Die Wahrheit: Für eine Handvoll Nichts
Die dunkle Welt der Bitcoins und deren Kryptowert verlangt nach einem krassen Supererklärversuch.
![ein Symbolzeichen für ein Bitcoin ein Symbolzeichen für ein Bitcoin](https://taz.de/picture/2670826/14/Wahr_AufBitcoin.jpeg)
Wer die geheimnisvolle Welt der Finanzen nie verstanden hat, wem Zins und Zinseszins, Soll und Haben, Giro und Verliero fremd vorkommen, der sollte sich erst recht vor der Kryptowährung hüten!
Denn das ist eine Währung, die nicht verhehlt, was sie ist: krypto, also geheimnisvoll und unverständlich. Geld aus einer Welt, die keiner versteht. Moneten, die ebenso gefährlich wie entbehrlich sind. Keiner weiß, woher das Kryptogeld gekommen ist und wann es wieder geht. Ganz egal! Hauptsache, es ist digital, und es ist einfach da. Aber ist das wirklich gut so?
Die erste Bitcoin entstand angeblich – Bang! – aus dem Nichts und war nur eine kleine, unscheinbare Münze, die mit einem lauten „Bit-bit-bit“ vor den Augen der überraschten Bänker über den Boden der ersten Bitbank rollte. Klein, aber verführerisch wie ein „Wie-nur-für-mich-gemacht-Kredit“, denn man kann Bitcoins ja nicht einfach ausgeben oder verlieren wie analoges Geld.
Dazu gesellt sich ein immer wieder vorgetragenes Argument: Bitcoins sind nachhaltig und ressourcenschonend, weil sie aus zentraler Datenhaltung kommen. Aber wo kommen die digitalen Münzen tatsächlich her? Kaum einer weiß, dass sie aus den unfallträchtigen Minen des Kryptonmassivs stammen, wo sie von Tausenden staubigen Glücksrittern geschürft werden. Dabei durchlöchern sie die Bergkette wie einen Schweizer Käse. Wer besonders fleißig arbeitet, bekommt sogar Fleiß-Coins vom korrupten Kryptowährungsfonds versprochen.
Verbitterte Mathelehrer im Netz
Aber aufgepasst, digitaler Digger in den dunklen Minen der Bitcoins! In dieser hoffnungslosen Welt bedeutet „schürfen“ Rechenaufgaben lösen! Denn leider sind die Minenbesitzer verbitterte Mathelehrer, denen es Spaß macht, ahnungslose Schüler an die digitale Tafel zu holen. Jeden Tag stellen sie schwerere, nahezu unlösbare Aufgaben.
Die verzweifelten Mineure helfen sich mit modernsten Bohrgerätschaften: teure Rechner mit riesigen Grafikprozessoren, für die sie sich immer tiefer verschulden. Damit wühlen sich die besessenen Bitcoin-Schürfer immer tiefer mental in das durchlöcherte Gestein der maroden Minen. Ihre blassen, hoffnungslosen Kinder schaffen das Geröll in quietschenden digitalen Loren fort und verschwinden dabei oft genug in den labyrinthischen Stollen.
Sporadisch finden die Goldgräber verkratzte Bitcoins, sehen sich argwöhnisch um und packen sie in sogenannte „Wallets“. Das sind Geldbörsen, die die Digger Tag und Nacht am Körper tragen. Die Männer (Frauen sieht man dort selten) waschen sich nicht mehr und werden argwöhnisch und ungesellig. Nur am Wochenende treffen sich alle im digitalen „Gold Rush Saloon“ in Bitburg, wo sie die Robo-Puppen tanzen lassen. So mancher verspielt dort in einer Nacht, was er die ganze Woche über geschürft hat.
Deshalb, ihr dunklen Digger, hört auf einen, der sich mit dem tödlichen Kryptonit auskennt, hört auf Supermann: Finger weg vom virtuellen Geld. Denn das ist klar: Supermann würde Kryptogeld niemals anfassen!
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