Die Wahrheit: Rübezahls Klage
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute mit einem Poem über einen sagenhaften Mann in sagenhaften Wirren.
Festgewachsen sind die Enden
meines Bartes im Gezwirn
meiner Maske oder wenden
sich gar aufwärts hoch zur Stirn.
Abzieh ’ n ist daher seit Tagen
leider für mich null Option.
Als ich anhub, es zu wagen,
schmerzte der Gedanke schon.
Doch wer kann mir mal erklären,
wie ich ’ s mit dem Essen mach?
Ich, den Strunk und Pilze nähren,
hatte nie Diät als Fach!
Selbst die Strohhalme verstopfen
und der Mustopf hilft da nicht.
Lauter Rübensiruppfropfen
klumpen auch mein Leibgericht.
Seit fast undenklichen Zeiten,
seit die Ewigkeit halt währt,
sah man mich als Waldschrat schreiten –
immer stark und wohlgenährt.
Aber jetzt knurrt mir der Magen,
dass der Kyffhäuser erbebt.
Dass nun ich, der Herr der Sagen,
noch die Magersucht erlebt!
Nur von Waldameisen leben,
ist nichts für mich großen Mann.
Wenn sie an der Maske kleben.
kommt man nicht mal züngelnd dran.
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