Die Wahrheit: „In meiner Seele bin ich ich“
Der allerneueste britische Premierminister: die schönsten Anekdoten über den sympathischen Mangokopf Rishi Sunak.
Kürzlich wurde der 42-jährige Southamptoner Rishi Sunak von König Charles III. zum 79. Premierminister des Vereinigten Königreichs ernannt. Dieses welthistorische Ereignis im Year of Three Prime Ministers nimmt die Wahrheit zum Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem Leben des wohlhabendsten Politikers Großbritanniens zu erzählen.
Der Name des ersten indischstämmigen britischen Premierministers wird oft zu „Richie Sumach“ verballhornt. Vor einigen Jahren hat der leidenschaftliche Leser von Kriminalromanen aus dieser Not eine Tugend gemacht und unter seinem Alias „Richie Sumach“ eine Detektei in Southampton eröffnet. Seither löst der Politiker als Ausgleich zum beschwerlichen Regierungsalltag knifflige Fälle und wird in spannende Abenteuer verwickelt. Als besonders gelungen gilt die Folge „Richie Sumach und das Geheimnis der scharlachroten Pimpinelle“, in der er einen gefährlichen Strauchdieb jagt.
***
Rishi Sunak gilt als der empfindsamste Konservative seit der Erfindung der Tories. Im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns steht immer der Mensch – oder zumindest ein Mensch: Rishi Sunak. Allen anderen Lebewesen begegnet er mit Misstrauen. Wie dem kleinen Yorkshire-Terrier, der eines Tages im Garten einer seiner vielen Villen freudig bellend auf ihn zukam. Der Terrier erinnerte ihn an die englische Arbeiterschaft, die auch gern mit dem Schwanz wedelt, wenn sie der Oberschicht begegnet, wie dem gefühlvollen Politiker in seinem Elite-Internat beigebracht worden war. Doch hatte er persönlich Mitglieder der Arbeiterklasse bislang noch nie zu Gesicht bekommen. Deshalb stellte er sich nun dieser Herausforderung und dem Terrier vor: „Mit jedem Herzschlag meiner Seele bin ich ich“, erklärte er dem Hund sein einnehmendes Wesen. Stumm sah der Terrier da den künftigen Premierminister an und strunkelte davon.
***
Als der junge Rishi Sunak am Lincoln College in Oxford studierte, begab es sich einmal, dass in seinem Geldbeutel arge Ebbe herrschte. Da meldete er sich auf einen Aushang am Schwarzen Brett der Mensa: Ein Fotograf namens Slobo Rubczack suchte Anwärter für einen lukrativen Male-Model-Job. Rubczack verlangte von Sunak, dass der – nur bekleidet mit einem Turban, einer Kobra, einer Fellwindel und einem Nagelbrett – lächelnd mit der Kamera flirten solle. Der schüchterne Sunak tat, wie ihm geheißen. Den Job bekam er dennoch nicht. Was Rishi Sunak allerdings nicht ahnt: Heimlich angefertigte Abzüge der lange verschollen geglaubten, zweifelhaften Jugendfotos kursieren seit Jahren im „House of Commons“ und im „House of Lords“ und werden ebendort unter der Hand für horrende Summen gehandelt.
***
Dass er unter der stets grinsenden Dame, an deren Namen er sich partout nicht erinnern konnte, Finanzminister wurde, hatte Rishi Sunak immer für logisch gehalten. Auf seinen Kontoauszügen waren schließlich genügend Zahlen vorhanden, und alle waren sie positiv. Er war in Zahlen verliebt, und diese Liebe war eine gegenseitige. Als er aber eines Tages eine Gesprächssendung mit der damals aktuellen Premierministerin, deren Namen er einfach nicht behalten konnte, im Fernsehen sah, begann er, über die Fernsehgebühren nachzugrübeln. Da verließ ihn schlagartig die Liebe zu den Zahlen.
***
Als passionierter Katamaran-Segler kam Rishi Sunak kurz vor der Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit im Jahr 2019 in aquatische Turbulenzen. Diese trugen sich zu nahe des englischen Weilers Kirby Sigston bei Northhallerton in der Grafschaft North Yorkshire. Jene liegt in der Region Yorkshire and the Humber, und das Problem war seinerzeit, dass der River Wiske im Vale of Mowbray des Distrikts Hambleton schlicht zu wenig Wasser führte für den Sunak’schen Katamaran. Ein derartiger Fehler passierte dem heutigen Premierminister nicht davor und nicht danach wieder.
***
Mit einem Vermögen von 730 Millionen Pfund ist Premierminister Rishi Sunak reicher als der englische König Charles III., der lediglich 370 Millionen Pfund auf die Goldwaage bringt, wie ein amerikanisches Begütertenmagazin herausgefunden hat. Nun jedoch ist eine uralte Verfügung des angelsächsischen Königs Æthelwulf aufgetaucht, die es allen Höflingen bei Leibstrafe verbietet, reicher als ihr König zu sein. Die Kronjuristen des King’s Counsel teilten der Downing Street jüngst „mit großem Bedauern“ mit, dass die frühmittelalterliche Vorschrift noch immer Gültigkeit besitzt. Für sein Vergehen soll Rishi Sunak zum nächsten Epiphaniasfest auf dem Richtplatz von Tyburn gevierteilt werden. Karten für das Spektakel werden bereits in Londoner Wettbüros angeboten. Dort kann man auch darauf setzen, wer länger im Amt sein wird: King oder Premier?
***
In der Stroud School zu Romsey, in der Rishi Sunak nur mühsam Lesen, aber sehr schnell Rechnen lernte, lebte damals ein dreifüßiger Altweltpapagei. Jeden Morgen begrüßte der betagte Vogel die Kinder an der schwer teerosenüberwucherten Schulpforte mit den Worten: „Good morning, wieviel ist 2 plus 1?“ Der junge Rishi Sunak antwortete regelmäßig und als einziger: „3“.
***
In seiner ersten Nacht als britischer Premierminister erschien Rishi Sunak der elefantenköpfige Gott Ganesha und redete auf ihn ein: „Bedenke, dass du Hindu bist! Bedenke, dass du Hindu bist!“ Sunak, auch im Traum geistesgegenwärtig, fragte frech zurück: „Und was weiter?“ Da kam Ganesha mächtig ins Schwimmen, faselte von der ehemaligen Kronkolonie, ihrer uralten Kultur, verhedderte sich mit den Jahreszahlen, verlangte nach knusprigen Bananenchips, die er gern esse, wenn er einem Hindernis begegne – und da wachte Rishi Sunak glücklicherweise auch schon auf und aß ein paar Chips.
***
Einmal wollte Rishi Sunak etwas völlig Verrücktes tun und nicht nach der Arbeit mit dem Privatjet seiner Frau heimfliegen. Wie er der gängigen Fachliteratur entnahm, besaß Großbritannien einen Öffentlichen Personennahverkehr. Also bestieg er einfach einen Bus der Linie 143 nach Kensington und setzte sich auf einen freien Platz. Da Sunak aber noch nie ein solches Fahrzeug frequentiert hatte, wusste er nicht, wie er dem Fahrzeugführer zu verstehen geben sollte, an welcher Haltestelle dieser den Omnibus würde stoppen müssen. Der rote Doppeldecker fuhr ohne Halt in Horky bis zur Endstation High Street durch. Ein Abenteuer, das Rishi Sunak noch lange immens bewegte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana