piwik no script img

Die WahrheitIlluminaten, dumm wie Tomaten

Will die AfD alle Deutschen umbringen? Wer weiß? Sicher ist nach der Wahl in Sachsen-Anhalt nur: „CDU gefällt auch du!“

D ie Landtagswahl in Sachsen-Anhalt stand diesmal unter dem Zeichen des guten alten Kinderreims „CDU gefällt auch du!“. Der wird es zwar nicht in die Lyrikempfehlungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung schaffen, ebenso wenig übrigens wie „BMW – steig aus und geh!“ oder „AfD – mein Zeh tut weh …“, aber er hat sich offenbar als unterschwellige Botschaft in die Wählerhirne eingebrannt, auch in die der vermeintlich demokratieresistenten Ostlerköppe vom Wanderwitzplatz.

Bei der Durchsicht des gesamten Wahlprogramms der CDU kann man nämlich feststellen, dass alle Buchstaben aus dem Reim auch schon im Wahlprogramm vorkommen, auch wenn es das noch gar nicht gibt. Eine Verschwörung!

Auf jeden Fall ist das unzulässige Beeinflussung. Überhaupt ist alles gemein, was die AfD alt aussehen lässt. Ihr Spitzenkandidat, gefragt, was er dazu sage, dass selbst 42 Prozent der AfD-Wähler finden, die Partei distanziere sich nicht genug von Rechtsextremen, antwortete nicht etwa: „Hahaha! Wie sollen wir uns denn von uns selbst distanzieren? Sind unsere Wähler wirklich so dumm?“ Stattdessen gab er an, die Medien seien schuld.

Einen Reim auf Medien zu finden, ist übrigens nicht so einfach. Der 47-mal als gut bewertete Reimvorschlag aus der Reimemaschine im doofen Internet lautet „Illuminaten“. Hier haben 47 Hanseln im Deutschunterricht nicht aufgepasst, und zwar vermutlich genau die, die sich vor lauter Deutschsein sonst gar nicht mehr zu lassen wissen. Dafür gibt es von mir null Punkte.

Der Vorschlag mit den zweitmeisten Stimmen ist „Ferien“ – dafür würde ich zwei Punkte geben, weil zumindest die Fragestellung begriffen wurde, wenn die Antwort auch leider ein unreiner Reim ist. Unreiner Reim, darf man das überhaupt noch so nennen? Was kann denn der arme Reim dafür, dass wir keinen besseren finden können? Ist das nicht Diskriminierung?

Auf Fragen zum Klimawandel antwortete Herr AfD, dass viele Menschen im Land Angst hätten, ihre Meinung offen zu sagen. Soll heißen: Jeder, der nichts sagt, hat Angst, das zu sagen, was Herr AfD denkt, obwohl er doch derselben Meinung ist. Woher er diese Gewissheit nimmt, bleibt offen. Manche halten vielleicht einfach so die Klappe oder denken ohnehin nicht gern. Er führt dann weiter aus, dass, wenn sich alle Deutschen umbringen, um ihren CO2-Ausstoß auf Null zu senken, die Erde trotzdem nicht gerettet sei, sondern der CO2-Ausstoß bloß um zwei Prozent vermindert würde.

Ich glaube nicht, dass Herr AfD und seine Anhänger darüber nachdenken, alle Deutschen umzubringen. Und wenn, dann bestimmt nicht wegen Kohlendioxid, sondern wegen CDU-Wählern und anderen linksextremistischen Phänomenen. Oder haben sie nur Angst, es offen zuzugeben? Zu Recht, denn da drohen schwere Repressionen: Es könnte jemand anderer Meinung sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Susanne Fischer
Autorin
Susanne Fischer schreibt Romane und Kinderbücher und arbeitet als Geschäftsführender Vorstand der Arno Schmidt Stiftung und des Deutschen Literaturfonds e.V., letzteres ehrenamtlich. (FOTO: THOMAS MÜLLER)
Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • hihihi:



    "und arbeitet als Geschäftsführender Vorstand"

  • Jetzt mal ganz unabhängig davon, was „Herr AfD“ so denken mag und was nicht: Es ergibt schon irgendwie einen Unterschied, ob jemand seine Meinung („Der Osten ist doof!“) in einer Tageszeitung veröffentlichen kann, oder ob er seiner Überzeugung(„Alle Journalisten sind Idioten!“) nur im Kreise seiner Saufkumpane verlauten lassen kann. Zumindest gefühlt. Gut möglich, dass der mit dem Stammtisch findet, er bräuchte zum Ausgleich für das empfundene Machtgefälle eine Vertretung im Parlament, die vor der Kamera in seinem Namen ausspricht, was er beim Herrengedeck nur raunt.

  • Köstlich, Frau Fischer. 🎩

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Danke - Däh! - stromerte so 🍹-



      wg deux Dorade - dans le four grad



      - wie Willi mit sei Nasen -



      am Kahlen Waasen & 🤯



      Shure. Fischers Susanne allzumal



      Immer eine gute Wahl - Kawumm - 🙀 -



      &



      Liggers. Nicht alles was in Reimen -



      Gar unreinen - steht gut zu Gesicht!



      Auch Backen machens - nönich sogleich



      Zum Gedicht.

      Ps “Illuminaten“ Zero: aber weil zu lang!



      Laminaten hätte gelangt & bei mir hetts doch - Bodenbelach - 5 - Punkte gebrach!

      • @Lowandorder:

        Nix Nasen am Kahlen Wasen,



        Maloche im Tessin



        Und vielleicht die eine oder andere Villa von der SPD zurück erobern???

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          So So - im Ticino dem Herrn Kantönlirat zur Hand gehen.



          “… amtlich italienisch Repubblica e Cantone Ticino (Republik und Kanton Tessin)…“ Klingt so schön. But.



          Wie sagte ein schwyzer Kollege („ich bin schwarz - aber was ihr hier macht - das interessiert mich“) a RiRa im Süden -



          “Das ist der Kanton - in dem die Leute noch in der ersten Generation - das i am Namensende entfernen. Aber am heftigsten gegen Überfremdung wettern!“



          & die Villen?



          Sind doch alle mit der Neuen Heimat in die Toscana gewandert.



          Was Hans Koschnick - der bis dato (“was wäre ich ohne meine Partei!“) - die Hälfte! seines Salärs an die SPD gespendet hatte - Anlaß gab: Das - bis auf den normalen Parteibeitrag zu reduzieren!

          unterm—— servíce



          de.wikipedia.org/wiki/Neue_Heimat



          &



          www.spiegel.de/ges...ing-a-1273584.html



          &



          de.wikipedia.org/wiki/Hans_Koschnick

          kurz - Laß mal - noch heute - im Ruhrgebiet - Neue Heimat - Albert Vietor & GazPromGerd fallen - dann is aber Achterbahn 🎢 - 🤑 - Aber Hallo!

          Anyway. Komm heil gen Schnepfenried!