Die Wahrheit: Dumm, dumm, dumm geht herum
Wie dumm kann man nur sein? Nicht nur bei der US-Präsidentenfamilie Trump scheint die Dummheit gerade sehr modern zu sein.
Eine gar nicht dumme Frage beschäftigt momentan die Welt: Wie dumm kann eigentlich ein Mensch sein? Eins ist sicher: Er kann sehr, sehr dumm sein – oder mit anderen Worten: „dumb as a brick“. Und genau das sagte Donald Trumps Exberater Stephen Bannon laut dem soeben in den USA erschienenen Bestseller „Fire and Fury“ über Ivanka Trump.
Der Tagesspiegel übersetzte das etwas hölzern mit „dumm wie ein Brett“, wo man von einer Berliner Zeitung doch eher ein „dumm wie Stulle“ erwartet hätte. Aber so wird immerhin sinngemäß das alte Sprichwort „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“ aufgegriffen. Die taz lässt es bei der Beurteilung Ivankas mit einem „strohdumm“ bewenden, während das Handelsblatt die Trump-Tochter seltsamerweise als „dumm wie ein Ziegel“ beschreibt. Da ist der österreichische Standard mit seiner Übersetzung „dumm wie ein Ziegelstein“ doch treffender. Im Kinderkanal wäre die gute Ivanka sicher „dumm wie Brot“. Auch wenn Bernd das Brot das nicht gern hören würde.
Jedenfalls kommt Ivanka Trump im Urteil der Mitarbeiter ganz nach ihrem Vater, dem der Präsidentenberater Gary Cohn bescheinigt, „dumm wie ein Stück Scheiße“ zu sein. Der so Geschmähte ist selbst nicht zimperlich mit der Beurteilung fremder Intelligenz, so stänkerte Donald Trump einmal über seinen eigenen Junior, dass dieser „weit hinten gestanden hat, als Gott das Hirn verteilt hat“.
Dummheit ist eine Gabe Gottes
Dass die geringen geistigen Gaben seines Sohnes womöglich dem spärlichen Erbgut seines genialen Erzeugers zu verdanken sind, kam dem präsidialen Dummkopf natürlich nicht in den Sinn. Dummheit ist eben eine Gabe Gottes und eine deutsche Redensart. Bei der oben erwähnten Hirnverteilung hätte der Senior sich sicherlich im Gegensatz zu seinem Sohn wieder vorgedrängt, denn „die Dummheit drängt sich vor, um gesehen zu werden“, wie die „dichtende Königin“ Elisabeth, durch Heirat Königin von Rumänien (1843-1916), einmal schrieb. Sie veröffentlichte unter dem Pseudonym Carmen Sylva.
Ob so ein stabiler Dummkopf nun „dumm wie Bohnenstroh“ oder besser „dumm wie ein Dreschflegel“ ist, ist Gegenstand der Vergleichenden Vergleichsforschung. Dieser Wissenschaftszweig setzt selbstredend hohe Maßstäbe für fein gesponnene Vergleiche, die durch rollende Reime und alerte Alliterationen noch veredelt werden können. So ist der Titel der legendären Jethro-Tull-Platte „Thick as a Brick“ dank seines Binnenreims dem schlichteren „dumb as a brick“ von Bannon deutlich vorzuziehen, die Bedeutung ist nämlich die gleiche: dumm wie Bohnenstroh. Auch „dumb as a thumb“ gefällt oder auch „dumm wie ein Trumm“ weist den kritisierten Dummian als „brummdumm“ aus.
Vergleichende Vergleichsforschung
Abwertende Tiervergleiche wie dumme Gans, dumme Pute, dummes Schaf und dummes Huhn werden in der jüngeren Dummheitsdebatte zu Recht kaum gebraucht, dafür wohnt diesen Tieren doch zu viel Intelligenz inne. Da sind Ziegelstein- und Torf- und Holzmetaphern nützlicher. Die Neue Frankfurter Schule setzte deshalb das schöne Wort „steindumm“ in die Welt.
Auch etwaige scheiß-anale Fixierungen der Kontrahenten werden von der Vergleichenden Vergleichsforschung strikt abgelehnt, aber was soll man bei diesen dummen Dösköpfen schon erwarten? Nicht allzu viel, noch dazu ist Vorsicht angebracht. Denn wie sagte schon der stabil geniale Dichter Grillparzer: „Ein Dummkopf bleibt ein Dummkopf nur für sich und Feld und Haus, doch wenn du ihn zu Einfluss bringst, so wird ein Schurke draus!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen