Die Wahrheit: Zehenzubehör
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Diesmal darf sich die Leserschaft an einem Poem über Fußpflege erfreuen.

Foto: Henadzi Pechan/mauritius images
Warum wächst mir solch ein Horn
aus dem großen Zeh heraus?
Zehennagel, schroffer Sporn,
schrecklich siehst du wieder aus.
An dir scheitert jede Feile.
Du verhältst dich illoyal.
Für dich brauch ich mittlerweile
Werkzeug aus Chirurgenstahl.
Chrom- und molybdänbeschichtet,
dass man deiner habhaft wird.
Kürzung wird nur so verrichtet,
dass der Bruch durchs Zimmer schwirrt.
Der verursacht Schmerz und Schrecken,
spießt sich böse in die Haut,
mit gemein gezackten Ecken,
dass man sich nicht barfuß traut.
Nutzlos bist du. Lästig. Übel.
Doch du bist, was weiterlebt.
Forscher werden an dir grübeln,
wenn man einst in Schichten gräbt.
Spangen findet, Münzen, Knöpfe.
Schließlich dich. Und fragt verstört:
Welchem schrecklichen Geschöpfe
hat dies Teilstück wohl gehört?
Nicht doch! Ruf ich in die Sphären.
Urteilt nicht in falscher Hast.
Lasst vernünftig euch belehren.
Klappe zu und aufgepasst.
Schließt vom Auswuchs nie aufs Ganze.
Selbst am allerschönsten Mann
ist, trotz all dem starken Glanze,
irgendwo die Macke dran.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Orschlurch
Wenn Poesie, Könnerschaft und Stoffwechsel zueinander finden, wird mir gleich warm ums Nagelbett! Bravo!
05158 (Profil gelöscht)
Gast
...."In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.
So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht....."