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Die WahrheitMit Feuer und Sepp

Neues aus der Fifa-Forschung: Es gibt doch noch eine letzte Möglichkeit, Joseph Blatter loszuwerden. Aber das verlangt äußerst schmerzliche Opfer.

Der Deal mit den Scheichs steht: Joseph Blatter wird neuer Mahdi. Foto: dpa

Am Freitag wird der mächtige Führer des größten Sports aller Zeiten, Joseph „Sepp“ Blatter, für weitere fünf Jahre an die Spitze seines geliebten Weltfußballverbandes gewählt – egal ob die halbe Fifa-Führung verhaftet wird oder nicht. Sepp Blatter ist und bleibt sakrosankt. Gern wiederholen wir deshalb hier unseren Lieblingswitz: „Was ist der Unterschied zwischen Gott und Sepp Blatter? Gott hält sich nicht für Blatter.“

Noch immer glauben Romantiker, dass das Gute irgendwann siegen und dass der finstere Fürst der Fifa verhaftet wird. Das ist allerdings ungefähr so wahrscheinlich, als würden Außerirdische in Zürich landen und den dunklen Lord des Kicks in eine ferne Galaxie entführen. Manch verzweifelter Fußballfreund mahnt sogar schon an, man solle Blatter wie in einer antiken Tragödie meucheln. Doch für Blatters geldgestählten Rücken ist kein Dolch scharf genug, Brutus Stoß würde an ihm abprallen wie eine Wespe am Zürichberg.

Es gibt wahrhaftig nur einen Weg, den Fifa-Tyrannen aus seinem Amt zu befördern – indem man genau dies tut: ihn wegbefördern. Nur wohin? Schließlich ist der Fußball längst zur weltweiten Ersatzreligion geworden, und der heilige Joseph ist ihr selbst ernannter Fußballgott. Was soll es da noch für einen höheren Posten geben für den düsteren Don? Jedenfalls nicht im Vatikan, dafür sitzt Papst Franziskus zu fest im römischen Sattel. Richtig aber ist, dass man Blatter aus dem quasi- in den tatsächlich religiösen Sektor aufsteigen lassen muss. Und wie geschaffen dafür ist der sogenannte Islamische Staat.

Seit einiger Zeit dümpelt der IS mit mäßigem Erfolg zwischen Irak und Syrien dahin und versucht, mit immer wuchtigeren Schreckensszenarien den Krieg anzustacheln: antike Stätten werden in Schutt und Asche gelegt, Menschen bei lebendigem Leib enthauptet oder verbrannt. Und hinter allem versteckt sich der wenig charismatische Anführer Abu Bakr al-Baghdadi, dessen Horde allein von seiner Grausamkeit zusammengehalten wird, dem es aber nicht gelingt, einen Staat im Staat zu errichten. Darauf versteht sich nur einer: der einzigartige Blatter.

Seit er die Weltmeisterschaft nach Katar verschoben hat, wird Blatter im Morgenland als Sonne des Abendlandes verehrt. Nun könnten die Scheichs am Golf, die bekanntlich neben der Fifa den IS finanzieren, ihren Einfluss auf den sauberen Sonnengott nutzen. Allerdings muss die Fußballgemeinde als Ausgleich für dessen Beförderung in den sauren Schweizer Apfel beißen und den Kataris die WM 2022 belassen, obwohl sie ihnen eigentlich sofort entzogen gehört.

Das bisschen Koran schafft sich der gewiefte Machiavellist mit links drauf. Einen Hordenbart muss er sich zwar wachsen lassen, und auch die Vorhaut muss ab. Doch bereits nach kurzer Amtszeit wird der erfahrene Altinternationale aus dem IS ein global agierendes und kommerziell erfolgreiches Unternehmen machen. Yusuf al-Blatteri, wie sein Nom de guerre dann lautet, wird als Nachfolger von al-Baghdadi und neuer Mahdi die ganze Welt mit Feuer und Sepp erobern und unter den sieben Säulen der Weisheit begraben.

Wen es aber bei dieser Vorstellung graust, den muss man nur fragen: Was ist wichtiger? Der Fußball oder der Weltfrieden?

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2 Kommentare

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  • Der finstere Fürst der Fifa hat eine ganze Menge Vasallen und die Alternativen sind alles andere als vertrauenswürdig. Vielleicht kann man Pest gegen Cholera eintauschen, aber für das Milliardengeschäft Fußball eine moralisch, seriöse Führung zu etablieren, ist Augenwischerei. Wenn sich in Deutschland die Bundesregierung schwer tut, ein Lobbyregister einzurichten, wenn ein Uli Hoeneß als Freigänger für kriminelle Praktiken in nicht mehr vorstellbaren Umfang davon kommt, dann ist doch kaum zu glauben, dass zur Zeit jemand die Fifa säubern kann und will.

    • @Julianne:

      Tja, da wird wohl nur noch Hartmut Mehdorn helfen können. Der hat doch grad Zeit, nicht?