Die Wahrheit: Are you into nazi?

Wie bitte? Und was geschah vor der Episode mit dem gekrönten Langohrmann? Alles, was das Leben bunt macht, hier zum gefälligen Nachlesen.

Nein, keine Sorge, in diesem Text geht es weder um die Deutsche Bahn, noch um Flugscham oder gar die just erledigte Krönung von Charles III. Und wenn, dann Letzteres nur ganz am Rande. Salbungsschirm ist das Stichwort, Salbungsschirm!

Ein solch salbungsvolles Wort darf keinesfalls nach derart dick aufgetragenen Stunden der Weihe unverzüglich dem Vergessen anheimfallen, nein, ein solch salbungsvolles Funktionssubstantiv muss schriftlich festgehalten werden. Salbungsschirm! Für den Mann mit den großen Ohren spannte man das Teil in seiner großen Kirche auf, oder vielmehr man stellte ihn auf. Kann ich bezeugen, denn ich war am Schirm. Nicht am, hinter oder gar im Salbungs-schirm, nein, ich war am Fernsehschirm, viele Stunden und mit Gebäck.

Deshalb weiß ich, dass im Salbungsöl von Charles III. unter anderem so etwas wie Katzenpisse drin ist. Am Schirm hatte ich verstanden, das letztere „aus der Analdrüse der Cebit-Katze“ stammt, aber da stimmt was nicht. Die Cebit, die Angela Merkel immer so gern eröffnete, jene Messe gibt es seit 2019 gar nicht mehr. Obwohl, vielleicht wurde ja vergangenen Samstag und hinter dem Salbungsschirm, alte Katzenpisse von einer alten Cebit-Katze verwendet, um den alten Softdegen Charles an Brust, Stirn und Händen ganz nackig zu salben.

Weiß man’s? Ob es Katarina Barley, die SPD-Vize-EU-Präsidentin, weiß? Gefragt danach wurde sie nicht, als sie in ihrer höchst wichtigen Funktion als „Deutsch-Britin“ auf einem viel zu engen öffentlich-rechtlichen ARD-Sofa bereitwillig die stundenlange „Krönung in London“ wacker mitkommentierte. Schade eigentlich, denn ich hätte schon gern geklärt gewusst, was es mit der Analdrüse der Cebit-Katze auf sich hat.

Was geschah kurz vor der Salbungsschirm-Episode?

Definitiv verhört hatte ich mich kurz vor der Salbungsschirm-Episode in der Eisdiele bei mir nebenan. Dort gehe ich zu Randbedienungszeiten ein und aus, dann ist die Schlange erträglich. Unerträglich sind allerdings Wartende vor oder hinter einem, die in grell dozierendem Tonfall kundtun, welche Eissorten sie „möglicherweise in Betracht ziehen“.

Man nimmt halt Stracciatella und/oder Zitrone, vielleicht noch Schokolade, so einfach ist das, und diese drei einfachen Sorten, die gibt es sogar in meiner eishippen Trenddiele. Aber ich hatte nicht gerechnet mit den zwei hörbar nordamerikanischen Touristinnen hinter mir.

„Are you into nazi?“, vernahm ich die eine, landsmannschaftlich phonetisch leicht schnarrend, die andere Landsfrau neugierig fragen. Ich horchte auf: „Are you into nazi?“ War hier eine begrüßenswerte Klarsfeld’sche Nazi-Jägerin unter den Eisgästen? Oder hatte die eine der beiden gar etwas mit einem Nazi?

Ich zuckte zusammen, ließ mir den Satz wieder und wieder auf der Zunge zergehen. Dann hatte ich es. Die Frage lautete: „Are you into nutsy?“ Sprich: Wie hältst du es bei Eis mit Nuss? 


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Seit 2013 bei der taz-Wahrheit, zeitweise auch Themenchefin in der Regie und Redaktionsrätin. Außerdem Autorin mit Schwerpunkt Frankreich-Themen

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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