehung zeigt, die nicht "Einbahnstraße" ist - die würde sehr widersprüchlich anmuten.

     

    Oder kritisieren Sie an einer Werbung für Kondome auch das dadurch erschaffene Bild, dass Menschen körperliche Liebe vollziehen?