Die Wahrheit: Ein Wagen fehlt
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die verehrte Leserschaft an einem Poem über verlorene Züge erfreuen.
Die Bahnhofsanzeige auf blauem Grund
in weißen Lettern: der Zug nach Stralsund.
Doch oben ein weißer Balken, und blau
steht drinnen: „Ein Wagen fehlt.“ Ach schau.
Ich poste das Bild mit dem fehlenden Wagen,
gleich ist das Internet voller Fragen.
„Sollte der erste der fehlende sein?
Dann führe die Lok nämlich ganz allein!“
„Wo kam der Wagen denn abhanden?
Und dürfen behalten, die ihn fanden?“
„Sind Menschen drin, in dem fehlenden?
Die Ärmsten! Die durch und durch Elenden!“
Doch irgendwo auf einer Nebenstrecke
ist Party hinter der Brombeerhecke.
Denn in den Waggons – hier stehen sie -
herrscht Utopismus und Anarchie.
So baut die Bahn – man weiß nicht, warum –
klammheimlich unsre Gesellschaft um.
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